Verbraucherzentrale NRW kritisiert ZDF-Werbung
Strengere interne Werberichtlinien gefordert
Michael Brandes – 11.04.2014, 14:31 Uhr

Die Verbraucherzentrale NRW fordert von den öffentlich-rechtlichen Sendern strengere Werberichtlinien. Insbesondere das ZDF steht in der Kritik. Der gemeinnützige Verein wirft dem Sender vor, vor allem seine ältere Stammkundschaft nicht ausreichend vor fragwürdiger Produktwerbung zu schützen.
Mit Werbespots für zahlreiche Diätprodukte etwa, die laut unabhängiger Tests nur eine sehr geringe bis gar keine Wirkung zeigen, verdient insbesondere das ZDF-Werbefernsehen jährlich Millionensummen. Zwar werde „durchaus in diversen Verbrauchersendungen im ZDF auch negativ über diese Produkte berichtet“, räumt die Verbraucherzentrale gegenüber dem Webportal Newsroom.de ein, aber dennoch stelle sich die Frage, ob sich ein gebührenfinanzierter Sender seine Werbekunden nicht sorgfältiger aussuchen sollte.
Zwar sei davon auszugehen, dass ein Verbraucher, der sich angemessen informiere, auf allgemein übliche Werbeversprechungen nicht hereinfalle, erklärt die Verbraucherzentrale. Jedoch könne ein konsumkritisches Verhalten insbesondere bei „einer besonders schutzwürdigen Zielgruppe, wozu Kinder, aber auch ältere oder kranke Menschen zählen“ nicht automatisch vorausgesetzt werden. Gerade bei älteren Menschen stelle sich „die Frage, inwieweit diese Zielgruppe den in einem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender beworbenen Produkten mehr Vertrauen schenkt als solchen, die in privaten Sendern beworben werden.“ Und an älteren Zuschauern mangelt es dem ZDF wahrlich nicht angesichts eines Durchschnittsalters von 61 Jahren. Die Verbraucherzentrale fordert daher vom Sender, „seine eigenen Richtlinien für Werbespots strenger gestalten – deutlich über das juristisch erforderliche Maß hinaus -, einfach weil ein öffentlich-rechtlicher Sender eine besondere gesellschaftliche Verantwortung trägt“.
Das ZDF sieht keinen Handlungsbedarf: „Auf die Inhalte der Werbespots hat das ZDF keinen Einfluss. Für die Inhalte sind die Auftrag gebenden, Werbung treibenden Firmen verantwortlich. Die Werbespots werden in fertig produziertem Zustand angeliefert“, teilte eine Sprecherin auf Anfrage von Newsroom.de mit. Grundsätzlich behalte es sich der Sender vor, „die Ausstrahlung von Werbespots wegen des Inhalts, der Herkunft und der technischen Form nach sachlich gerechtfertigten Grundsätzen abzulehnen, insbesondere wenn deren Inhalt gegen sittliche bzw. rechtliche Bestimmungen oder gegen die Interessen des ZDFs verstößt.“ Das ist bei den von der Verbraucherzentrale kritisierten Spots offenbar nicht der Fall.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Niklas1991 am via tvforen.de
Ich finde ja eh, dass die öffentlich-rechtlichen Sender frei von Werbung sein sollten. Das ist nicht nur lästig, sondern hat auch immer den faden Beigeschmack, dass sie eben doch nicht so ganz unabhängig sind, wie sie sein sollten.
Und so manche Entscheidung kann man wirklich auch nur verstehen, wenn einem klar ist, dass es zu bestimmten Zeiten in erster Linie darum geht, ein attraktives Werbeumfeld zu schaffen.
Und nebenher hätte das noch einen Vorteil:
die Privaten haben ja schon mal angedeutet, dass sie kein Problem mit der unbegrenzten Abrufbarkeit öffentlich-rechtlicher Inhalte hätten (also diese lästige 7-Tage-Frist fallen könnte), wenn die Öffentlich-Rechtlichen im Gegenzug auf Werbung verzichten würden.
Wenn man aber schon Werbung ausstrahlt, sollte man wenigstens auf Werbung für dubiose Produkte wie Diät-Mittelchen, Kalorienbomben für Kinder, etc. verzichten!JulianParker am via tvforen.de
Ich fände auch einen kompletten Werbe-Verzicht im öffentlich-rechtlichen Fernsehen und Radio sehr sinnvoll.
Das würde nicht nur echte Unabhängigkeit bedeuten und diese störende Werbung durch sinnvollere Inhalte ersetzen... Sondern das wäre auch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der privaten Konkurrenz.Migge am via tvforen.de
JulianParker schrieb:
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> Ich fände auch einen kompletten Werbe-Verzicht im
> öffentlich-rechtlichen Fernsehen und Radio sehr
> sinnvoll.
>
> Das würde nicht nur echte Unabhängigkeit
> bedeuten und diese störende Werbung durch
> sinnvollere Inhalte ersetzen... Sondern das wäre
> auch ein Alleinstellungsmerkmal gegenüber der
> privaten Konkurrenz.
Zumal die Gebührengelder ja nur so sprudeln sollen.
Anonymer Teilnehmer am via tvforen.de
Wer daran glaubt was die Werbung verspricht dem ist eh nicht zuhelfen.Frau_Kruse am via tvforen.de
Die Verbraucherzentrale NRW sollte sich an die EU wenden. Dort ist man erfahrunsgemäß immer dankbar für Ideen, wie man die dummen Untertanen bevormunden und umerziehen - pardon "besonders schutzwürdige Gruppen besser schützen" kann. Zum Beispiel Siebzigjährige, die meinen, Schleimfraß oder Yukulele in sich hineinschütten zu müssen, um jene Bikinifigur zu bekommen, mit der sie sich den scharfen, 68jährigen Boy aus dem Seniorenfreizeitheim angeln können.faxe61 am via tvforen.de
Nur so am Rande: Die Vorschläge bei der EU kommen von Ländern/Regierungen.
Dort werden dann durch die Länder, auch DE, die Meinungen der Lobbyisten/Wirtschaft vertreten.
Um es mal ganz platt auf den Punkt zu bringen.
MarkoP (geb. 1976) am
Es ist generell traurig, dass ein aus öffentlichen Gebühren finanzierter Sender überhaupt Werbung zeigt. Da fragt man sich doch erst Recht wofür man die GEZ-Gebühren bezahlen soll.