Rape Culture? Pepé das Stinktier wird aus „Space Jam 2“ geschnitten

„Looney Tunes“-Figur habe sexuelle Übergriffe normalisiert

Glenn Riedmeier
Glenn Riedmeier – 10.03.2021, 18:48 Uhr

Pepé das Stinktier – eine Cartoonfigur der Vergangenheit? – Bild: Warner Bros.
Pepé das Stinktier – eine Cartoonfigur der Vergangenheit?

Pepé das Stinktier alias Pepé Le Pew zählt zu den bekanntesten Figuren aus dem „Looney Tunes“-Universum um Bugs Bunny und Co. Zwischen den 1940er und 1960er Jahren wurden zahlreiche Kurzfilme mit Pepé produziert und auch in späteren Produktionen wie „The Looney Tunes Show“ (2011–2014) oder „bugs! Eine Looney Tunes PROD.“ (2015–2019) war die Figur zu sehen. Doch nun traf Warner Bros. die Entscheidung, dass Pepé in keinen künftigen Produktionen mehr auftauchen wird. Eine bereits produzierte Szene mit dem Stinktier wird sogar aus dem kommenden Spielfilm „Space Jam 2: A New Legacy“ herausgeschnitten. Der Vorwurf lautet: Die Figur trage mit ihrem Verhalten zur Vergewaltigungskultur bei.

Pepé kam jüngst durch eine Kolumne des Journalisten Charles M. Blow in die Schlagzeilen, der in der New York Times darüber schrieb, wie unterschiedliche Cartoonfiguren seine Kindheit und die seiner Freunde mitgeprägt hätten – und das nicht unbedingt positiv. So habe etwa „Speedy Gonzales“, die schnellste Maus von Mexiko, negative Stereotype über Mexikaner zementiert. Noch schlimmer sei aber das Stinktier Pepé gewesen, in dessen Cartoons nach Auffassung von Blow die „Rape Culture“ normalisiert wurde. Der Begriff beschreibt eine Kultur, in der sexuelle Gewalt alltäglich ist, aber von den meisten Menschen nicht als Problem gesehen wird.

Die Cartoongeschichten um Pepé, der mit französischem Akzent spricht, laufen stets nach einem ähnlichen Muster ab: Das Stinktier verwechselt irrtümlicherweise eine schwarze Katze mit einer Stinktierdame. Zur Verwechslung trägt bei, dass durch einen Zufall ein weißer Farbstreifen auf dem Rücken der Katze landet. Pepé umgarnt die Katze in geschmeidig-öliger Tonlage als charmesprühender Verführer. Er macht ihr Komplimente und versucht sie zu küssen. Doch die Katze will das nicht und findet nachvollziehbarerweise auch Pepés Stinktiergeruch alles andere als anziehend. Sie flüchtet aus Pepés Umarmung, woraufhin das Stinktier in bester Tom-und-Jerry-Manier die amouröse Verfolgung aufnimmt und versucht, die Katzendame zu fangen.

Nach Ansicht des Kolumnisten Blow überschreite das dargestellte Verhalten der Figur Pepé die Grenze zur sexuellen Belästigung und trage dazu bei, dass Jungen im frühen Alter lernen, dass ein „Nein“ von Frauen nicht zwingend wirklich „Nein“ heißen muss. Es sei Teil „des Spiels“ und der Beginn eines Machtkampfes. Im Zuge der medialen Berichterstattung kam durch Deadline Hollywood ans Tageslicht, dass bereits zuvor die Entscheidung gefällt wurde, dass das Stinktier Pepé, anders als ursprünglich geplant, doch nicht im Film „Space Jam 2“ auftauchen wird.

Der Fortsetzung zum Kinoerfolg „Space Jam“ von 1996 soll noch in diesem Jahr erscheinen. Ähnlich wie beim Klassiker „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ handelt es sich um eine Mischform aus Realfilm und Zeichentrickelementen. In einer bereits 2019 produzierten Szene soll sich Pepé in einer Hommage an „Casablanca“ an eine Bardame herangemacht haben, dargestellt von Schauspielerin Greice Santo („Jane the Virgin“). In jener Szene küsst das übergriffige Stinktier Santos Arm, doch sie wehrt Pepé ab, schüttet ihm einen Drink ins Gesicht und gibt ihm eine Ohrfeige – und Pepé landet auf einem Barhocker. Im Dialog mit Basketballer LeBron James spricht Pepé dann darüber, dass seine vorherige Partnerin, die Katzendame Penelope, eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirkt hat. Auch davon wird im Film nun nichts zu sehen sein.

Diese Entscheidung, die unabhängig von Blows Kolumne getroffen worden sei, stößt nicht nur auf Zustimmung. Insbesondere Schauspielerin Greice Santo soll laut Deadline Hollywood verärgert darüber sein, dass ihre Szene mit Pepé herausgeschnitten wurde. Santo wurde selbst Opfer von sexueller Belästigung und setzt sich gegen häusliche Gewalt ein. Santo betrachtet das Entfernen der Szene als vertane Chance, in der sie den vornehmlich jungen Zuschauerinnen hätte zeigen können, dass man sich gegen übergriffiges Verhalten wehren kann und sollte. Die Szene wurde unter der Regie von Terence Nance gedreht, aber dann nicht fertig bearbeitet, nachdem es zu einem Regiewechsel kam und Malcolm D. Lee die Aufgabe übernahm.

„Space Jam 2: A New Legacy“ soll am 16. Juli in die Kinos kommen und gleichzeitig für 30 Tage beim US-Streamingdienst HBO Max verfügbar sein.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1983) am

    Also ganz ehrlich, so langsam reicht es! Man kann auch alles übertreiben! Wenn, man nur lange genug sucht, dann kann man überall ein Haar in der Suppe finden. Insbesondere in den USA. Mich stört vor allem die enorme Heuchelei, die dabei immer im Spiel ist.

    Selbstverständlich, muss man sich vor Augen halten, dass die meisten Cartoons aus früheren Jahrzehnten stammen! Aber! Es geht bei diesen Themen vor allem um Erziehung und geistige Bildung.
    Ich bin völlig davon überzeugt, dass aufgrund von Bugs Bunny und Co. niemand zum Verbrecher, egal welcher Art geworden ist! Die wenigstens wissen nämlich, dass die heute kritisierten Cartoons, eigentlich für Erwachsene gedacht waren und von Kindern, gar nicht hätten gesehen werden sollen. Ich schreibe bewusst eigentlich. Denn, irgendwann hat man es geschafft, sie doch ins Kinderprogramm zu kriegen. Wann genau weiß ich nicht. Aber darüber gibt es viele im Internet.

    Pepe das Stinktier, ist jedenfalls für mich auch ein ganz normaler Zeichentrickcharakter. Natürlich stimmt es, dass Pepe, sehr aufdringlich bzw. zudringlich ist. Oder besser gesagt kein Nein als Antwort akzeptiert. Allerdings, muss man auch hier 2 Dinge berücksichtigen:

    1. Pepe, steht am Ende (fast) immer als Verlierer da! Er bekommt sein "Mädchen"nie. Entweder sie zieht ihm eine über. Oder er landet beim Tierfänger bzw. im Knast.
    2. In der damaligen Zeit galt es als ein Zeichen von Beharrlichkeit, sich nicht gleich abweisen zu lassen.

    3. Im Falle von Speedy Gonzales, macht man es sich zu einfach wenn, man nur auf die Rassismuskarte setzt. Man muss allerdings nachdenken. Was Speedy an Kraft und Größe fehlt, macht er durch seine Schläue und Geschwindigkeit wett. Und am Ende geht meistens Herr Maus mit Abstand als Sieger vom Platz. Man könnte also auch sagen, dass jemand der Schlau ist, einen Starken besiegen kann. Ich jedenfalls finde das positiv. Außerdem sind die Figuren bewusst stark übertrieben dargestellt. Ich gebe zu, als Kind macht man sich darüber keine Gedanken. In diesem Fall wäre bzw. sind aber die Eltern gefragt. Zu einer Erziehung, gehört es auch, dass man einem Kind, den Unterschied zwischen Fiktion und Realität beibringt und speziell diesen Teil, scheinen in den USA viele Eltern gerne auszulassen! Weil man der Meinung ist, das Fernsehen solle die Kinder erziehen bzw. man könnte diese Aufgabe an das Fernsehen übertragen. Was aber nicht stimmt. Mir ist durchaus klar, dass es viele Eltern und Alleinerziehende gibt, die noch mehr als früher, keine Zeit und Lust haben, sich mit Ihren Kindern auseinander zusetzen. Was bis zu einem bestimmten Grad auch verständlich ist; wenn, man 3 Jobs braucht um eine Familie durchzubringen. Aber dann muss man sich halt mal aufraffen und sich die Zeit nehmen.

    Ich spreche jetzt mal nur für mich persönlich: Ich musste ber...
    • (geb. 1979) am

      Selten so einen schwachen Artikel von Euch gelesen. Die Entscheidung, Pepé aus dem Film zu nehmen, hatte überhaupt nichts mit dieser Kolumne zu tun, sondern liegt tatsächlich rein am Wechsel des Regisseurs (wie Du zwar erwähnst, aber eben auch erst ganz am Schluss und im Vergleich gesehen eher in einem Nebensatz). Malcolm D. Lee hatte schlicht einen komplett anderen Ansatz für den Film, als sein Vorgänger und sah für Pepé (zumal er eh nur kurz drin war) in seiner Umsetzung keinen Platz mehr.
      Was die verpasste Chance angeht: Ist die wirklich verpasst? Im Zuge des zweiten SJ-Films wird es garantiert weitere Produktionen um die Looney Tunes geben. Dass Pepé im neuen SJ keinen Platz mehr findet schließt das keineswegs aus.
      • am

        Die spinnen, die Römer...
        ...ähhh, Produzenten...
        • am

          Das ist mir völlig unverständlich. Wie die Szene beschrieben ist, wird da nichts verharmlost und am Ende verliert Pepe gegen die Frau, weil sie sich wehrt.

          Das finde ich im Gegenteil sogar vorbildlich, denn nur weil man so etwas im Film zensiert, sterben solche Widerlinge im echten Leben ja nicht aus. Da kann man ruhig zeigen, dass man denen am besten zeigt wo's lang geht, wenn ein klares Nein nicht reicht.

          Pepe war auch früher nie ein Sympathieträger. Da bestand imo nie die Gefahr, dass ein Kind sich diesen Schleimbeutel zum Vorbild nehmen könnte, zumal er ja auch noch ein Stinktier ist. hier ist im Diskurs klar die Landebahn verfehlt worden.
          • am

            Darüber kann man echt streiten.

            Diese Szene hätte sogar einen sehr starken feministischen Charakter (nicht negativ).

            Die Frauen behaupten sich und man sieht was falsches Verhalten auslösen kann.

            Es wäre besser, die Szene drin zulassen.

            Das Pepe dauerhaft geht, ist hingegen weniger diskussionswürdig.
            • (geb. 1979) am

              Bei Speedy Gonzalez kann ich es verstehen. Das ist tatsächlich eine Figur, die ziemlich stereotypisch dargestellt wurde.Solche Dinge werden einem heute wirklich bewusst. Auch wenn es einigen Leuten nicht gefällt...es ändert nix daran, dass es so ist.


              Bei Pepe kann ich es gerade nicht verstehen, warum diese Szene rausgenommen wurde, denn sie wäre doch sogar vorbildlich gewesen und ich habe so langsam das Gefühl, die Zustimmung kommt von Leuten, die einem nicht sympathisch sein sollten...
              • (geb. 1979) am

                @KarniMarc


                Es gab tatsächlich Probleme mit Kindern, die mit Hammer und sonstigen Gegenständen andeten eine übergezogen haben, weil sie dachten, es wäre witzig und da würde nix Schlimmes bei passieren. 
                Deswegen wurden die Cartoons irgendwann entschärft und auf Dinge verzichtet, wie Hammer, Messer, Dynamit.
                Oder seit Jahren werden Cartoons wie Pokemon kritisiert, denn deren einzige Lösung auf Probleme ist immer nur Gewalt. Das hat sich tatsächlich auf viele Kinder ausgewirkt.
                Cartoonfiguren haben mehr Einfluss auf Kindern, als du denkst.
                • am via tvforen.de

                  Ich kann zwar verstehen, woher die kommen, aber ich wäre niemals zu deren Schlussfolgerung gekommen. Es ist ja klar ersichtlich, dass die Katzendame nichts von Pepe will und so wurde ich schon früh damit konfrontiert, dass es Leute wie Pepe gibt, die sowas machen. Also anstatt ein Vorbild war Pepe für mich immer die Karikatur auf die Warnung vor übergriffigen Typen.
                  Nur wenn man etwas kennt, kann man auch souverän auf so etwas reagieren, wenn man dem in der Wirklichkeit begegnet. Manchmal wird einfach übertrieben...
                  • am via tvforen.de

                    Finde es ehrlich gesagt etwas albern. Niemand nimmt sich wirklich ein 1:1-Beispiel daran oder fühlt sich ermutigt, jemanden in überdrehtem Maße auf die Pelle zu rücken, nur weil man sich einen anthropomorphen Stinktiercharakter im TV anschaut, welcher halt wie die meisten Toons sich überdreht verhält. Man verbietet ja auch nicht Tom & Jerry, dass sie sich gegenseitig auf die Rübe hauen, oder?
                    Die Leute sehen irgendwie auch in Allem ihre Kontroversen.

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