planet e. Folge 179: Die Macht der Moore – Wie die Natur unser Klima schützt
Folge 179
Die Macht der Moore – Wie die Natur unser Klima schützt
Folge 179 (30 Min.)
Intakte Moore speichern in ihrem Torfkörper mehr vom klimaschädlichen CO2 als Wälder. Doch der Hunger nach Agrarflächen nimmt darauf keine Rücksicht. Immer mehr Moore werden trockengelegt. Auch in Deutschland liegt die Zukunft der Moore in erster Linie in den Händen der Landwirtschaft. Im Lauf der Jahrhunderte wurden 95 Prozent der Moore entwässert, haben dabei ihren natürlichen Charakter verloren und wurden zu Agrarland. Dabei bekommen Moore in der Klimadiskussion der vergangenen Jahre einen ständig wachsenden Stellenwert. Lebensthema für den Biologen und weltweit anerkannten Moor-Experten Prof. Michael Succow. Mit seinem ganzheitlichen Denkansatz gehört er zu den prägenden Figuren der Landschaftsökologie. Seinen Schülern und Absolventen will er so viel Moorwissen wie möglich beibringen. „Aus degradierten Mooren entweichen in Deutschland rund 45 Millionen Tonnen Treibhausgase, rund fünf Prozent der gesamtdeutschen Emissionen“, so Succow. Mit dem Absenken des Wasserspiegels beginnt das Ende eines intakten Moors, es hört auf zu wachsen. Die Torfe mineralisieren, werden zu einem krümeligen Substrat, und der im Torf gespeicherte Kohlenstoff emittiert in die Atmosphäre. Solange diese zerstörten Moore als Grün- und Ackerland genutzt werden, lässt sich dieser Prozess nicht stoppen. Trotz aller Bedenken ist in der Landwirtschaftspolitik von EU, Bund und Ländern keine tiefgreifende Änderung für die Nutzung von Moorgebieten zu erwarten. Wirkliche Erfolgsaussichten für die
Klimabilanz bietet die Renaturierung von Moorgebieten, wie es das Beispiel der Sernitz-Niederung in Brandenburg zeigt. Als junger Biologe erkundete Michael Succow diese Niedermoorregion im Auftrag der DDR-Staatsführung. Ziel war damals, das Moor für die Landwirtschaft nutzbar zu machen. Heute kann Succow diesem Moor eine Zukunftsperspektive geben. Aufgrund seiner Initiative wurden die Entwässerungsgräben verschlossen, das Moor kann nicht mehr ausbluten. Die typische Niedermoorvegetation kann wieder wachsen, und mit einer kontinuierlichen Torfbildung kehrt die weitgehend ausgeglichene Klimabilanz zurück. Für sein Umwelt- und Natur-Engagement wurde Michael Succow 1997 mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnet und gründete mit dem Preisgeld die Michael-Succow-Stiftung zum Schutz der Natur. Vor allem setzt er sich international für die Ideen der UNESCO-Biosphärenreservate ein. Die Zusammenarbeit der Universitäten Greifswald und Baku in Aserbaidschan ist ein Beispiel für den weitgreifenden Ansatz zum Erhalt natürlicher Umweltressourcen. In Aserbaidschan sind die Ausbeutung der Bodenschätze und die Übernutzung der Landschaft durch die Landwirtschaft das aktuelle Thema. „planet e.“ hat Michael Succow bei seinen Moorschutzprojekten und nach Aserbaidschan begleitet. Es wird deutlich, wie wichtig es ist, das Verständnis über die Zusammenhänge vom natürlichen Klimaschutzpotenzial der Moore an junge Wissenschaftler weiterzugeben. Damit die Renaturierung der Moorgebiete eine Chance hat. (Text: ZDF)