„Tatort“: Peter Sodann („Hauptkommissar Bruno Ehrlicher“) ist tot

Darsteller aus den MDR-Produktionen löste 45 Fälle

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 07.04.2024, 11:17 Uhr

Peter Sodann im Tatort „Tödlicher Galopp“ (mit Rosemarie Fendel) – Bild: MDR
Peter Sodann im Tatort „Tödlicher Galopp“ (mit Rosemarie Fendel)

Der deutsche Schauspieler, Regisseur und Theaterintendant Peter Sodann ist im Alter von 87 Jahren verstorben. Das meldet die Tagesschau unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen. Demnach starb er am Freitag in Halle an der Saale. Zwischen 1992 bis 2007 porträtierte Sodann den grummeligen Hauptkommissar Bruno Ehrlicher im „Tatort“ des MDR an der Seite von Bernd Michael Lade als Hauptkommissar Kain.

Am 1. Juni 1936 war Sodann in Meißen geboren worden. Zunächst begann er das Berufsleben mit einer Lehre als Werkzeugmacher, nach dem nachgeholten Abitur kam er über ein begonnenes Jurastudium 1959 an die Theaterhochschule Leipzig. Früh war Sodann dort auch politisch aktiv und wurde nach einer Kabarettaufführung verhaftet und wegen staatsgefährdender Hetze zunächst zu zehn Jahren Haft verurteilt. Nach zehn Monaten kam er auf Bewährung frei und konnte erst 1963 das Studium fortsetzen, wurde aber weiter beobachtet.

Bei seinen verschiedenen Stationen auf den Theaterbühnen fungierte Sodann auch als Regisseur und später als Intendant – 1980 zog er nach Halle und wurde dort später Intendant des neuen theaters.

Nach dem Fall der Mauer wurde Peter Sodann Fernsehzuschauern in ganz Deutschland durch den „Tatort“ bekannt. In insgesamt 45 Folgen trat er in den Produktionen des MDR auf, die bis 2000 in Dresden spielten, danach in Leipzig. Neben weiteren Theaterrollen stand Sodann immer wieder für wechselnde TV-Produktionen vor der Kamera, längere Engagements hatte er 1997 bis 2000 in „Tanja“, zwischen 2008 und 2013 in „Schloss Einstein“ und 2014 in „Dahoam is Dahoam“.

Politisch war Sodann auch in der Bundesrepublik streitbar und stand der Partei Die Linke nahe, für die er sich im Rahmen der Bundesversammlung im Jahr 2009 als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten aufstellen ließ – bereits im ersten Wahlgang wurde damals der von CDU/​CSU/​FDP und Freien Wählern unterstützte Amtsinhaber Horst Köhler mit absoluter Mehrheit wiedergewählt.

Seit dem Ende der DDR hatte Sodann ein Projekt betrieben: Bücher, die zwischen 1945 und 1990 in der DDR bzw. der Sowjetischen Besatzungszone gedruckt worden waren, dokumentarisch zu archivieren, um sie für zukünftige Generationen zugänglich zu halten. 2012 wurde die mittlerweile von einem Verein getragene „Peter-Sodann-Bibliothek“ mit einem Grundbestand von mehr als vier Millionen Bänden in Stauchitz eröffnet.

Daneben engagierte sich Sodann für Kinderhospize und Hilfe für todkranke Kinder und deren Familien.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1976) am

    Einer der ganz großen deutschen Schauspieler. Noch dazu einer mit Gewissen, mit Herz, mit Gefühl. Habe sicher nicht alle seine Sichtweisen geteilt, aber bei vielem machte es zumindest Sinn, ihm zuzuhören. Und die Peter-Sodann-Bibliothek ist wirklich ein echtes Geschenk. Denn trotz aller Probleme war die DDR durchaus ein Buchland. Das durfte wirklich nicht unter gehen. Was er da in der Wendezeit an Büchern vor der Vernichtung gerettet hat war schon toll. Dass eine solch unangepasste Person, die nicht Kreide fraß und sich Anlackte, auch nicht überall ankommt ist klar. Aber damit konnte er leben. Auch wenn es traurig zu sehen ist, wie wenig manche überhaupt zuhören und verstehen wollen und selbst hier Blödsinn von sich geben.
    • am via tvforen.de

      Ich habe ein paar seiner Tatorte gesehen (die restlichen muss ich noch nachholen) und ich mag es, wenn die sprachlichen und kulturellen Besonderheiten einer Region nicht ausgeblendet werden. Mir gefiel das Sächseln in der Rolle des Bruno Ehrlicher und die Szenen in dem Waschsalon. Ein wenig Komik muss dabei sein.

      Auf dem evangelischen Kirchentag 2007 haben meine Mutter und ich einen Vortrag von Peter Sodann angehört. Uninteressant war es nicht, auch wenn ich mich heute nicht mehr richtig an den Inhalt erinnern kann. Meine politische Richtung ist es nicht, aber als Schauspieler mag ich ihn und man nimmt ihm die "Ossi-Rollen" (z. B. Im Streit mit "Wessi" Jochen Busse in einer Folge "Das Amt") richtig gut ab).

      R. I. P.
      • am via tvforen.de

        Ich mochte seine Darstellung als Wendecharakterpolizist.
        Auch seine Einsatz für die Literatur Ost ist toll.
        • am

          Hab ihn mit Lade zusammen gerne im Totort gesehen! Nur politisch war er leider dunkelrot ganz links außen und hat nach 40 Jahre DDR nix begriffen.
          • (geb. 1976) am

            Blödsinn. Vielleicht hätten sie mal besser hinhören müssen was er sagt.

        weitere Meldungen