‚Tatort‘ am Sonntag von Margarethe v. Trotta

‚ … wie sich das Unheil langsam auf einen zubewegt‘

Jutta Zniva – 12.10.2007

'Tatort' am Sonntag von Margarethe v. Trotta – '... wie sich das Unheil langsam auf einen zubewegt'

Jubiläum und Premiere: Am Sonntag, 14.10., 20:15 Uhr, ermitteln Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) zum zehnten Mal gemeinsam im Frankfurter „Tatort“. Inszeniert wurde der Jubiläumsfall von Margarethe von Trotta, die zu den erfolgreichsten deutschen und international renommiertesten Regisseurinnen zählt. „Unter uns“ ist ihre erste Regiearbeit für einen „Tatort“.

Viele Berührungspunkte hatte Margarethe von Trotta („Die bleierne Zeit“, „Rosa Luxemburg“, „Rosenstraße“) mit dem „Tatort“ bislang noch nicht. Seit über zehn Jahren lebt sie in Paris, wo sie nur das ZDF, nicht aber ARD-Programme empfangen kann. Angebote für Krimireihen wie „Bella Block“, „Sperling“ und auch „Tatort“ habe sie stets abgelehnt. Dass sie dem Hessischen Fernsehen für den Krimi „Unter uns“ zugesagt hat, habe sie selbst überrascht, sagt die 65-jährige von Totta im Interview mit dem „Tagesspiegel“. Sie habe das Exposé gelesen – „Und siehe da: Es passte einfach alles zusammen.“

Der Eckpunkte des neuen Hessen-„Tatort“ im Ersten: Der arbeitslose Wolfgang Kunert nimmt im Job-Center eine Arbeitsvermittlerin als Geisel und flüchtet mit ihr. Zuvor hat er einen ihrer Kollegen niedergeschossen, der in Folge seinen Verletzungen erliegt. Während Charlotte Sänger und Fritz Dwello verzweifelt versuchen, den Geiselnehmer und die entführte Frau zu finden, zieht in der Nachbarschaft der beiden Kommissare ein achtjähriges Mädchen mit ihrer Mutter ein. Das Kind macht bei einer Nachbarsfamilie eine erschreckende Beobachtung, doch zunächst will ihm niemand glauben …

Besonders gefallen habe ihr, so von Trotta im ddp-Interview, die Parallelgeschichte bei „Unter uns“. Es gebe einerseits die „sichtbare Tat“ und daneben eine Geschichte, die zunächst im Verborgenen beginne, dann jedoch immer mehr zutage komme: „Zwei Geschichten, die ineinander greifen, wobei sich im Laufe des Films die unsichtbare immer mehr an die Oberfläche schiebt, wie eine Leiche, die tief auf dem Grund des Meeres liegt, und allmählich an der Wasseroberfläche erscheint.“ Bei ihrer Regiearbeit sei ihr daran gelegen, dieses Unsichtbare spürbar zu machen – „als etwas, das sich ganz langsam als Unheil auf einen zubewegt“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Die Verzahnung zweier Fälle, die nichts miteinander zu tun hatten, fand ich etwas unglücklich. Ich stelle mir das so vor, dass ursprünglich nur die Story um den durchdrehenden Arbeitslosen geplant war. Dann wurden in der Entstehungszeit vielleicht diese schrecklichen Fälle von Kindesmisshandlung publik, und das musste dann noch irgendwie eingebaut werden. Was dabei schließlich herauskam, war eine Art Bilderbogen über so ziemlich alle Misstände, die zur Zeit in deutschen Stätden herrschen - vom tragischen Hartz IV-Schicksal über Patchworkfamilien, Biografien im "Präkariat" und Jugendkriminalität - bis hin zu Eltern, die ihre Kinder auf Grausamste verwahrlosen lassen und Nachbarn, die dabei wegschauen. So gab's von allem etwas, gleichzeitig aber von keinem Thema so richtig was. Ich fand's unbefriedigend.
    • am via tvforen.de

      Mich hat dieser Tatort sehr berührt und ich hatte die gleichen Gedanken wie Helli (wieviel Kinder jetzt gerade in dem Moment.... und wie Leo was sollte dieser andere Handlungsstrang.

      Mich hat dieser Fall an den Jungen in der Tiefkühltruhe in Cottbus erinnert.

      Denker
      • am via tvforen.de

        Ich sage einfach auch immer, de Film ist von.... und dann nenne ich den Regisseur bzw. die -in. Bei einem Film finde ich die Umsetzung eines Stoffes gewichtiger - und die macht der Regisseur.
        • am via tvforen.de

          Na, ja "von" von Trotta ist der Tatort nicht. Sie hat Regie geführt, Punkt. "Von" ist der Tatort von Katrin Bühlig, der Autorin - die in dem Artikel, in dem es nur um die Story ("eine Geschichte, die zunächst im Verborgenen beginne, dann jedoch immer mehr zutage komme") geht und nicht um Kameraeinstellungen, Auflösung und Inszenierung, nicht einmal erwähnt wird. Mies, sowas. Unjournalistisch.
          • am via tvforen.de

            @recla

            Komisch das es immer die 'Newbies' sind, die hier 'herum nörgeln'! :o(
            Was glaubst du eigentlich was für eine Aufgabe ein Regiesseur hat?
            "Nur herum zu brüllen und 'ACTION!', rufen! *fg*

            Wenn die 'wunschliste.de' Redaktion dieses 'Tatort- Jubiläum', als VON
            von Trotta bezeichnet, so hat dies durchaus seine Berechtigung,
            schliesslich es ist doch am Ende immer DER/DIE REGISSEUR(IN),
            dessen Handschrift ein Film trägt.

            Dein Beitrag hier lässt für mich nur zwei Schlüsse zu...
            ... Entweder du hast wenig Ahnung von Metier 'FILM'
            oder du bist selbst ein frustierter 'Schreiberling'! *sfg*
          • am via tvforen.de

            Wie auch immer - weder Buch noch Regie werden verhindern, dass mich die Figur der Charlotte Sänger wieder nerven wird. Aber des Themas wegen werde ich's mir wohl doch ansehen.
          • am via tvforen.de

            Die Umsetzung des Stoffes soll wichtiger sein als der Stoff selber? Nicht ganz logisch, oder?

            Einfacher "commutation test": Trotta wäre nicht die Regisseurin, sondern jemand anders: Die Folge würde ein bisschen anders aussehen, hätte aber immer noch dieselbe Story.
            Und nun, zum Vergleich, die Autorin Katrin Bühlig gäb's nicht: Diese Folge "Tatort" würde es überhaupt nicht geben.

            @tvmousie: Ich weiß nicht, von welchem Metier zu Ahnung zu haben glaubst - die deutsche Sprache ist es jedenfalls nicht.
          • am via tvforen.de

            Nein, falsch zitiert, recla, "bei einem Film" gehört zu meiner vollständigen Aussage.

            Ich gucke bei kaum einem Film- es sei denn es ist eine Literaturverfilmung- darauf, wer die Vorlage geschrieben hat, sondern für mich ist der Regisseur der Hauptschaffende des Produktes "Film". Der andere liefert wie gesagt und wie auch immer eine Vorlage, ein Drehbuch, ein Expose. Diese beurteile ich für sich betrachtet und vom Film losgelöst. Hat mir der Stoff eines Filmes gut gefallen oder besonders schlecht, frage ich dann, von wem ist denn eigentlich die Geschichte. Nicht besonders dankbar für den Autoren. Aber ich glaube, so machen es die meisten.
            Nie im Leben aber käme ich darauf zu sagen, der Film ist von dem und dem geschrieben worden.

            Bei dir meine ich heraus lesen zu können, dass Du entweder etwas gegen Frau von Trottta hast oder besonders etwas für die arme Frau Bühlig. Oder beides.

            Der Artikel hier hat vier größere Absätze, genau einer davon beschäftgit sich in Eckpunkten mit der Story derart, dass sie inhatlich aufgeführt wird. Die Gewichtung dessen, was hier geschrieben wurde, liegt darin, dass eben Frau von Trotta einen Tatort macht. Ich gucke sowieso immer Tatort, gebe aber zu, dass mich diese Meldung zusätzlich neugierig gemacht hat, da gerade Frankfurter Tatorte mich anfangen lassen, mit Rosamunde Pilcher zu liebäugeln oder wer da gerade im Zweiten ist.
          • am via tvforen.de

            Lass mal, ich guck's mir auch an. Ich hoffe nämlich bei jedem Teil, dass die unfähige und von Selbstzweifeln völlig blockierte Charlotte Sänger endlich vom Dienst suspendiert wird ...

            "Nerven" ist gar kein Ausdruck für das, was die mich tut. Dafür mag ich Dellwo. Ist doch auch was.
          • am via tvforen.de

            @recla

            Ich sags ja ...
            "Getretene Hunde bellen!"

            http://img140.imageshack.us/img140/9240/lachende20mausxb1.gif
          • am via tvforen.de

            Mein erstes Resümee- mich hat besonders Andrea Sawatzki sehr beeindruckt. Das die Geschichte sich an den Hamburger Fall anlehnt, war mir spätestens bei der schwarzen Folie klar. Macht ja auch nichts, ich fand das sehr bedrückend gut, wenn ich so sagen darf. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Sätze der Eltern hinterher bei der Vernehmung Originalsätze der echten Eltern aus Hamburg waren.
            Diese Geiselnehmergeschichte fand ich etwas banal und unschlüssig dagegen (Ich führe das erst aus, wenn recla mich anmeckert).

            Ich kann mich nicht erinnern, bei einem Tatort geweint zu haben, bei diesem habe ich es allerdings.

            Mich treibt so der Gedanke um, wie viele Kinder jetzt in dieser Minute..
          • am via tvforen.de

            Die Geschichte um das Mädchen war gut (wenn man so etwas "gut" nennen kann)und sehr bedrückend. Ich habe nur nicht verstanden, was der andere Handlungsstrang dabei sollte.
          • am via tvforen.de

            Ein interessanter und aufrüttelnder Tatort - zwei Geschichten von menschlichen Schicksalen und vom Wegsehen ...
          • am via tvforen.de

            Ich habe ja schon vor längerem mal hier geschrieben das ich die Charlotte-Story mag, gerade weil sie so anders und keine typische toughe Krimi-Powerfrau ist.

            Würde mich interessieren ob sie Dich diesmal auch so genervt hat?

            Mir hat der Tatort gefallen, obwohl es irgendwie eigentlich gar keiner war.

            ;-))
          • am via tvforen.de

            Ich mochte sie recht gerne bis zu der Story mit dem Mord an ihren Eltern ("Das Böse", einer meiner absoluten Lieblingstatorte). Danach wurde sie mir zu - wie soll ich sagen - gelähmt. Ich kann zwar verstehen, dass sie damals einen Hieb mitgekriegt hat, aber sie ist bis heute zu kaum einer Entscheidung fähig, bricht in Stresssituationen immer wieder zusammen, läuft wie ferngesteuert durch die Gegend. Einerseits ist das natürlich kein uninteressanter Ansatz, weil es solche "Problemfälle" in Wirklichkeit sicher mehr als genug geben dürfte, aber ich hätte mir irgendwann mal wieder eine halbwegs "funktionierende" Kommissarin gewünscht. Immer, wenn ich sie so schüchtern und verhuscht durch einen Tatort schleichen sehe, wünsche ich mir inständig, in einem Notfall niemals wirklich an so eine Ermittlerin zu geraten.

            Allerdings - um mal konkret zu werden - fand ich's im heutige Film nicht so extrem. Wie gesagt, die Geschichte um das eingesperrte Kind war eigentlich sehr bewegend, sie hätte nur verdient gehabt, mehr als ein "Zweitstrang" zu sein. Der Stoff gibt (leider) so unendlich viel her, dass man fünf Tatorte draus hätte machen können. Immerhin gab es da noch die völlig verwahrlosten Söhne, die Geschichte um die Pflegeeltern und die anschließende "Rückgabe" ins Heim, um die desinteressierten Nachbarn, die Kindergärtnerin, das Jugendamt ...

            Aber alles in allem war's trotzdem einer von den besseren Tatorten. Und vielleicht lernt ja auch Charlotte Sänger mal wieder, was Freude am Leben ist. Mehr als ein gezwungenes Lächeln ist seit damals (dem Elternmord) nicht mehr drin. Auf Dauer ist das wahrscheinlich auch keine allzu erstrebenswerte Rolle für Andrea Sawatzki ...
          • am via tvforen.de

            Falls ich gemeint war: Nein, Frau Sänger hat mich diesmal nicht genervt, ihre fast immer leidende Mimik war sogar sehr angebracht.

            Und ich bin froh, dass ich nicht meinem ersten Impuls gefolgt bin und bei der Yoga-Sitzung zu Beginn abgeschaltet habe. Ich hätte einen der wirklich guten Tatorte verpasst.
          • am via tvforen.de

            Ich finde GERADE das es eine tolle Rolle für A. Sawatzki ist, die steckt doch sonst eher in einer anderen Schublade. Und Preise hat sie dafür doch auch schon bekommen (was aber zugegebenermaßen nicht unbedingt was aussagt ;-) )

            Ich hatte den Eindruck Charlotte hatte gerade in diesem Tatort den ich-werde-wieder-etwas-weniger-depressiv-sein Durchbruch, ich fand es auch geradezu skandalös (für ihre Verhältnisse) wie sie die andere Tussi von Dellwo weggelotst hat.

        weitere Meldungen