plan b (2017) Folge 18: Zuhause alt werden – Helfer statt Heim
Folge 18
Zuhause alt werden – Helfer statt Heim
Folge 18
„Ich bin ein alter Baum, den verpflanzt man nicht.“ Jan Honkoop (93) will zu Hause wohnen bleiben. Ein Herzenswunsch vieler Senioren. Wie kann das gelingen, wenn es ohne Hilfe nicht mehr geht? In den Niederlanden sind Kommunen gesetzlich verpflichtet, dafür zu sorgen: Kein Mensch soll ins Altenheim müssen. Ohne ehrenamtliche Helfer ist das nicht zu schaffen. Unsere immer älter werdende Gesellschaft braucht ein solidarisches Miteinander, auch in Deutschland. So sehen das viele Experten hierzulande, genau wie in den Niederlanden. Dort beginnt die Hilfe für Rentner wie Jan mit dem sogenannten Küchentischgespräch. Dabei fragt ein Sozialarbeiter nach den individuellen Bedürfnissen: Was geht noch allein, was nicht? Dann stellt er ein Netzwerk aus Helfern auf die Beine. Jans Tochter kümmert sich jetzt um die Wäsche und den Garten, die Nachbarin fährt den alten Mann gelegentlich zum Arzt, eine Ehrenamtliche aus dem Nachbarort bringt ihm das Mittagessen vorbei, der ambulante Pflegedienst hilft Jan mit den Kompressionsstrümpfen. So kann der 93-Jährige trotz dreier Herzinfarkte noch immer in den eigenen vier Wänden leben – und das, ohne ein Vermögen für all die Hilfe ausgeben zu müssen. Auch Tochter Rita profitiert von der Unterstützung: „Ich bin natürlich mitverantwortlich für die
Sorge um meinen Vater. Aber so kann ich weiter arbeiten. Alles wird für ihn getan. Ich kann also mein Leben weiterleben.“ In Deutschland fordern viele Senioren-Organisationen eine vergleichbare Politik. Die Kommunen sollen in die Pflicht genommen werden: nicht nur für barrierefreie Wege in der Stadt, sondern auch, um bürgerschaftliche Helfer-Netzwerke zu organisieren und zu koordinieren. Sogar der „Siebte Altenbericht“ der letzten Bundesregierung fordert dies. Mancherorts tun sie viel für ihre Alten, doch oft scheitert es am Geld. Klamme Kommunen streichen freiwillige Aufgaben wie die Sorge um die Senioren, wenn es finanziell eng wird. Ein Modellprojekt in Rheinland-Pfalz zeigt, dass das niederländische System auch hierzulande funktionieren kann. Eine „Gemeindeschwester Plus“ kümmert sich um die älteren Menschen vor Ort. Sie schaut auf die individuellen Bedürfnisse. „Wir sind für die Senioren zuständig, die keine Einstufung in einen Pflegegrad haben, die einfach nur alt sind und die niemanden haben, der sich um sie kümmert“, sagt Ute Franz. „Wir haben schon oft festgestellt, dass wir Pflegebedürftigkeit verzögern, wenn nicht gar verhindern können, wenn man die Leute nicht in ihren Wohnungen allein lässt.“ 150 Menschen hat die Gemeindeschwester so schon einen Umzug ins Heim erspart. (Text: ZDF)