Prosit, Terra X!

25 Jahre anspruchsvolle Dokumentationen mit Kultcharakter

Ralf Döbele
Ralf Döbele – 22.12.2007, 09:25 Uhr

Zeichen der Zeit: Veränderungen in den 90er Jahren

„Terra X“ im Wandel der Zeit – 1986, 1992, 1994 und 2001ZDF/​Screenshot
Ab 1993 wurde arte ein Co-Produzent der Reihe, wodurch Fans in einen besonderen Genuss kamen: der deutsch-französische Kulturkanal zeigte die neuen „Terra X“-Filme oft Monate vor der Ausstrahlung im ZDF und mit 10 Minuten mehr Sendezeit. Die Musik kam fortan immer von der Gruppe Klangraum, die auch andere ZDF-Produktionen wie „Hitler – Eine Bilanz“ vertonte. Im neuen Vorspann brach ein Jeep mit deutschem Kennzeichen in staubiger Steppe zu einer Expedition auf, bevor ein Skorpion über das Logo huschte.

In den folgenden Jahren begannen die Macher die Sendereihe für eine gößere Bandbreite von Themen zu öffnen. Zwar lag der Fokus noch immer auf der Rekonstruktion spektakulärer Expieditionsrouten, doch immer mehr ging man auch uralten Legenden der Menschheitsgeschichte mit wissenschaftlichen Mitteln auf den Grund. So tauchten die „Terra X“-Zuschauer nicht nur in die Welt von Vampiren ein, sondern erlebten auch Helga Lipperts Rekonstruktion des Turmbaus zu Babel in „Babylon Tower“ und erfuhren neue Erkenntnisse zur Meuterei an Bord der Bounty.

Uli G. Rueger (l.) als Ethnologe Konrad Preuß in „Die Geister vom Fluss der Gräber“ (1994)ZDF/​Screenshot
Mitte der 90er Jahre begann auch das Zeitalter der Rekonstruktionen mit Schauspielern und historischen Kostümen. Vorreiter war dabei wieder ein Film von Gottfried Kirchner: „Die Geister vom Fluss der Gräber“ zeigte die Geschichte des Ethnologen Konrad Theodor Preuß (dargestellt von Uli G. Rueger) und seiner Expedition zu einem heiligen Ort, tief in Kolumbien. Helga Lippert, die zur gleichen Zeit an Kirchners Seite Redakteurin der Reihe wurde, kann sich noch gut an die bescheidenen Anfänge der Inszenierungen erinnern: „Aus dem Fundus des ZDF hatten wir drei Kleiderkisten in den Sinai mitgenommen, um die „Karawane nach Petra“ auszustatten. Es gab keine Helfer, keinen Aufnahmeleiter, einen Maskenbilder schon gar nicht. Bis der letzte der 30 Beduinen in geeigneter Montur da­stand, hatte der Erste in der Reihe schon wieder die Uhr am Arm oder die Turnschuhe an den Füßen.“ Mittlerweile werden die Reenactments meistens in professionel ausgestatteten Filmstudios aufgezeichnet, der Aufwand ist dennoch hoch.

Passend zum Jahrtausendwechsel nahm im Dezember 1999 Uta von Borries den „Planet der Pyramiden“ unter die Lupe. Warum tauchte die markante Architekturform unabhängig voneinander auf verschiedenen Kontinenten der Erde auf? Gab es bereits vor unserer Zeitrechnung Kontakte zwischen jenen Zivilisationen? Von Borries begleitete ein Team junger Wissenschaftler aus Sachsen, die mit dem Modell eines steinzeitlichen Schilfboots herausfinden wollten, ob so kulturelle Einflüsse aus Vorderasien nach Südeuropa gelangen sein konnten.

Mit dem Jahrtausend ging auch Gottfried Kirchners Zeit bei „Terra X“ zu Ende. Der einstige Begründer der Reihe hatte sich in den 90ern hauptsächlich mit Rätseln rund um den Orden der Templeritter beschäftigt, der im Mittelalter als Folge der Kreuzzüge entstand. Kirchners letzter „Terra X“-Film war 1999 „Schwertbrüder – Der Templer-Coup von Portugal.“ Seinen Platz an der Seite von Helga Lippert in der Redaktion nahm Claudia Moroni ein. Bis heute zeichnen beide für neue Folgen der Reihe verantwortlich.

zurückweiter

weitere Meldungen