„SOKO Leipzig“: ZDF weist Forderung nach Absetzung zurück

Hauptdarsteller Schmidt-Schaller räumt Stasi-Vergangenheit ein

Michael Brandes – 20.02.2013, 12:35 Uhr

Andreas Schmidt-Schaller in „SOKO Leipzig“ – Bild: ZDF/Uwe Frauendorf
Andreas Schmidt-Schaller in „SOKO Leipzig“

Das ZDF will nach einem Stasi-Bekenntnis von Andreas Schmidt-Schaller weiter an der Krimiserie „SOKO Leipzig“ und ihrem Hauptdarsteller festhalten. Die Forderung von Opferverbänden, die Serie abzusetzen, hat der Sender zurückgewiesen.

Von der Bild-Zeitung wurde Schmidt-Schaller in der vergangenen Woche mit dem Vorwurf konfrontiert, als inofizieller Mitarbeiter (Deckname: IM ‚Jochen‘) für die Staatssicherheit tätig gewesen zu sein. Als junger Schauspielschüler sei er 1967 angeworben worden: „Ich hätte damals einfach sagen sollen, leckt mich am Arsch. Aber dazu war ich nicht in der Lage“, so Schmidt-Schaller gegenüber Bild. „Ich dachte damals wirklich, ich bin auf der richtigen Seite. Ich hielt die DDR für das bessere Land. Hinzu kam die Angst, dass meine Mutter die Arbeit verliert, wenn ich nicht mitmache.“ Als die Stasi persönliche Informationen über die Schauspielkollegen verlangt hatte, beendete Schmidt-Schaller nach eigenen Angaben den Kontakt. Das belegt auch eine Aktennotiz: „Lehnt Zusammenarbeit ab. Seit ’71 keine Verbindung.“

Laut einer Meldung der Leipziger Volkszeitung seien die Stasi-Unterlagen über den 67-Jährigen belastender als allgemein bekannt. So soll Schmidt-Schaller den damaligen Generalintendanten der Städtischen Bühnen Karl-Marx-Stadt, Gerhard Meyer, beim Geheimdienst angeschwärzt haben. Die Zeitung beruft sich auf vorliegendes Akten-Material.

Trotz des Stasi-Bekenntnisses bleibt „SOKO Leipzig“ weiter im Programm, wie das ZDF inzwischen bestätigte. Eine Sprecherin des Senders sagte, man sehe keinen Anlass für Konsequenzen.

Die ‚DDR-Opfer-Hilfe‘ hatte zuvor einen Ausstrahlungsstopp gefordert. Ein ehemaliger Spitzel dürfe nicht gebührenfinanziert in vorderster Reihe beschäftigt werden, glaubt Roland Schulz, der stellvertretende Vorsitzende der Organisation. Für Schauspieler sollten, so Schulz, in Bezug auf die Stasi-Thematik die gleichen Regeln gelten wie für Moderatoren und Redakteure von ARD und ZDF.

Schmidt-Schaller spielt den Kriminalhauptkommissar Hajo Trautzschke in „SOKO Leipzig“ seit 2001. Zuvor übernahm er ab 1986 die Rolle des Volkspolizei-Leutnants Thomas Grawe im „Polizeiruf 110“.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    1. Die neue - aus welcher Abteilung kommt die?
    2. Was ist mit Ina - wo ist sie hin - oder spielt sie noch mit?
    3. Der neue Chef: Wie ist er zu SOKO Leipzig gekommen?

    Ich blicke da momentan gar nicht mehr so richtig durch, weil ich am Anfang der Staffel nicht immer schauen konnte - kann mir da eine(r) helfen?
    • am via tvforen.de

      ich wäre für eine Wiederholung der alten Soko Folgen ...die fand ich noch besser !!!
      • am via tvforen.de

        Zulässig für die Beurteilung des "IM Jochen" ist nur die Kenntnis der

        aufgefundenen Akten.

        "Anschwärzen" hat für den Betroffenen unter Umständen

        erhebliche Nachteile im beruflichen wie auch im privaten Leben bedeutet.
        • am via tvforen.de

          Die Serie "Soko Leipzig" ist so erfolgreich,da finde ich die Forderung nicht gerecht nach absetzung !
          Wenn "wir" bei allen Enthüllung auf Verzicht plädieren,dann ist uns die Wahrheit zu Wahr geworden.
          Meine persönliche Meinug Zur Herrn Andreas Schmidt Schaller ist,er hat alles richtig gemacht,Ich möchte Sie gerne weiter als "Hajo Trauschke "in Soko Leipzig sehen.
          Viel Erfolg für Ihr weiters Leben.

          Gruß Fan Zuckel
          • am

            Was soll Das? Natürlich ist die Vergangenheit allgegenwertig. Doch sollte man diese nach 40 jahren auch mal Ruhen lassen- sonst wird es in den Köpfen NIE ein vereintes Deutschland geben. Fehler wurden gemacht und werden immer wieder gemacht- deshalb sind wir Menschen und wir müssten doch der ganzen Welt mal zeigen was Vergeben bedeutet!!
            • am via tvforen.de

              Warum soll die ganze Serie abgesetzt werden? Man könnte doch auch die Auswechslung von Schmidt-Schaller fordern. Ich bin gegen beides weil ich auch meine daß einem so ein Fehler nicht jahrzehntelang unter die Nase gerieben werden sollte.
              Die Opferverbände sollten auch mal daran denken daß noch viele andere Leute bei so einer Serie mitarbeiten und ihr Geld verdienen.
              • am via tvforen.de

                Genau so siehts aus.

                Der Lonewolf Pete
            • am via tvforen.de

              OMG , wiedermal ein Zettelchen gefunden.

              Jeder Staat arbeitet bzw arbeitete mit seinen Mitteln, siehe auch:
              http://thetruthcommitted.wordpress.com/der-bnd-und-die-nazis/comment-page-1/
              • am via tvforen.de

                1: hat Schmidt-Schaller ja wohl die Mitarbeit aus freien Stücken beendet, als die moralischen Zweifel
                die Oberhand gewannen. Also hat damals wohl schon ein langsames Umdenken statt gefunden.

                2: Wenn ich mir überlege wer alles an wirklich hochrangigen Beamten der DDR alles naht und
                problemlos den Übergang in die Bundesdeutsche Beamtenschaft geschafft hat, von den
                früheren Nazis die wieder hochrangige Positionen eingenommen haben ganz zu schweigen,
                dann muss man an einem Schauspieler der mit Anfang 20 einen Fehler begangen hat, kein Exempel
                statuieren .

                3: Schmidt-Schaller hat in Äußerungen über die DDR auch nie so getan als wäre er immer ein Gegner
                gewesen , sondern lässt schon erkennen das damals vieles für gut befunden hat. Also ist er auch
                kein Heuchler. Und das sich Prominente mit Outings schwer tun, kann man spätestens seit dem
                Fall Ingo Dubinski gut verstehen.


                Ich kann zum einen zwar die Gefühle der Stasi Opfer verstehen ,wer einmal in Hohenschönhausen war ,wird sicher das DDR Regime nie mehr relativieren.

                Doch wenn jeder in unserem Land das Recht auf eine zweite Chance hat, dann auch Schmit-Schaller!


                Gruß

                Sir Hilary
              • am via tvforen.de

                Sir Hilary schrieb:
                -------------------------------------------------------
                > Doch wenn jeder in unserem Land das Recht auf
                > eine zweite Chance hat, dann auch
                > Schmit-Schaller!

                zumal ganz andere Kaliber diese Chance auch hatten: "Zeitweilig ein Drittel der Abgeordneten ehemalige NSDAP-Mitglieder" [url]http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/hessischer-landtag-zeitweilig-ein-drittel-der-abgeordneten-ehemalige-nsdap-mitglieder-12086247.html[/url]
            • am via tvforen.de

              Hauptsache die Stasiopfer zahlen ihren Beitrag und halten die Schnauze. Was interessiert es das ZDF was die Schauspieler früher mal gemacht haben, solange der Beitrag stimmt, ein Schlag ins Gesicht eines jeden Stasiopfer!
              • am via tvforen.de

                Timmy schrieb:
                -------------------------------------------------------
                > Hauptsache die Stasiopfer zahlen ihren Beitrag und
                > halten die Schnauze. Was interessiert es das ZDF
                > was die Schauspieler früher mal gemacht haben,
                > solange der Beitrag stimmt, ein Schlag ins Gesicht
                > eines jeden Stasiopfer!


                Das Ganze liegt nun mittlerweile 42 (!) Jahre zurück.
                Wie lange soll denn diese vierjährige IM-Tätigkeit in seiner Studienzeit deiner Meinung nach noch Grundlage sein, um Herrn Schmidt-Schallers heutiges berufliches Wirken zu kritisieren?
              • am via tvforen.de

                Als Wessi möchte ich mir kein Urteil erlauben, werde aber vielleicht Fragen stellen oder mich wundern dürfen:

                Wenn einer Bundesbildungsministerin wegen - sagen wir mal: "unsauberer" Arbeit bei ihrer Dissertation der Doktortitel aberkannt wird, findet selbst die "taz", sowas sollte doch inzwischen verjährt sein.

                Wenn jemand wegen Erpressung oder gar Totschlag verurteilt wurde und seine Strafe abgesessen hat, darf er (wieder) im Fernsehen auftreten. Ja, was viele nicht wissen: Er kann sogar verlangen, daß über seine Tat wie über seine Bestrafung nicht mehr in den Medien gesprochen wird, da dies seine Resozialisierung gefährden würde. Und nicht nur einige Herren, die in jungen Jahren in tiefstem Frieden ein paar Soldaten ermordet haben, laufen inzwischen wieder frei herum.

                Nur mal gefragt und gewundert: Steht es dazu nicht in einem eigenartigen Verhältnis, wenn jemand, der sich in jungen Jahren von der Stasi als Spitzel anwerben ließ, dafür lebenslänglich bekommen soll?
              • am via tvforen.de

                So seh ich das auch. Aber wir leben in einer gesellschaft, in der man wirklich nach jedem möglichen grund zu suchen scheint, anderen an den karren zu fahren. Hauptsache es rollt wieder ein Kopf. Und wer hats wieder mal angezettelt? Die Presse...

                Wir haben wirklich wichtigere Probleme als solche uralte Vorgänge. SOKO Leipzig ist nach SOKO Wien die beste aller Sokos und Hajo Trautschke muss bleiben. Solange seine Kollegen keine Probleme mit ihm haben, wieso sollte dann sein Kopf rollen. Er macht nen guten Job in einer guten Serie, und was vor 42 jahren war, interessiert mich nicht.

                Der Lonewolf Pete
              • am via tvforen.de

                Pete Morgan schrieb:
                -------------------------------------------------------
                > So seh ich das auch. Aber wir leben in einer
                > gesellschaft, in der man wirklich nach jedem
                > möglichen grund zu suchen scheint, anderen an den
                > karren zu fahren. Hauptsache es rollt wieder ein
                > Kopf. Und wer hats wieder mal angezettelt? Die
                > Presse...
                >
                > Wir haben wirklich wichtigere Probleme als solche
                > uralte Vorgänge. SOKO Leipzig ist nach SOKO Wien
                > die beste aller Sokos und Hajo Trautschke muss
                > bleiben. Solange seine Kollegen keine Probleme mit
                > ihm haben, wieso sollte dann sein Kopf rollen. Er
                > macht nen guten Job in einer guten Serie, und was
                > vor 42 jahren war, interessiert mich nicht.
                >
                > Der Lonewolf Pete

                so einfach ist das aber nicht.
              • am via tvforen.de

                Nur, weil man es sich nicht einfach macht. Wenn man auf etwas rumreiten will, das vierzig Jahre zurückliegt, und unbedingt einen Kopf rollen sehen will, dann ist das natürlich nicht "so einfach". Wenn man aber nach 40 Jahren einfach auch mal gut sein lassen kann, dann schon...

                Der Lonewolf Pete
              • am via tvforen.de

                Also, "ganz" so einfach ist es tatsächlich nicht Pete, aber:
                Ich verstehe auch immer nicht, daß sich Leute heute so "einfach" herausnehmen, über andere Leute und deren Verhalten in der Vergangenheit in bestimmten Regimen zu urteilen.

                Man sollte sich mal die Frage stellen, ob man selbst in der gleichen Situation in derselben Zeit unter denselben Umständen anders gehandelt hätte?!
                Unter "Umständen" verstehe ich im konkreten Fall Schmidt-Schaller z.B. seinen Stand als Schauspielschüler, sein Alter, die Arbeitsstelle seiner Mutter usw.

                Bei den "großen Tieren" sieht das schon anders aus, die haben es selbst in Händen gehabt oder trugen Verantwortung, doch die kleinen Leute hatten kaum eine andere Wahl. Sie waren und sind in solchen Regimen Werkzeuge, ja Spielbälle der Mächtigen. So ist das in allen "Regimen", ach quatsch: in allen Positionen, in denen es um Macht geht.

                Heute, mit 40 oder 70 Jahren Abstand zu vergangenen Ereignissen, an denen man selbst gar nicht beteiligt war oder sie gar nicht miterlebt hat über das "Kuschen" und die Angst der Leute zu urteilen, das finde ich einfach daneben!
                Ich wette, die Wenigsten hätten unter diesen Umständen anders gehandelt.
              • am via tvforen.de

                Danke, genau so sehe ich es auch.

                Der Lonewolf Pete

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