Martine Aubry und die sozialistische Partei verfolgen ein Konzept, dessen Vorläufer aus den USA kommt und sich „Care“ nennt, gegenseitige Fürsorge. Als Gegenentwurf zum Ultraliberalismus verficht es eine den Menschen schützende Gesellschaft, statt Egoismus setzt es auf Altruismus und statt Individualismus auf das Kollektiv. Mit seinem Gast Fabienne Brugère, Professorin für Philosophie, diskutiert Raphaël Enthoven heute über die Care-Ethik. Jede Philosophie der Fürsorge geht davon aus, dass der Mensch als schwaches, wehrloses Wesen auf die Welt kommt; sie nimmt also unsere essenzielle Zerbrechlichkeit zum
Ausgangspunkt. Dennoch ist der Mensch nicht gerne von anderen abhängig und möchte sich selbst als starkes, selbstständiges Individuum sehen. Wie ist dieser Anspruch mit dem Konzept der Fürsorglichkeit vereinbar? Fabienne Brugère ist davon überzeugt, dass durch gewisse Interdependenzen erst die Voraussetzungen für eine neue Form der Autonomie geschaffen werden. Ein solides Netzwerk aus wechselseitigen Abhängigkeiten macht individuelle Stärke erst möglich. Zur Erhärtung dieser Thesen zieht die Sendung unter anderem Auszüge aus Louis Ferdinand Célines „Reise ans Ende der Nacht“ und Szenen aus David Finchers Film „Fight Club“ heran. (Text: arte)