„The Walking Dead“ liefert gruseligste Folge der Staffel – Review

Unser Recap zur sechsten Episode der elften Staffel „On the Inside“

Rezension von Jana Bärenwaldt – 27.09.2021, 05:40 Uhr

„The Walking Dead“: „On the Inside“ – Bild: AMC
„The Walking Dead“: „On the Inside“

In der sechsten Folge der neuen „The Walking Dead“ Staffel („On the Inside“) wird Daryls (Norman Reedus) Loyalität zu den Reapern auf eine grausame Probe gestellt. Zudem kommt es zu einem Wiedersehen mit Connie (Lauren Ridloff) und Virgil (Kevin Carroll), die sich auf ihrer Flucht in einer verlassenen Villa wiederfinden. Allerdings stoßen die beiden dort auf etwas weitaus furchterregenderes als Walker.

Zur Erinnerung: Virgil ist ein Überlebender, der mit seiner Familie auf Bloodsworth Island lebte, nach deren Tod jedoch zeitweise verrückt wurde. Nach dem Aufeinandertreffen mit Michonne (Danai Gurira) hat er sich allerdings wieder zusammengerauft und versucht, seine vergangenen Fehler wieder gutzumachen. Er ist zufällig auf Connie gestoßen, nachdem diese tagelang in der Höhle mit den Beißern eingesperrt war, die durch den von Carol (Melissa McBride) ausgelösten Sprengstoff verschüttet wurde.

Die beiden befinden sich nun gemeinsam auf der Flucht, wobei jedoch nicht ganz klar wird, wovor. Sie suchen Zuflucht in einer scheinbar verlassenen Villa, um wieder zu Atem zu kommen, doch Connie ist nicht im Mindesten beruhigt. Und das liegt nicht an den Untoten vor der Tür, sondern an dem Haus selbst. Man kann es ihr nicht verübeln, immerhin sieht das aus dem Nebel auftauchende Gebäude wie ein Spukhaus aus einem Horrorfilm aus. Obschon Virgil jeden Raum durchsucht hat und Connie sichtlich übermüdet ist, findet sie keine Ruhe.

Connie (Lauren Ridloff) traut der Ruhe in der Villa nicht. AMC

Die Nachricht von Connies Überleben hat sich wie ein Lauffeuer in Alexandria verbreitet. Während Carol so schnell wie möglich zur Suche aufbrechen will, möchte Aaron (Ross Marquand) zunächst einen Plan dafür aufstellen. Die Diskussion erübrigt sich jedoch, als bekannt wird, dass Kelly (Angel Theory) bereits allein losgeritten ist, um ihre Schwester zu suchen. Sie findet auch bald Spuren von Connie, die bei einem scheinbar überstürzten Aufbruch ihre Sachen in einem Lager im Wald zurücklassen musste. Aus ihrem Notizblock erfährt Kelly, dass Connie mit einem Mann unterwegs ist, der Michonne kannte, und dass sich die beiden nun gemeinsam auf der Flucht vor etwas befinden.

Am Stützpunkt der Reaper wird Frost (Glenn Stanton) weiterhin gefoltert, um die Informationen über Maggies (Lauren Cohan) Aufenthaltsort preiszugeben. Da das Verhör aber bislang ergebnislos geblieben ist, heuert Pope (Ritchie Coster) nun Daryl an, wohl auch, um dessen Loyalität zu testen. Daryl fühlt sich sichtlich unwohl, hat aber keine andere Wahl, als dem Befehl Folge zu leisten, wenn er nicht selbst auch auffliegen will. Trotz der Anwesenheit der anderen Reaper schaffen Daryl und Frost es, sich durch einen cleveren Dialog so weit zu verständigen, dass Frost schließlich den ungefähren Aufenthaltsort seiner Leute verrät. So hofft Daryl, sowohl Frost als auch Maggie und ihre Gruppe retten zu können.

Daryl (Norman Reedus) versucht Frosts (Glenn Stanton) Leben zu retten. AMC

In der unheimlichen Villa denkt Connie derweil vor allem an ihre eigene Rettung, denn sie will so schnell wie möglich zurück zu ihrer Familie. Sie begibt sich auf einen eigenen Kontrollgang durch das Haus, wobei sie eine Reihe von gruseligen Porträts mit ausgekratzten Augen passiert. Spuren von anderen Menschen oder Walkern findet sie jedoch nicht. Gerade, als Connie die Suche abschließen will, starrt sie auf einmal ein menschliches Auge durch ein Loch in der Wand an. Panisch rennt sie zurück zu Virgil, der ihren Verdacht jedoch nicht bestätigen kann.

Daryl und die Reaper sind in der von Frost beschriebenen Gegend angekommen. Da sie nicht genau wissen, in welchem Gebäude sich Maggie & Co. versteckt halten, müssen sie das Gelände weitläufig absuchen. Dabei gelingt es Daryl schnell, durch kleine Signale Maggies Aufmerksamkeit zu erwecken, sodass sie vor der Ankunft der Reaper gewarnt wird. So erweisen sich alle Häuser als verlassen, jedoch finden sich auch Spuren, die zeigen, dass sich bis vor kurzem noch Menschen hier aufgehalten haben. Daryl sieht dies als Beweis dafür, dass Frost die Wahrheit gesagt hat.

Die Reaper finden das Haus scheinbar verlassen vor. AMC

Die Lage wird jedoch brenzlig, als er bemerkt, dass seine Leute das Haus noch nicht verlassen haben, sondern sich in einer kleinen Kammer unter dem Fußboden versteckt haben. Daryl versucht alles, um die Reaper von der verräterischen Stelle abzulenken und schafft es zugleich, Maggie wertvolle Informationen über die Reaper und ihre Aufstellung zukommen zu lassen. Seine Verzögerungstaktik bietet Maggie, Negan (Jeffrey Dean Morgan), Gabriel (Seth Gilliam) und Elijah (Okea Eme-Akwari) zudem genug Zeit, um das Haus unbemerkt zu verlassen.

Auch Connie will die Villa so schnell wie möglich verlassen. Doch während sie und Virgil noch diskutieren, werden sie von einer plötzlich ausfahrenden Wand voneinander getrennt. Diese Isolierung ist vor allem für die gehörlose Connie fatal. Zu Tode verängstigt bahnt sie sich ihren Weg und schon bewahrheiten sich ihre schlimmsten Befürchtungen: Sie sind nicht allein. Ein langhaariges, sich auf allen vieren fortbewegendes, menschliches Wesen schleicht sich von hinten an sie heran. Connie verbarrikadiert sich verzweifelt hinter einer Tür.

Das personifizierte Grauen AMC

Besonders furchteinflößend werden die Szenen, da sie größtenteils aus Connies Perspektive, also ohne Ton, gezeigt werden. Der Horror des Ausgeliefert seins wird von Lauren Ridloffs überzeugender Mimik auf den Punkt transportiert. Der stellenweise und plötzlich wieder einsetzende Ton sorgt für einige Jump-Scare Momente.

Besonders tragisch ist auch die Situation, als Connie Virgil durch einen Spalt in der Wand sieht, und sich eine der Kreaturen von hinten an ihn heranschleicht, sie ihn aber nicht warnen kann. Hilflos muss sie dem Kampf zusehen, jedoch schafft sie es immerhin, Virgils Gegner durch ihr Klopfen kurz abzulenken, sodass dieser Gelegenheit für den tödlichen Stoß bekommt. Allerdings hält Virgil sie im ersten Moment für eine weitere Bedrohung, was nochmals für zusätzliche Spannung sorgt.

Die beiden haben einen Moment, um wieder zu Atmen zu kommen. Virgil sagt, dass er noch nie Überlebende gesehen hat, die so viel von ihrer Menschlichkeit verloren haben. Er selbst war zwar auch einmal nahe daran, sich zu verlieren, wurde aber von Michonne zurückgeholt. Sie beschließen, sich gemeinsam ihren Weg nach draußen freizukämpfen. Dabei wird Virgil jedoch schwer verletzt und sie finden sich buchstäblich mit dem Rücken zur Wand wieder. Im letzten Moment hat Connie die rettende Idee: Sie bedeckt sich mit Walker Blut, stellt sich schützend vor Virgil und öffnet die Tür der Villa.

Connie (Lauren Ridloff) hat in letzter Sekunde den rettenden Einfall. AMC

Als die Untoten in die Villa strömen, bricht Chaos aus und Connie und Virgil können fliehen. Jedoch schaffen es auch zwei der Kreaturen nach draußen. Diese kommen aber nicht weit, sondern werden von Kelly aufgehalten. Diese hat gemeinsam mit Carol, Rosita (Christian Serratos) und Magna (Nadia Hilker) den Weg zur Villa gefunden. Endlich haben sich alle wiedergefunden, jedoch hat Virgil mittlerweile das Bewusstsein verloren.

Am Stützpunkt der Reaper reagiert Pope seltsam amüsiert, als seine Truppe mit leeren Händen zu ihm zurückkehrt. Er hält die Mission trotz allem für einen Erfolg, da er das „Gespräch“ mit Frost fortgesetzt und dabei alle nötigen Informationen bekommen habe. Bei diesen Worten wirft er Daryl einen bedeutungsschweren Blick zu, der nichts Gutes zu bedeuten haben kann. Daryls Plan, Frost zu retten, ist zudem nicht aufgegangen. Maggies ehemaliger Weggefährte steht nun als Untoter an einen Baum gekettet auf dem Gelände der Reaper.

Was spielt Pope (Ritchie Coster) für ein Spiel? AMC

Fazit

Die neue Episode „On the Inside“ hat von vorne bis hinten alles richtig gemacht und gezeigt, wie gut „The Walking Dead“ sein kann, wenn die Serie zur Hochform aufläuft. Die Szenen mit Connie und Virgil in der Villa haben teilweise stark an Filme um verfluchte Spukhäuser erinnert und ihre Wirkung nicht verfehlt. Vor allem der spätere Wechsel zwischen den Perspektiven der beiden und die schauspielerische Leistung von Lauren Ridloff haben durchweg für eine gruselige und nervenaufreibende Atmosphäre gesorgt.

Aber auch der Handlungsstrang um Daryl und die Reaper war durchweg spannend aufgebaut. Vor allem die zweideutigen Dialoge waren clever geschrieben. Um Frost kann es einem Leid tun, da sich besonders am Ende gezeigt hat, was für ein loyaler Charakter er war. Bis auf Elijah ist nun kaum jemand von Maggies Gruppe mehr übrig. Aus Daryls Sicht bleibt nur zu hoffen, dass Frost bis zu seinem Tod sein Geheimnis gewahrt hat, denn Pope hat nun einmal mehr bewiesen, dass Gnade für ihn ein Fremdwort ist.

Das Wiedersehen mit Connie und Virgil hat zudem nicht nur für eine erfreuliche Rückkehr von zwei Figuren gesorgt, sondern könnte auch endlich die Verbindung zu Rick (Andrew Lincoln) herstellen. Denn Virgil ist der letzte, der Michonne gesehen hat, und der weiß, warum sie wirklich ihre Community zurückgelassen hat. Man male sich nur das Gesicht von Daryl und den anderen aus, wenn sie erfahren, dass Rick womöglich noch am Leben ist …

Kommentare zu dieser Newsmeldung

    weitere Meldungen