Serienpreview: „Veep“ – Review
HBO macht Julia Louis-Dreyfus zur Vizepräsidentin
Rezension von Ralf Döbele – 30.04.2012, 08:59 Uhr
Die Story
Vizepräsidentin Selina Meyer (Julia Louis-Dreyfus) hat einen Plan. Mit ihrem nicht gerade beträchtlichen Einfluss will sie dennoch eine Kommission auf die Beine stellen, die sich für die Schaffung „sauberer Jobs“, also der Herstellung umweltfreundlicher Produkte, einsetzt. Man kann ja nicht früh genug anfangen, am eigenen, politischen Erbe zu feilen. Gute Vorsätze pflastern bekanntlich den Weg zur Hölle. Doch dieses Mal hilft auch Meyers eigenes Team gehörig nach, als ein achtloser Tweet die gesamte plastikverarbeitende Industrie gegen die Vizepräsidentin aufbringt und ihre Stabschefin Amy (Anna Chlumsky) dummerweise mit eigenem Namen auf der Kondolenzkarte an die Frau eines verstorbenen Senators unterschreibt.
Nicht, dass Meyer weniger begabt darin wäre, sich selbst unangenehm ins Gespräch zu bringen. Vielleicht war der tapsige Gebrauch des Wortes „behindert“ während einer Spenden-Aktion nicht gerade ihr bester Moment – aber dennoch einer, der sie auf die Washingtoner Titelseiten katapultiert. Kann ein schnell organisierter Fototermin vor einem Joghurt-Laden das öffentliche Bild wieder zurecht rücken? Nicht wirklich, stattdessen ist der nächste „Unfall“ praktisch vorprogrammiert. Und zwischen all diesen Turbulenzen wartet auf Meyers Sekretärin Sue (Sufe Bradshaw) die tägliche Frage: „Hat der Präsident angerufen?“ Natürlich nicht. Der Präsident ruft nie an.
Der Look
Sämtliche Glamourismen, die Polit-Fans vielleicht nach„The West Wing“ oder „Welcome, Mrs. President“ erwarten, sucht man bei „Veep“ vergebens. Stattdessen haben Selena Meyers Amtsräume in etwa den gleichen realistischen Charme wie die amerikanischen Büro-Boxen, die man bereits aus „The Office“ oder „Parks and Recreation“ kennt. Ob man sich als Zuschauer dort wohl fühlt, muss jeder selbst entscheiden. Doch auch ansonsten deckt sich die visuelle Machart von „Veep“ praktisch eins zu eins mit den genannten NBC-Comedys, aber auch mit früheren britischen Projekten von Serienerfinder Armando Iannucci. Die Wackelkamera im Mockumentary-Stil wird dabei von Improvisationen der Schauspieler wirkungsvoll unterstützt, doch originell ist das Ganze wirklich nicht. Serien wie „Modern Family“ oder „30 Rock“ haben gezeigt, dass man Mockumentary auch in vollkommen anderen Lebens- und Arbeitsbereichen anwenden kann, ohne gleich den „Office“-Look kopieren zu müssen. Dies geschieht hier nicht.