Vor 50 Jahren:

DDR-TV ‚für ganz Deutschland‘

Jutta Zniva – 29.12.2005

Mit der Eröffnung der Studios im Berlin Adlershof startete vor 50 Jahren das TV-Zeitalter in der DDR: Nach vier Jahren „offiziellem Versuchprogramm“ begann am 3.1.1956 der Deutsche Fernsehfunk mit der Ausstrahlung seines regelmäßigen Programms.

Etwa tausend DDR-Bürger hatten das Versuchsprogramm (darunter „Aktuelle Kamera“) mit einem eigenen Fernseher Marke Leningrad (3.500 Mark) sehen können. Ende 1958 waren über 300.000 Fernsehgeräte in der DDR angemeldet. Gesendet wurden zwei Stunden täglich: Mit Vorträgen und Bildung, Spielfilmen, Dokumentationen und künstlerisch ambitionierten Eigenproduktionen wollte der DFF nicht nur Fernsehen für die DDR, sondern für ganz Deutschland sein.

Als Massenmedium wurde das Fernsehen von der SED erst Anfang der sechziger Jahre entdeckt, als eine Million Bürger ein TV-Gerät besaßen. „Massenwirksamkeit“ und „Volksverbundenheit“ lautete der Parteiauftrag. Die täglich gesendeten acht Stunden Programm sollten eine tragende Rolle bei der „Befriedigung der Konsumbedürfnisse der Bevölkerung“ spielen.

1969 gab es die ersten regulären Farbfernsehsendungen (Farbcodierung in SECAM und bewusst nicht, wie in der BRD, im PAL-System), und DFF 2 ging auf Sendung. 1972 wurde aus dem DFF das „Fernsehen der DDR“. Ende der 80er Jahre wurde im Zuge einer Reform das Programm (insbesondere die „Aktuelle Kamera“) ideologisch abgerüstet: Der sozialistische Alltag fand sich in „verspielter Form“ etwa im „Polizeiruf 110“ oder in „Der Staatsanwalt hat das Wort“.

Zwei Jahre nach dem Mauerfall wurde der einstige DFF ausgeschaltet, 1992 übernahmen die ARD-Landesrundfunkanstalten das Programm. Geblieben sind etwa der „Polizeiruf 110“, die Garten- und Tiersendungen bei MDR und RBB, die sich an DDR-Vorbilder anlehnen, und „Unser Sandmännchen“. Auch wenn das Wort „Fernsehfunk“ in seinem Lied nicht mehr zu hören ist.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Den Wartburg 353 gab es übrigens anfänglich auch hier zu kaufen, inklusive Annoncen in einigen Zeitschriften - bis es die Abgasvorschriften verboten.
    • am via tvforen.de

      So ganz im Hinterstübchen erinnere ich mich noch, dass unser Nachbar hier im Bremer Raum so ende der sechziger einen Trabant 601 hatte.
    • am via tvforen.de

      was ist eingentlich aus der schwarze kanal geworden?? wäre doch mal eine priema sache diese sendungen paralel mit den sendungen der AK auf DVD zu bannen! Mohamad al Schafaf (Comical Ali, Bagdad Bob) verdiend sich mit seinen Märchen auch eine goldene nase in ammiland
  • am via tvforen.de

    Nur so am Rande: Mit dem "Leningrad" haben es die DDR Bürger wohl nicht
    gesehen. Die komplette Produktion ist als Reparationsleistung in die Sowjetunion
    gegangen. Der erste für DDR-Bürger erhältliche Fernseher war der "Rembrandt".

    Leningrad:

    http://www.tvhistory.tv/1951-LeningradT2-GERMANY.JPG

    Rembrandt:

    http://www.tvhistory.tv/1953-Rembrandt-FE852D-Germany.JPG
    • am via tvforen.de

      Jepp, Fernsehen war damals Grenzenlos.
      Aber viele gute Sachen gibt es leider nicht mehr. Das gilt sowohl für das DDR Fernsehen als auch für die Westsender.
      • am via tvforen.de

        Ich habe es gestern Abend gesehen und fand es ganz gut.besonders der Rückblick aufs Kinderfernsehen.
        Übrigens haben meine Eltern 1985 ihren ersten Farbfernseher für sage und schreibe 6250 DDR-Mark gekauft und er war noch nie kaputt und läuft heute noch einwandfrei!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
        Was ich von vielen technischen Geräten die wir nach der Wende gekauft haben und die auch nicht gerade super billig waren leider nicht sagen kann.
    • am via tvforen.de

      3500 statt 700 DM wie hier im Westen für einen Fernsehappart - puh, das war aber ganz schön teuer.
      • am via tvforen.de

        Dazu kommt, dass die üblichen Monatslöhne der Durchschnittsbevölkerung damals nur bei 500 oder 600 Mark lagen. Zwar waren Mieten, Lebensmittel, Kinderklamotten, Strom, öffentliche Verkehrsmittel etc. viel billiger als im Westen (da staatlich gestützt), aber sog. Luxusprodukte waren wirklich Luxus – man konnte sie sich nur nach langem Sparen leisten. Wenn überhaupt.
        Allgemein änderte sich das auch bis zur Wende nicht allzu deutlich: Dinge des täglichen Bedarfs waren billig, alles andere war schwer zu haben und/oder sauteuer. Dr erste Farbfernseher meiner Eltern (gekauft um 1984) kostete 4.600 Mark (und war 'ne Krücke, das nur nebenbei).
      • am via tvforen.de

        es sei denn man war bei der Staatssicherheit....da saß man in der ersten reihe,mit farbe
        ;o)
      • am via tvforen.de

        Ach ... verfügst Du über einschlägige Erfahrungen, Rufus? *fg*
      • am via tvforen.de

        eigenes Haus in Adlershof *hüstel
        :o)
      • am via tvforen.de

        Bemerkenswert ist dann noch, dass im Westen Fernseher aus DDR Produktion zu der Zeit für ca 900 Mark verkauft wurden.

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