„Game of Thrones“: Schock kurz vorm Finale in der Folge „Die Glocken“ – Review

Unser Recap zur fünften Folge der achten Staffel

Rezension von Jana Bärenwaldt – 13.05.2019, 15:00 Uhr

  • Seite

Daenerys (Emilia Clarke) verliert den Kampf gegen sich selbst

Als Daenerys aber auf die Stadt blickt und das Läuten hört, scheint sich bei ihr ein Schalter umzulegen. Ihre Eroberung war geprägt von schmerzhaften Verlusten, Enttäuschungen und Zurückweisungen und jedes Mal, wenn sie auf den Rat von jemand anderem gehört hat, hat sich ihre Situation stetig verschlimmert. Nichts ist so gekommen, wie sie es sich erhofft hatte und der Preis den sie zahlen musste war hoch. Als ob sie sich noch einmal an Missandeis (Nathalie Emmanuel) letzte Worte erinnern würde, schwingt sie sich erneut mit Drogon in die Lüfte und entlädt nun ihre gesamte aufgestaute Wut auf die Stadt. Dabei scheint es sie nicht länger zu interessieren, ob die Feuerbrunst Soldaten oder normale Einwohner trifft.

Als Grauer Wurm sieht, dass Daenerys erneut angreift, schließt er sich ihrem Beispiel an und auch die restlichen Männer nehmen ihre Waffen wieder auf, metzeln die verbliebenen Lannister-Truppen nieder. Einzig Jon und Tyrion sind vor Entsetzen erstarrt. Jon versucht noch verzweifelt, die Männer zurückzuhalten, aber vergeblich. Daenerys bahnt sich derweil immer weiter ihren Weg zum Roten Bergfried. Es scheint, als habe sie sämtliche Empathie für die Einwohner abgelegt und wolle die Stadt einfach nur noch brennen sehen.

Sandor (Rory McCann) bringt Arya (Maisie Williams) auf den rechten Weg zurück

Obwohl Cersei bis zum letzten Moment standhaft geblieben ist, muss auch sie schließlich erkennen, dass die Stadt verloren ist. Die Gebäude stürzen nach und nach in sich zusammen und schließlich attackiert Daenerys auch die Burg. Cersei ist gezwungen mit Ser Gregor Clegane (Hafþór Júlíus Björnsson) und Qyburn (Anton Lesser) tiefer in den Bergfried zu fliehen, mit dem Ziel, zu flüchten. Arya und Sandor haben sie fast eingeholt. Sandor schafft es jedoch im letzten Moment Arya von ihrem Racheplan abzubringen, da er nicht will, dass das Mädchen stirbt. Als er sie fragt, ob sie enden wolle wie er, scheint das Arya die Augen zu öffnen und sie dreht um.

Als der Berg seinen Bruder sieht, gibt es für ihn kein Halten mehr. Weder Cerseis noch Qyburns Worte scheinen mehr zu ihm durchzudringen. Nachdem er sich Qyburn entledigt, indem er ihn kurzerhand umbringt, muss auch Cersei erkennen, dass sie ihren letzten Verbündeten verloren hat und versucht ihr Glück allein. In den Trümmern der langsam in sich zusammenstürzenden Burg liefern die Brüder sich endlich den so oft als Cleganebowl beschworenen Kampf. Sandor gelingt es tatsächlich sein Schwert durch die Brust von Gregor zu treiben. Jedoch tötet ihn das nicht, denn technisch gesehen war er bereits seit langer Zeit tot. Als Sandor erkennt, dass er seinen Bruder auch mit einer schweren Kopfverletzung nicht im Kampf töten kann, stürzt er sich mit ihm gemeinsam von der Burg in die tosenden Flammen.

Cersei (Lena Headey) und Jaime (Nikolaj Coster-Waldau) halten sich in den letzten Momenten ihres Lebens aneinander fest

Bevor Jaime in die Burg gelangen kann, wird er ausgerechnet von Euron aufgehalten, der es offensichtlich geschafft hat, an Land zu schwimmen. Im Kampf wird Jaime zwar schwer verwundet, jedoch versetzt er Euron schließlich den tödlichen Stoß. Schließlich findet er Cersei in ihrer wohl dunkelsten Stunde. Beide sind aber glücklich einander noch gefunden zu haben. Sie versuchen durch den von Tyrion beschriebenen Fluchtweg unter der Burg zu entkommen, doch der wurde im Zuge des Angriffs verschüttet. Sie müssen erkennen, dass es keinen Ausweg mehr für sie gibt. In den letzten Momenten ihres Leben halten sich Jaime und Cersei in den Armen, während die Burg um sie herum zusammenfällt.

Über Königsmund wüten immer noch Daenerys und Drogon. Das Drachenfeuer löst vereinzelt Seefeuer aus. Jon schafft es schließlich, die Armee zum Rückzug zu bewegen, da die ganze Stadt kurz vor dem Einsturz steht. Auch Arya schafft es noch lebend hinaus. Um sie herum fällt Asche auf die Trümmer der Stadt und bedeckt sie wie eine Decke aus Schnee. Hat der Winter jetzt doch noch Einzug in „Game of Thrones“ gehalten?

Fazit

Die Episode „Die Glocken“ hat das wahr gemacht, was sich bereits in der letzten Folge angedeutet hatte. Wie der Cleganebowl nur allzu deutlich gezeigt hat, geht es in „Game of Thrones“ vielfach um das Streben nach unerreichbaren Zielen. Arya ist noch rechtzeitig umgekehrt, aber für Sandor war es zu spät, auch wenn er seinen Bruder nicht mehr töten konnte, zumindest nicht, ohne dabei selbst zu sterben.

Arya (Maisie Williams) sieht das Ausmaß der Zerstörung

Im Prinzip ist dies eine Metapher für Daenerys Kampf, den sie ebenfalls nicht gewinnen konnte. Sie wollte die Welt eigentlich von Tyrannen befreien und ist dadurch selbst zu einem geworden. Vielleicht hat sie diese Erkenntnis letztendlich zu ihrer grausamen Entscheidung bewogen, auch wenn diese trotz allem sehr drastisch erscheint und zudem nicht so recht zu ihrem Charakter passen will. Die ganze Zeit über hat sie Menschen befreit und beschützt, nur um sie im Moment ihres Sieges gnadenlos niederzubrennen.

Das Ende von Königsmund ist der Logik von „Game of Thrones“ angemessen, auch wenn der Weg dorthin stellenweise nicht immer nachvollziehbar ist. Ironischerweise hat Daenerys einmal gesagt, dass sie nicht die Königin der Asche sein will, doch genau das ist sie jetzt. Auf gewisse Weise ist für viele Menschen jetzt doch die Lange Nacht hereingebrochen, auch ohne den Nachtkönig. Wenn die Show aber Daenerys als letzten Gegner inszeniert, wer soll ihr dann Einhalt gebieten?

Erweist sich Jon im Endeffekt doch noch als der Held, der prophezeit wurde und die Menschheit errettet? Das klingt in der Theorie zwar durchaus logisch, jedoch ist Jon erstens ein Mann seines Wortes und hat Daeny die Treue geschworen und zweitens hält Daenerys mit ihrer Armee aus Drogon, den Unbefleckten und den Dothraki die größte militärische Macht in Westeros in den Händen. Zudem stehen diese auch alle loyal zu Daenerys, sodass es nicht wahrscheinlich ist, dass sie sich Jon anschließen würden, selbst wenn sie um dessen Herkunft wüssten. Zumindest der Norden würde sich wohl hinter Jon stellen, damit aber auch einen neuen Krieg provozieren.

Königsmund fällt dem Drachenfeuer zum Opfer
Auf jeden Fall werden Jon und Tyrion wohl beide damit zurecht kommen müssen, dass sie die falsche Entscheidung getroffen haben und somit ihren Beitrag zum Fall von Königsmund geleistet haben. Ob die beiden deswegen aber noch zu einer überraschenden Entscheidung kommen, bleibt abzuwarten. Zudem haben beide Daenerys auf gewisse Art und Weise verraten, womit diese ja bekanntlich wenig nachsichtig umgeht. Auch das Finale der Serie bleibt also spannend, vor allem, weil es so unvorhersehbar erscheint.

Der offizielle Trailer zur finalen sechsten Folge der achten Staffel von „Game of Thrones“:



© Alle Bilder: HBO

zurück

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Naja, beste Folge dieser Staffel bisher würde ich nicht sagen. Es sei denn man geht (wie ich) davon aus, dass die letzten fünf Episoden, an die ich wegen ihrer langen Entwicklungszeit große Erwartungen hatte, bisher ohnehin ein gewaltiger Rohrkrepierer waren. GoT reiht sich hiermit in eine lange Reihe von Film- und Fernsehproduktionen ein, in denen man schmerzhaft beobachten kann, wie "normale" Drehbuchautoren an der Vervollständigung unvollständiger literarischer Vorlagen kläglich scheitern.

    Bisher war alles in S8 vorhersehbar, ohne jegliche Tiefe und größtenteils sogar erschreckend langweilig, obwohl es so viel Action gab. Bis jetzt war für mich nur eine Wendung etwas überraschend, alles Andere ist genau so eingetreten, wie ich es erwartet habe. Die Episoden drei und fünf waren dabei insgesamt sogar ganz besonders grottig und hatten beide vielleicht maximal fünf Minuten echte Handlung.

    HBO hat einen gewaltigen Fehler gemacht, den Showrunnern zuzugestehen die letzte Staffel nach ihrem Gutdünken zu gestalten und auch noch so zu verkürzen, dass dabei eine hastige und unlogische Erzählung voller gängiger Hollywood-Klischees herauskam. Für mich wird, ganz unabhängig von der kommenden letzten Episode, GoT dadurch als gescheitertes Fernsehepos in Erinnerung bleiben. Das ist einfach nur ;..(
    • am

      Beste Folge dieser Staffel bisher. Wer stirbt war absehbar. Cineastisch bombastische Champions League. Wie es ausgeht ? Keine Ahnung. Ich denke daß Arya zur Königsmörderin mutiert, und da es keinen eisernen Thron mehr zu besteigen gibt wird sich eine neue Regierungsform entweder demokratisieren oder pulverisieren.
      • (geb. 1952) am

        ....nun ist Daenerys gleich ihrem vater , dem irren könig - schade ! so sind die menschen aber nunmal gestrickt - macht verdirbt jeden charakter !!!
        • am

          @Tom_Cat: Sie hat aber auch schon Milde gezeigt, z.B. gegenüber Jorah, der sie auch verraten hat, oder gegen Jon Snow als er nicht das Knie beugen wollte.
          Sie war immer ein Hardliner und hat Menschen hingerichtet (wie übrigens Ned Stark und alle anderen in Machtpositionen auch), aber sie hat sich immer für das Wohl der einfachen Leute eingesetzt. Dass sie die Armeen abfackelt - das war klar. Und als die Glocken klangen dachte ich sie fliegt zum roten Bergfried um Cersei und den Berg zu verbrennen. Die waren es, die Missandei getötet haben. Dass sie die nicht mit einer einfachen Kapitulation davon kommen lässt - das wöäre in character gewesen. Aber dass sie dann die unschuldigen Bewohner tötet, das war völlig out of character, und auch völlig unnötig. Cersei - die wirklich Schuldige - wäre dabei fast entkommen.
          • am

            @Peter123:
            Dann gehörst du auch zu den unaufmerksamen Zuschauern, die Danaerys' Charakter nie verstanden haben.
            Sie war auch NIE cool, sie hatte von leicht ängstlichen Mädchen, zur Frau Khal Drogos dann immer Machtansprüche. Aber Sie wusste nie so Recht wer hinter ihr steht. Dieses Misstrauen war immer da und Sie stellte schon häufiger Loyalitäten in Frage.
            Auch handelte Sie früh rigoros. Nicht vergessen, dass Sie bereits in der zweiten Staffel ihre erste Beraterin und Vertraute, welche Sie verraten hatte, mit dem dicken Herrscher in das schwarze Verlies wegsperren ließ, damit diese dort elendig krepieren. Da zeigte Sie auch keine Anzeichen von Milde oder Gnade. Oder halt eine andere Strafe (Verbannung etc). Nein, sofort diese harte Strafe (in der Dunkelheit sterben).
            Also bitte. Und die Drachen wurden in einer Staffel für einige Folgen eingeschlossen, weil die Drachen sich noch nicht befehlen ließen und durch ihren Hunger zu gefährlich für andere waren.
            • am

              Staffel 1-7 war Daenerys ganz cool und nun wird sie verrückt? Gut 2 Drachen weg, aber hatte sie die nicht mal ein paar Staffeln selbst eingeschlossen?
              • (geb. 1968) am

                Eine gute Zusammenfassung, gute Analyse; aber ist ein reisserischer Titel wie "Schock kurz vor dem Finale" wirklich notwendig? Viele haben sich die Folge erst am Abend angesehen, oder werden das erst tun; da ist diese unnötige Überschrift meines Erachtens schon zu viel Spoiler. Ich will nichts (!) über die Folge lesen, bevor ich sie gesehen habe, auch keine noch so vagen Andeutungen.
                • am

                  SUPER

                  weitere Meldungen