„XY Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ in Berlin verliehen

Feierstunde mit Rudi Cerne zu 50 Jahren „Aktenzeichen XY“ im ZDF

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 17.10.2017, 15:24 Uhr

Die „XY“-Preisträger 2017: Saskia Jürgens (2.v.l.), Marie-Isabel Kirmes (m.), Kevin Batzler (3.v.l.) und Marcel Märkisch (2.v.r.) – Bild: ZDF/Jule Roehr
Die „XY“-Preisträger 2017: Saskia Jürgens (2.v.l.), Marie-Isabel Kirmes (m.), Kevin Batzler (3.v.l.) und Marcel Märkisch (2.v.r.)

Die Verleihung des „XY-Preises – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ war in diesem Jahr auch eine Feierstunde zu 50 Jahren „Aktenzeichen XY …ungelöst“ im ZDF. So wurden nicht nur die vier Preisträger unter der Schirmherrschaft von Bundesinnenminister Thomas de Maizière geehrt. Rudi Cerne und „heute“-Moderatorin Barbara Hahlweg, die durch die zweistündige Veranstaltung führte, ließen gemeinsam die Geschichte des Fahndungsklassikers Revue passieren.

Viele Wegbegleiter von „XY“-Erfinder Eduard Zimmermann und der Sendung selbst waren bei der Jubiläums-Feier im ZDF-Hauptstadtstudio anwesend: Sabine Zimmermann erinnerte an den Perfektionismus und Erfindergeist ihres Vaters, während Cerne, der die Sendung inzwischen seit über 15 Jahren moderiert, augenzwinkernd von der Begegnung mit einem jungen Radioreporter berichtete. Der meinte, er sei mit ihm und „Aktenzeichen“ aufgewachsen – nicht mit Zimmermann, sondern eben mit Cerne: „So schnell kann’s gehen, schon gehört man zum alten Eisen“.

Auch Peter Hohl, bis 1979 Redakteur der Sendung, und Stephan Schifferer, der 5 Jahre lang das Aufnahmestudio Zürich leitete, ließen sich die Gelegenheit dieses „XY“-Klassentreffens nicht entgehen. Von ihrer aktuellen Arbeit hinter den Kulissen berichteten in einer Gesprächsrunde zudem Alfred Hettmer, der am Ende jeder Ausgabe die eingegangenen Hinweise zusammenfasst, und Redaktionsleiterin Ina-Maria Reize-Wildemann, die 1997 von Zimmermann persönlich zu seiner Nachfolgerin gemacht wurde.

Im Zentrum standen aber dennoch die diesjährigen Preisträger, die ihre „XY“-Trophäen und ein Preisgeld von jeweils 10.000 Euro in Empfang nahmen. Mit Steffen Schroeder („SOKO Leipzig“), Anna Loos („Helen Dorn“) und Jürgen Tonkel („Die Chefin“) konnten erneut prominente Paten und Laudatoren für die Verleihung gewonnen werden.

Die 17-jährige Saskia Jürgens war in Mengede auf dem Nachhauseweg, als eine Gruppe von zehn aggressiven Jugendlichen an ihr vorbeistürmte. Am Bahnhof angekommen musste die junge Frau feststellen, dass es die Gruppe auf zwei Jugendliche abgesehen hatte, die sie in einem unglaublichen Gewaltausbruch mit Golfschlägern, Messern und Elektroschockern lebensgefährlich verletzten. Saskia Jürgens griff sofort ein, versuchte den Haupttäter von seinem Opfer wegzuziehen: „Es waren noch einige Leute am Bahnhof – lauter Erwachsene. Da hat niemand eingegriffen!“ Sie konnte die Täter tatsächlich verscheuchen und leistete erste Hilfe. Damit rettete sie den zwei jungen Männern das Leben. Die Täter können schließlich mit der Hilfe von Jürgens ermittelt und festgenommen werden. Ein Urteil steht noch aus.

Eine weitere junge Frau hat ein Kind aus den Fängen eines Sexualtäters befreit. Marie-Isabel Kirmus (18) ging um die Mittagszeit in Delmenhorst mit ihrem Hund spazieren, als sie mitbekam, wie ein älterer Mann ein fünfjähriges Mädchen auf einer Parkbank mehrfach auf den Hinterkopf schlug. „Außerdem hatte der Mann plötzlich seine Hand unter dem Kleid des Mädchens“. Für Kirmus gab nur eine Wahl, sie ging zielstrebig auf den Mann und das Kind zu. „Ich habe das Mädchen gefragt, ob der Mann ihr Vater sei. Sie hat das verneint und deshalb habe ich das Kind einfach mitgenommen und zu seinen Eltern gebracht.“ Der Täter wird für dreieinhalb Jahre in die Psychiatrie eingewiesen und zu anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.

Die Berliner Kevin Batzler (39) und Marcel Märkisch (29) haben die Entführung einer jungen Frau verhindert, die kurz nach Mitternacht alleine auf dem Heimweg war. Ein Autofahrer bedrohte sie mit einer Schusswaffe und versuchte, sie in sein Auto zu zerren. Batzler kam gerade von seiner Arbeit als Palliativpfleger und musste, als er eingreifen wollte, ebenfalls in den Lauf der Pistole blicken. Zeitgleich hörte auch Märkisch, der auf seinem Balkon eine Zigarette rauchte, die Hilfeschreie der Frau und versuchte ebenfalls einzugreifen. Tatsächlich ließ der Täter daraufhin von der Frau ab und flüchtete. Märkisch konnte sich das Kennzeichen des Autos merken und hat damit die Polizei sehr schnell auf die richtige Spur gebracht. Der Täter, bei dem ein ganzes Waffenarsenal gefunden wurde, muss für fünf Jahre und sechs Monate ins Gefängnis.

Die diesjährigen Preisträger sind auch am Mittwoch, den 25. Oktober, in der „XY“-Jubiläumssendung bei Rudi Cerne zu Gast.

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