Warum freuen wir uns eigentlich? Schwer zu sagen, denn die Welt ist voller Scheußlichkeiten: Es wird gemordet, Kinder werden vergewaltigt und ganze Völker ausgelöscht – in einem solchen Maße, dass es im Prinzip gar keinen Grund zur Freude geben dürfte. Dennoch wäre ein Leben ohne Freude nicht denkbar. Gerade das ist das große Paradoxon der Freude: Häufig unerklärlich und ohne ersichtlichen Grund, entfaltet sie sich trotz oder ungeachtet der Welt. Der Welt Freude entgegenzusetzen heißt zunächst einmal, der Welt abzuschwören, einer Welt, die uns ständig traurig macht. Clément Rosset definiert in seinem Buch „La Force majeure“ zwei Arten von Freude. Einerseits besteht sie für ihn „in der flüchtigen
Illusion, die Tragik der Existenz überwunden zu haben“. Andererseits kann sie auch darin bestehen, „die Existenz als unabdingbar tragisch zu billigen“. Ausgehend von diesem Buch suchen Raphaël Eindhoven und sein Gast, die junge Philosophin Marion Richez, die Antwort auf die Frage, was das absolute Glück vom absolut Bösen unterscheidet. Sie stoßen dabei auf Texte von Primo Levi, Hannah Arendt, Nietzsche und Albert Camus. Am Ende der philosophischen Debatte steht die freudvolle Erkenntnis: Zum Glück gehört es zum Wesen der Freude, dass sie nicht auf die Welt angewiesen ist, da man in Momenten der Freude von sich selbst abrückt und schließlich sogar mit einem geschärften Blick auf die Welt aus ihr hervorgeht. (Text: arte)