„The Walking Dead“: Produzenten mit neuer Klage gegen AMC

200 Millionen US-Dollar wollen Kirkman, Gale Anne Hurd und Co. erstreiten

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 16.11.2022, 13:55 Uhr

„The Walking Dead“-Symbolbild: Rick gegen Negan – Bild: FOX Channel
„The Walking Dead“-Symbolbild: Rick gegen Negan

Am kommenden Sonntag steht in den USA das Serienfinale von „The Walking Dead“ an, das als Serie bahnbrechende Erfolge feierte. Nun haben einige Produzenten eine weitere Klage gegen AMC eingereicht, um für sich in ihren Augen zustehende Gewinnbeteiligungen in Höhe von 200 Millionen US-Dollar zu erhalten. Zu den Klägern gehören unter anderem Comic-Schöpfer Robert Kirkman, Gale Anne Hurd („Der Terminator“) und Charles Eglee.

Zu Hochzeiten gelang es „The Walking Dead“, in den USA neue Quotenrekorde für das Kabelfernsehen aufzustellen und gar weit oben in der Rangliste der wöchentlichen Zuschauerzahlen im US-Fernsehen zu landen, auf Augenhöhe mit anderen fiktionalen Hits. Obschon die eigentliche Serie „The Walking Dead“ am Sonntag zu Ende geht, weitet AMC das Franchise mit Spin-Offs weiter aus.

Hollywood-Buchhaltung

Hintergrund der neuen Klage ist die sogenannte Hollywood Buchhaltung, bei der Firmen Kosten gegen Einnahmen aufrechnen und so auch bei den erfolgreichsten Projekten am Ende statt eines „Gewinns“ einen „Verlust“ ausweisen können – dadurch spart man sich die Auszahlung von Gewinnbeteiligungen an solche Personen, denen neben ihrem Gehalt eben solche „Erfolgs-Boni“ zustehen (in der Regel die Produzenten).

Hollywood Buchhaltung ist vor allem in solchen Fällen besonders kompliziert zu durchschauen, wenn verschiedene Teile desselben Unternehmens als „Verkäufer“ und „Käufer“ beteiligt sind, da sie gewisse Ausgaben in den Abrechnungen so verschieben können, dass sie den errechneten „Gewinn“ schmälern – bei „The Walking Dead“ produziert etwa AMC Studios die Serie federführend und in den USA wird und wurde sie beim Sender AMC ausgestrahlt. Während AMC Studios vertraglich verpflichtet ist, vorteilhafte Lizenzgeschäfte auch im Sinne der an Gewinnen beteiligten Personen zu machen, kann die Frage, ob das auch tatsächlich umgesetzt wurde, nur durch eine aufwändige Finanzprüfung geschehen, denen sich die Firmen verschließen. Auf der anderen Seite steht die Erkenntnis, dass „The Walking Dead“ eine der erfolgreichsten Serien der Gegenwart ist und daher zu erwarten ist, dass sie auch Gewinn gemacht hat.

Zentral ist der Begriff der MAGR, der Modified Adjusted Gross Receipts: Eben die Aufrechnung von „Ausgaben“ und „Einnahmen“, wobei in Verträgen meist spezifische Regeln niedergelegt sind, was dabei als Ausgaben einfließen darf.

Neue Klage

Kirkman und Co. haben bereits früher eine Klage eingereicht (fernsehserien.de berichtete), die sich auch fünf Jahre später noch in der Ausfechtung befindet. Nach genereller Einschätzung steht es um die Klage nicht sonderlich gut, da von richterlicher Seite bereits vor einer ordentlichen Verhandlung zahlreiche Klagepunkte zu den von „AMC“-Seite angefertigten Abrechnungen zurückgewiesen wurden – diese Teile der Abrechnungen seien demnach nach Vertragslage nicht zu beanstanden.

Der Erfolg von Frank Darabont

Hintergrund der neuen Klage ist, dass unabhängig von den anderen Produzenten auch schon Serienschöpfer Frank Darabont zusammen mit seinem Management bei CAA wegen eines Mangels an Auszahlungen von Gewinnbeteiligungen auf eine Offenlegung der Abrechnungen von AMC geklagt hatte. AMC hatte sich nach einem längeren Vorgeplänkel schließlich mit Darabont und CAA auf eine Auszahlung von 200 Millionen US-Dollar verständigt, ohne dass der Rechtsstreit bis zu einem richterlichen Urteil gegangen wäre. Auf dieses Urteil beruft sich die neue Klage mit dem Argument, dass Kirkman und Co. laut den abgeschlossenen Verträgen – „die gleiche Behandlung“ zustünde, wie auch Darabont – Darabont erhält Geld, also sollten auch sie Geld erhalten.

Äpfel und Orangen?

Deadline sieht in seiner Berichterstattung allerdings keine großen Chancen der neuen Klage, sich an den Erfolg von Darabont ranzuhängen: Denn der Regisseur und die Agentur CAA hatten von AMC letztendlich keine „ihnen zustehenden Profite“ ausgezahlt bekommen, sondern sich eben verglichen – und im Gegenzug für die Zahlung alle ihre Rechte an bisherigen und zukünftigen Profitbeteiligungen für „The Walking Dead“ sowie die Spin-Offs aufgegeben. Insofern handle es sich um zwei inhaltlich unterschiedliche Fälle.

Im Umfeld der Klage feuerten beide Seiten erneut Wortsalven in Richtung ihrer Kontrahenten: Die Rechtsvertreter der klagenden Produzenten formulieren: AMCs kreativer Beitrag [zum ‚The Walking Dead‘-Franchise] scheint aktuell nur zu sein, neue Wege zu erdenken, wie man die Personen misshandeln kann, die für den mittlerweile verblassenden Erfolg [des Senders] verantwortlich sind. Und AMC ließ verlauten: Die neue Klage ist nichts weiter als ein erneuter Versuch, die alten Verträge nachträglich neu zu schreiben und weitere Millionen herauszupressen, Millionen zusätzlich zu denen, die bisher schon gezahlt wurden und die auch in Zukunft für ihre Profit-Beteiligung an ‚The Walking Dead‘ ausgezahlt werden.

Oscar-Preisträger Frank Darabont war seinerzeit damit beauftragt worden, zusammen mit der erfahrenen Film-Produzentin Gale Anne Hurd und weiteren Produzenten die Comicvorlage von Autor Robert Kirkman und den Zeichnern Tony Moore beziehungsweise Charlie Adlard als Serie zu adaptieren. Bereits die ab Halloween 2010 ausgestrahlte Auftaktstaffel fuhr außergewöhnliche Einschaltquoten ein. Mitte der zweiten Staffel wurde Darabont in der Rolle als Showrunner überraschend entlassen.

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