Thomas Bellut sieht ZDF-Unterhaltung „nicht mehr auf der Höhe“

Intendant stellt Zukunft von ZDFkultur in Frage

Michael Brandes – 05.07.2012, 12:39 Uhr

Thomas Bellut – Bild: ZDF/ Astrid Schmidhuber
Thomas Bellut

Der neue ZDF-Intendant Thomas Bellut sieht Verbesserungsbedarf im ZDF-Programm. Nicht optimal aufgestellt sei der Sender unter anderem im Bereich Unterhaltung und bei den Hauptnachrichten. In einem Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit stellt Bellut zudem die Zukunft des jungen Digitalsenders ZDFkultur in Frage.

„Wir müssen uns schon fragen, wie viele Digitalkanäle wir stemmen können“, sagt Bellut mit Blick auf die Sparvorlagen und den bevorstehenden Personalabbau. Die Priorität liege im Digitalbereich bei den Sendern ZDFneo und ZDFinfo, dennoch habe er „auch ein Herz für ZDFkultur. Viele Angebote gefallen mir gut.“ Im Herbst soll gemeinsam mit den Gremien über die Zukunft des Senders beraten werden.

Sorge bereitet dem Intendanten auch die Unterhaltung für die breite Masse: „Was in den Privatsendern läuft, Castingshows zum Beispiel, hat offenkundig den Zenit überschritten. Bei uns ist die klassische Unterhaltung, zum Beispiel Quiz, auch nicht mehr auf der Höhe, auf der sie früher war.“ Alte Muster seien abhanden gekommen, so Bellut: „Der größte Verein war früher die Volksmusik, aber den gibt’s nicht mehr.“

Mit positiveren Nachrichten und einem Co-Moderator für den Sport wird mittlerweile die 19:00 Uhr-Hauptausgabe der „heute“-Nachrichten bestriiten. Der Zuschauer hat es nicht in Form höherer Quoten gedankt. Bellut sieht erneuten Handlungsbedarf: „Die klassischen Tagesnachrichtensendungen stehen viel stärker in Konkurrenz zu den Internetanbietern. Sie müssen beweisen, dass sie für den Zuschauer trotzdem wichtig bleiben. Die 19-Uhr-Sendung muss sich gewiss auch erneuern“, sagt Bellut, der sich nach Steffen Seibert zurücksehnt: „Ich vermisse ihn sehr.“ Der ehemalige Anchorman ist mittlerweile Merkels Regierungssprecher.

Im Gespräch mit der Zeit verteidigt Bellut auch sein nicht übermäßig ambitioniert wirkendes Ziel, das Durchschnittsalter des ZDF-Zuschauers von 61 auf 60 Jahre senken zu wollen: „Fernsehen funktioniert nicht mit einem abrupten Ruck. Wir Sender sind Tankschiffe, die ganz vorsichtig umjustiert werden.“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1963) am

    Herr Bellut, was Sie da vorhaben, z.B. den "ZDFkultur" in Frage zu stellen, grenzt ja an absoluter Schwachsinnigkeit. Dieser Spartenkanal führt nun mal eben ein Nischenleben. Was soll dann dieser Quatsch mit Sinn auf die Quoten!? Oben behaupten Sie noch, Sie haben ein Herz für Kultur. Viele Angebote gefallen Ihnen gut. Das ist ja ein gewisser Widerspruch, finden Sie nicht auch?
    Herr Bellut, Sie sind eine Fehlbesetzung...
    • am

      Herr Bellut sollte zunächst mal dafür sorgen, daß endlich ein Datum beim "heute-journal" eingeblendet wird, wie es sich gehört und alle Konkurrenten perfekt vormachen. Daß man auf diesen Mangel schon seit Jahren hinweisen muß, ist eine Zumutung !
      • am via tvforen.de

        Klingt für mich so wie "Ihr hattet eure Chance, ihr habt es versiebt - und tschüss". Naja stimmt ja auch irgendwie. Meine Trauer würde sich bei einem Abschied von zdf.unkultur in Grenzen halten (und das nicht nur wegen des Retrorahmens). Ein paar interessante Filme alle paar Wochen (meist in der Nacht von Sa auf So), ein paar Opern (alle paar Monate! Auf dem theaterkanal ging es da noch "bunter" zu, obwohl die ja nach dem 5. Tag im Monat von vorn mit dem Programm begonnen hatten), nee, das reicht einfach nicht.
        • am via tvforen.de

          Thomas Bellut muss noch sehr viel lernen um ein guter Sender-Chef zu werden.
      • am via tvforen.de

        Thomas Bellut war auch bei SWR RP Leute zu Gast:

        http://www.swr.de/swr1/rp/programm/leute/-/id=446530/nid=446530/did=9797150/1m1ezxk/index.html

        (oben rechts zum Anhören)

        Wirklich überzeugt haben mich seine Ausführungen nicht, leider kam der Retro-Rahmen nicht zur Sprache.
        • am via tvforen.de

          wunschliste.de schrieb:
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          > "Wir müssen uns schon fragen, wie viele
          > Digitalkanäle wir stemmen können", sagt Bellut
          > mit Blick auf die Sparvorlagen und den
          > bevorstehenden Personalabbau. Die Priorität liege
          > im Digitalbereich bei den Sendern ZDFneo und
          > ZDFinfo, dennoch habe er "auch ein Herz für
          > ZDFkultur.

          Die können sich auch mal die Frage stellen, ob man bei einem Minimal-Quotensender wie zdfkultur noch zusätzlich Zuschauer verprellen sollte mit solchen "tollen" Erfindungen wie den RetroRahmen.


          > Im Herbst soll gemeinsam mit den Gremien über die
          > Zukunft des Senders beraten werden.

          Steht der Sender zdfkultur generell zur Diskussion oder wieder eine Neuausrichtung?



          > Mit positiveren Nachrichten und einem Co-Moderator
          > für den Sport wird mittlerweile die 19.00
          > Uhr-Hauptausgabe der "heute"-Nachrichten
          > bestriiten. Der Zuschauer hat es nicht in Form
          > höherer Quoten gedankt. Bellut sieht erneuten
          > Handlungsbedarf: "Die klassischen
          > Tagesnachrichtensendungen stehen viel stärker in
          > Konkurrenz zu den Internetanbietern. Sie müssen
          > beweisen, dass sie für den Zuschauer trotzdem
          > wichtig bleiben. Die 19-Uhr-Sendung muss sich
          > gewiss auch erneuern"


          Da wurde erst vor kurzem ein neues virtuelles Nachrichtenstudio angeschafft (und das gewiß nicht billig) und nun soll sich die Sendung wieder erneuern?

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