„The Rookie“: Neue Serie von Nathan Fillion wird „Castle“-Fans froh machen – Review

Deutschlandpremiere der neuen Serie im Fox Channel

Bernd Krannich
Rezension von Bernd Krannich – 04.06.2019, 17:29 Uhr

Nathan Fillion ist „The Rookie“ – Bild: ABC
Nathan Fillion ist „The Rookie“

Schon in „Castle“ gelang es Nathan Fillion mit viel Charme, die Titelfigur Richard Castle mit einer Mischung aus Humor und Ernst und als „Fish out of Water“ in die Herzen der Zuschauer zu bringen. Das Geiche gelingt ihm nun auch in seiner neuen Serie „The Rookie“ – aber mit einer Portion mehr Ernst und zwei Portionen mehr Action.

In „The Rookie“ – das sich an wahre Ereignisse anlehnt – porträtiert Fillion John Nolan, den ältesten „Neuling“ (Rookie) des Los Angeles Police Departement. Der sorgt alleine durch seine Existenz für einigen Wirbel, da zumindest einige Vorgesetzte ihn für einen Mann in der Midlife-Crisis halten, der zur Bedrohung der Sicherheit seiner Kollegen werden kann. Einzig Captain Zoe Andersen (Mercedes Mason) sah Potential und sorgte dafür, dass Nolan nach der kurzen „Grundausbildung“ an der Polizeischule für seine einjährige Probe- und Einarbeitungszeit in ihr Revier versetzt wurde. Mit sich bringt Nolan zwei jüngere Kommilitonen von der Akademie.

Dabei muss man sich vor Augen führen, dass die Polizei der Großstädte der USA sich meist aus erfahrenen Menschen zusammensetzt, die durch einen mehrwöchigen Intensivkurs in einer Police Academy eine gewisse Fitness nachweisen und sich gesetzeshüterisches Grundwissen aneignen konnten. Danach werden die Rookies für ein Jahr mit einem erfahrenen Polizisten, ihrem Trainings-Officer („TO“), auf Steife geschickt. Die Polizei hat ein Mindestalter für den Einstieg, so dass einige ihrer Neuzugänge als Vorbereitung am College Kriminalistik oder Ähnliches belegt haben. Aber auch für Seiteneinsteiger – insbesondere Ex-Soldaten – ist man offen. Der Aufstieg in der Polizei – etwa zum Detective – erfolgt in der Regel durch langen Dienst als Streifenpolizist und das Ablegen verschiedener Prüfungen.

Ein bunter Strauss Figuren
Neben Nolan sind Jackson West (Titus Makin Jr.) und Lucy Chen (Melissa O’Neil) die beiden anderen Neuzugänge: West ist der Sohn eines hohen Tiers beim LAPD, dem Leiter der Diesnstaufsichtsbehörde, so dass West mit einigem an Vorwissen daherkommt und auch wegen des Erfolgsdrucks Klassenbester des Akademie-Jahrgangs war. Chen hingegen ist die 28-jährige Tochter zweier Psychiater, die sich letztendlich eher aus Trotz bei der Polizei beworben hatte, auf der Academy aber ihre Leidenschaft für den Job gefunden hat.

Der Cast von „The Rookie“: (v.l.) Titus Makin Jr. als Jackson West, Melissa O’Neil als Lucy Chen, Eric Winter als Tim Bradford, Nathan Fillion als John Nolan, Afton Williamson als Talia Bishop, Alyssa Diaz als Angela Lopez, Mercedes Mason als Captain Zoe Andersen und Richard T. Jones als Sergenat Wade Grey.

Was uns zu John Nolan führt. Schon lange stand die Ehe des selbstständigen Handwerksunternehmers von der Westküste am Abgrund – und als der Sohn aufs College ging, hat Nolans Frau den letzten Grund verloren, die Ehe aufrecht zu halten. In der Situation, wo er vor dem Nichts steht, wird Nolan in den Überfall einer Bank verwickelt, bei der er Kunde ist. Durch Nolans mutigen, aber nicht leichtsinnigen Einsatz konnte die Polizei die Täter überwältigen – und Nolan hatte einen Grund für einen Neuanfang. Für den ist er zudem vom ländlichen Pennsylvania in den sozialen Brennpunkt Los Angeles gezogen. Dort lebt er mietfrei in einem Strandhaus eines ehemaligen Kommilitonen – als eine Art Housesitter.

Ebenso wie bei den Rookies sind auch die Ausbilder eine bunte Mischung. Officer Tim Bradford (Eric Winter) ist aus Überzeugung Streifenpolizist. Er liebt die Abwechslung, die Action und auch, die Neulinge auseinanderzunehmen, um zu sehen, ob sie das Zeug zum Polizisten haben. Talia Bishop (Afton Williamson) kommt aus schwierigen Verhältnissen. Sie arbeitet an einer Karriere in der Polizei und hat hochgesteckte Ziele. Angela Lopez (Alyssa Diaz) ist ebenfalls ehrgeizig, hat aber eher ein konkretes Ziel: Detective zu werden ist ihr Traum. Entsprechend konkurrieren Bishop und Lopez auch ein wenig um die gleichen Beförderungschancen. Abgerundet wird der Cast durch Sergeant Wade Grey (Richard T. Jones), der die Verantwortung für die Streifenpolizisten hat sowie Captain Andersen (Masohn).

Jede Menge Autoschrott
Von der Herangehensweise her zeigt sich „The Rookie“ durchaus als Mischung aus „Grey’s Anatomy“ (das auf dem selben US-Sender läuft) und einer Actionserie. Im Zentrum stehen nicht Fälle der Woche, sondern die Erlebnisse der Polizisten, die ein Wechselbad der Gefühle von Erfolgserlebnissen und niederschmetternden Rückschlägen mit sich bringen. Zudem sorgt eine Mischung verschiedener Altersgruppen, Geschlechter und Hintergründe für ein reichhaltiges Reservoir an Geschichten – natürlich dürfen Romanzen da nicht ganz außen vor bleiben, auch wenn sie zumindest verpönt und in manchen Situationen auch verboten sind.

Die Figuren der Rookies und Ausbilder können dabei immer wieder mit ungewöhnlichen Enthüllungen über ihr bisheriges Leben punkten und wirken vielschichtig. Neben den nachdenklich stimmenden Momenten, die Fragen über über Recht, Gerechtigkeit, das Leben im Allgemeinen und als Polizist im Besonderen sowie die Probleme der Wohlstandsgesellschaft aufwerfen, gibt es jedoch auch immer wieder klamaukige Szenen und skurrile Einsätze – was den Anspruch der Serie etwas senkt, aber für viele Zuschauer vermutlich den Unterhaltungswert steigert.

Officer Tim Bradford (Eric Winter) – mal wieder – unter Feuer. Aber er würde es auch gar nicht anders haben wollen.

Nolan wird vom Vorgesetzten Sergeant Wade immer wieder in die Mangel genommen, denn dieser gehört zu Nolans größten Kritikern: Er führt ihn in den Besprechungen vor, ob sich der alte Rookie nun beim Überklettern eines Maschendrahtzauns eine Blöße gegeben hat oder wegen der Tatsache, dass in den ersten Tagen gleich mehrere seiner Dienstwagen zu Schrott gingen. Nicht immer ist der Rookie dabei aber auch wirklich „schuld“ – denn in Los Angeles fliegen in ziemlich jeder Folge die Kugeln. Und da gehört es zum Prozedere, dass die Cops hinter den Türen ihrer Dienstwagen in Deckung gehen, Kugeln dann die Scheiben treffen. Hier hätte es bei „The Rookie“ auch ein Gang weniger getan: Egal, ob es sich um geplante Einsätze handelt, bei denen die Streifenpolizisten „eigentlich“ nur für SWAT die Straßen weiträumig sperren sollen oder Verkehrskontrollen, bei denen Verdächtige auffallen: Die Kriminellen können immer zunächst entkommen, so dass es eine spannende Verfolgungsjagd und eine Ballerei mit den Rookies gibt.

Auch in anderen Bereichen ist die Polizeiarbeit ein bisschen stark auf (US-)TV frisiert: Protagonist John Nolan ist der einzige eindeutig Weiße in einer sehr diversen Gruppe an Figuren, bei der der Captain eine Frau ist und der Sergeant ein Schwarzer. Dabei wird in der Serie durchaus thematisiert, dass die Polizei in den USA lange Jahre ein Club (alter) weißer Männer war und eine chauvinistische Kultur vorherrschte – nur hier arbeiten besonnene, ausgeglichene und ehrbare Polizisten aus allen Bevölkerungsgruppen vorurteilsfrei zusammen. Im ersten Staffeldrittel werden die Probleme in den Polizeikräften – in den USA ein sehr großes, alltägliches Thema – nur ein Mal angegangen. Da haben die Produzenten doch eher auf ihre Zuschauer geschielt, als auf reale Verhältnisse.

Wesentlich häufiger kommt es zur „Sinn-Frage“: Warum verbeißt sich Nolan in die neue Berufung? Was ist es ihm wert – insbesondere, als sich romantische Komplikationen ergeben? Was ist der Polizeijob seinem romantischen Gegenpart wert? Warum ist Ausbilder Eric Bradfort so bärbeißig, und warum ist Nolan Sergeant Grey ein besonderer Dorn im Auge?

Nicht nur für John Nolan (Nathan Fillion) können die Episoden von „The Rookie“ fordernd sein.

Am Ende ergibt sich eine unterhaltsame Feierabendserie mit Action und ein bisschen Herz, die nie mit einem Happy End ausgehen, aber doch meist hoffnungsvoll. Im Vergleich etwa zu „S.W.A.T.“ kann „The Rookie“ dann doch nicht verleugnen, dass es für einen Sender mit eher weiblichem Publikum gemacht wurde – die Macher setzen bei aller Action eher auf konstruktive Ausgänge für komplexe Situationen und weniger auf den Einsatz roher Gewalt, nach der sich die Cops als „Sieger“ fühlen können.

Wie eingangs gesagt: Fillion-Fans, die „Castle“ mochten, werden auch an „The Rookie“ ihre Freude haben.

Dieser Text basiert auf Sichtung der ersten sieben Episoden der Serie „The Rookie“.

Meine Wertung: 3,5/​5


Bernd Krannich
© Alle Bilder: ABC


Die 20-teilige erste Staffel von „The Rookie“ feiert ihre Deutschlandpremiere ab dem 4. Juni immer dienstags ab 21:00 Uhr in Doppelfolgen beim Pay-TV-Sender Fox Channel. In den USA wurde bereits eine zweite Staffel bestellt.

Über den Autor

Bernd Krannich ist Jahrgang 1974 und erhielt die Liebe zu Fernsehserien quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Fan früher Actionserien und technikbegeistert, Bernd verfiel den Serien spätestens mit Akte X, Das nächste Jahrhundert und Buffy. Mittlerweile verfolgt er das ganzes Serienspektrum von „The Americans“ über „Arrow“ bis „The Big Bang Theory“. Seit 2007 schreibt Bernd beruflich über vornehmlich amerikanische Fernsehserien, seit 2014 in der Newsredaktion von fernsehserien.de.

Lieblingsserien: Buffy – Im Bann der Dämonen, Frasier, Star Trek – Deep Space Nine

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Die ersten 4 Folgen hatten mir und meiner Frau schonmal gut gefallen....so kanns gerne weitergehen.
    • am via tvforen.de

      Hat er die gleiche Synchronstimme?
    • am via tvforen.de

      Ralfi schrieb:
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      > Hat er die gleiche Synchronstimme?

      Yep....wieder Tobias Kluckert :)

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