„Reich und Schön“: Erste Staffel ab September bei YouTube verfügbar

Langjährige Fans der US-Seifenoper „Reich und Schön“ konnten sich beim Betrachten des Videos, das gestern im offiziellen YouTube-Channel von „The Bold And The Beautiful“ (so der Originaltitel) hochgeladen wurde, nur ungläubig die Augen reiben: Es zeigt augenscheinlich die allererste Klappe des Dauerbrenners, gefallen am 5. März 1987, vor 34 Jahren also. So lange läuft die Soap in ihrem Heimatland bereits und wird seitdem – mit Ausnahme einer Corona-Auszeit im letzten Jahr – durchgehend produziert.

Dass es sich hierbei jedoch nicht nur um ein nettes Gimmick handelt, sondern einen Hinweis darauf, was dort demnächst kommen könnte, lässt der hinterlegte Titel erahnen: „Bold and Beautiful – Season 1 (YouTube Premiere Teaser)“. Sollte also tatsächlich ein langgehegter Wunschtraum zahlreicher Fans weltweit wahr werden und die erste „Staffel“ der Serie endlich verfügbar gemacht werden? Denn während spätere Jahre teilweise verfügbar sind, auch im offiziellen Kanal selbst, ist es bisher nicht möglich, Folgen aus den ersten 20 Jahren zu sehen. Dabei waren es diese ersten zwei Jahrzehnte, die vor allem quotentechnisch Furore machten. In ihrem Heimatland USA musste die Serie immer hinter ihrem Konkurrenten „Schatten der Leidenschaft“ zurückstecken, aber weltweit gesehen war „Reich und Schön“ lange Zeit die meistgesehenste Seifenoper überhaupt.

Da Dailysoaps durchgehend produziert werden, gibt es streng genommen keine Staffeln, vielmehr spricht man von Jahrgängen. Pro Jahr werden bei einer werktäglich ausgestrahlten Serie ca. 250 Folgen ausgestrahlt. Es ist also davon auszugehen, dass zunächst geplant ist, diese Anzahl an Episoden zu veröffentlichen. Interessanterweise ist das exakt die Menge an Folgen, die in Deutschland auf DVD veröffentlicht wurden – für Fans aus Deutschland dürfte also besonders die Frage von Belang sein, ob es nach den ersten 250 Kapiteln weitergehen soll. Laut einem Kommentar des Kanalbetreibers ist dies geplant. Allerdings ist auch vorgesehen, jeden Tag nur eine Folge zu veröffentlichen. Mit Videos zu Folgen 251 ff. wäre also erst in einem guten Jahr zu rechnen.

Nichtsdestoweniger dürfte diese Aussicht das ein oder andere Herz höher schlagen lassen. Im Gegensatz zu Serien der Primetime gelten ältere Folgen von Daytime-Serien oftmals als Rarität, und teilweise kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese irgendwann vernichtet werden. Man erinnere sich an die Ankündigung von RTL vor zehn Jahren, alle deutschsprachigen Folgen des „California Clans“ zu entsorgen, da man keine Verwendung mehr dafür habe (fernsehserien.de berichtete).

In Deutschland startete „Reich und Schön“, damals noch unter dem Titel „Fashion Affairs“, im Jahr 1989 auf dem kleinen Sender Tele 5. Einige Jahre später, nach der erfolgreichen Platzierung der „Springfield Story“ und des „California Clan“ in seinem Tagesprogramm, zeigte RTL die Serie nochmal von vorn, während sie auf Tele 5 zunächst parallel weiterlief – teilweise zur selben Uhrzeit! Im Screenshot der ersten Klappe gut erkennbar ist die Logan-Residenz, in der in der ersten Folge Teenager Katie (Nancy Sloan) davon träumt, endlich den lang ersehnten Traumprinzen kennenzulernen, bevor im krassen Kontrast dazu ihre ältere Schwester Brooke (Katherine Kelly Lang) hereinstürzt, die nur knapp einer Vergewaltigung entgangen ist. Beide Rollen gibt es in der Serie auch heute noch, im Falle von Brooke sogar nach wie vor mit derselben Schauspielerin besetzt.

Im ersten Jahr der Serie geht es vor allem um das Liebesviereck zwischen Brooke, Ridge Forrester (Ronn Moss), Caroline Spencer (Joanna Johnson) und Thorne Forrester (Clayton Norcross), sowie um die zerrüttete Ehe von Eric (John McCook) und Stephanie Forrester (Susan Flannery) und Erics alte Liebe zu Brookes Mutter Beth Logan (zunächst Judith Baldwin, bald jedoch Nancy Burnett). Die ersten Folgen zeichneten sich durch Minimalismus aus, was Settings, Storyline und musikalische Untermalung angeht. Im Laufe jeder Szene tastet sich die Kamera meist so nah an die Gesichter der Charaktere heran, dass so gut wie nichts anderes mehr im Bild zu sehen ist. Der Score besteht aus maximal 20 verschiedenen Musikstücken, die immer wieder abwechselnd eingespielt werden. Die Lichtsetzung ist eher auf die Protagonisten fokussiert, die Hintergründe spielen oftmals keine große Rolle. Alles Entscheidungen, die wahrscheinlich dem niedrigen Budget einer noch zu etablierenden Serie aus dem Tagesprogramm geschuldet waren, die aber im Zusammenspiel gut funktionierten.

Man darf gespannt sein, wie viele Jahrgänge auf YouTube eingestellt werden. Wenn man sich die deutschen Soaps wie „Verbotene Liebe“ ansieht, die seit Jahren komplett auf YouTube zur Verfügung stehen, gibt es auf jeden Fall Grund zur Hoffnung.