TV-Kritik: „The White Princess“ – Kann das Sequel mit der Mutterserie mithalten?

Warum das Historiendrama auf ganzer Linie überzeugt

Rezension von Jana Bärenwaldt – 28.04.2017, 18:15 Uhr

Jodie Comer in „The White Princess“ – Bild: STARZ
Jodie Comer in „The White Princess“

Weiße Rosen aus Marmor erscheinen auf der Bildfläche und lösen sich langsam wieder auf, begleitet von der melodischen Titelmusik von John Lunn („The White Queen“, „Downton Abbey“). Weiße und rote Symbole (repräsentativ für die Adelshäuser York und Lancaster) wechseln sich ab. Bereits das Intro von „The White Princess“ knüpft motivisch und musikalisch an die Mutterserie „The White Queen“ an und sorgt vom ersten Moment an für die richtige Stimmung. Auch die Handlung des Sequels setzt genau dort an, wo die Vorgängerserie vor knapp vier Jahren geendet hat. König Richard III. unterlag Henry Tudor VII. (Jacob Collins-Levy, „Glitch“) in der Schlacht von Bosworth 1485 und wurde getötet. Henry Tudor, der ein Nachfahre der Lancaster ist, hat gelobt Elizabeth von York (Jodie Comer, „Thirteen – Ein gestohlenes Leben“), die älteste Tochter von Elizabeth Woodville (Essie Davis, „Miss Fishers mysteriöse Mordfälle“), der ehemaligen White Queen und König Edward IV. zu heiraten – um die Häuser zu vereinen und Frieden über England zu bringen. Aber auch er braucht diese Verbindung, um einen legitimen Anspruch auf den Thron zu haben.

Elizabeth, genannt Lizzie, ist über die Aussicht auf eine Hochzeit mit Henry erschüttert. Was in der Mutterserie nur angeschnitten wurde, wird hier nochmals in einem Rückblick erklärt. Lizzie hatte eine Liebesbeziehung mit dem ehemaligen König Richard und kann den Gedanken nicht ertragen, mit dem Feind die Ehe einzugehen, wo sie doch immer nur aus Liebe heiraten wollte. Aber auch Henry zeigt sich wenig begeistert davon, eine Frau zu ehelichen, die ihn offensichtlich verabscheut. Jedoch sind nicht Lizzie und Henry die Entscheidungsträger und Strippenzieher in diesem Spiel, sondern ihre jeweiligen Mütter, Elizabeth Woodville und Margaret Beaufort (Michelle Fairley, „Game of Thrones“). Dabei denken beide Frauen nur an den Machterhalt und den Aufstieg ihrer jeweiligen Familie.

Das Ränkespiel zwischen den beiden Häusern, aber auch innerhalb der jeweiligen Familien, ist erneut eine der großen Thematiken in der Serie. Margaret Beaufort will ihren Sohn um jeden Preis auf dem Thron halten, während die ehemalige White Queen Elizabeth jede Chance nutzt, das Haus York wieder ganz nach oben zu bringen. Lizzie steht ihr dabei in nichts nach, jedoch kommen ihr nach und nach Zweifel an den rabiaten Methoden ihrer Mutter. Sie zieht es vor, ihre Pläne taktisch und behutsam umzusetzen, was sich auch in ihrem Motto widerspiegelt: von der Königinmutter bekam sie das Motto „Humple and Penitent“ („Demütig und Ehrfürchtig“), änderte es für sich aber um in „Hidden an Patient“ („Verborgen und Geduldig“).

Aber auch innerhalb der Familien gibt es Unstimmigkeiten. Henry beobachtet mit Missbilligung den vertrauten Umgang zwischen seiner Mutter und seinem Onkel Jasper Tudor (Vincent Regan, „The Royals“, „300“), während Elizabeths jüngere Schwester Cecily (Suki Waterhouse) neidisch auf Lizzie ist, denn sie wäre gern selbst die Königin an Henrys Seite und vergisst wo ihre Loyalität liegen sollte. Die Hoffnung der Familie York ruht auf dem kleinen Richard, der letzte lebende männliche Nachkomme von Elizabeth Woodville und Edward IV. und somit legitimer Thronfolger, der aber verschwunden ist.

Die Hochzeit von Lizzie (Jodie Comer) und Henry VII. (Jacob Collins-Levy) in „The White Princess“

Von den angelegten Handlungssträngen und der Dramaturgie weist „The White Princess“ unglaublich viel Potenzial auf. Obwohl Lizzie und Henry sich zunächst mit Verachtung begegnen, deutet sich schon in den ersten zwei Folgen an, dass sich das Verhältnis der beiden noch ändern könnte. Allerdings würden ihre rivalisierenden Mütter das wohl eher weniger begrüßen, genau wie Cecily, die nichts unversucht lässt um die Autorität ihrer älteren Schwester zu untergraben.

Und wenn aus der arrangierten Ehe mit der Zeit doch noch wahre Gefühle entstehen sollten, würde das die Situation vor allem für Lizzie noch sehr viel komplizierter gestalten. Sie müsste sich dann entscheiden, bei wem ihre Loyalitäten liegen, ihrem Mann oder ihrer Familie, und für welches Haus sie kämpfen will. Die Rivalität der verschiedenen Adelshäuser, die das Land spaltet, ist somit wieder das Oberthema der Serie, in deren Verlauf sich zeigen wird, ob das junge Paar es schaffen wird, die alte Fehde zu begraben und das Land wieder zu vereinen oder nicht.

Ein kleiner Wermutstropfen der Serie ist, dass der gesamte Cast ausgetauscht wurde und man somit kein bekanntes Gesicht aus „The White Queen“ wiedersieht. Allerdings verfliegt die Trauer schnell und man gewöhnt sich rasch an die neuen Darsteller, da sie durchweg vielschichtige Charaktere mit viel Entwicklungspotenzial erschaffen haben, die man lieben aber auch hassen kann. Vor allem Michelle Fairly als Margaret Beaufort und Vincent Regan als Jasper Tudor brillieren in ihren neuen Rollen und auch die Chemie zwischen Lizzie und Henry stimmt.

Die aufwendig gestalteten Kostüme und Kulissen sowie die stimmungsvolle Musik tun ihr übriges, um der Historienserie die passende Atmosphäre zu verleihen. Zusammengefasst ist „The White Princess“ durchweg zu empfehlen, vor allem für Fans von „The White Queen“ oder Liebhabern von Historiendramen. Das Sequel schafft es gekonnt, sowohl thematisch als auch dramaturgisch an die Mutterserie anzuknüpfen und den Zuschauer von Anfang an gespannt an den Bildschirm zu fesseln. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die verschiedenen Konflikte im Laufe der Staffel entwickeln und wer am Ende die Fäden in der Hand hält.

Diese Kritik beruht auf der Sichtung der ersten beiden Episoden von „The White Princess“.

Meine Wertung: 4,5/​5


Jana Bärenwaldt © Alle Bilder: Starz

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1960) am

    Wann kommt die Serie nach Deutschland??????

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