„Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von …“
Bild: WDR/Jens Öllermann/Jakob Beurle
Vor einigen Wochen sorgte eine Meldung über die Pläne des Entertainers Jan Böhmermann für Aufsehen. Der „NEO Magazin“-Moderator hat eine neue Ensemble-Comedy im Stil der langjährigen US-Kultshow „Saturday Night Live“ für das WDR Fernsehen entwickelt. Nun steht der Ausstrahlungstermin der Pilotfolge fest. Die 45-minütige Show mit dem etwas sperrigen Titel „Die unwahrscheinlichen Ereignisse im Leben von …“ ist am Sonntag, 20. Juli, auf dem „Zimmer frei!“-Sendeplatz um 22:15 Uhr zu sehen.
Genau wie beim großen Vorbild „Saturday Night Live“ soll in jeder Ausgabe ein wechselnder prominenter Gast die Zuschauer begrüßen. In der ersten Show übernimmt Altmeister Frank Elstner diese Aufgabe. Anschließend gibt es zahlreiche aufgezeichnete und live auf der Bühne aufgeführte Sketche des Ensembles zu sehen, in welchen Elstner selbst ebenfalls mitwirkt. Die insgesamt ziemlich gelungene Show zeichnet sich durch eine ordentliche Portion schwarzen Humor und Böhmermann-typische Seitenhiebe auf die Medienwelt aus. Auch Frank Elstner spart nicht mit Spitzen gegen Kollegen. Abgerundet wird die Variety-Show mit einer gospelartigen Hymne auf das Fernsehen.
Zunächst wurde eine Folge aufgezeichnet. Bei Erfolg ist jedoch geplant, das Format in Serie zu schicken.
Gestern abend verabschiedeten sich mit internationaler Live-Übertragung Komiker, die - neben vielem anderen - den Sketch von der Pointe befreit hatten.
In Deutschland scheint das auch nach über vierzig Jahren noch nicht angekommen zu sein, wie man ebenfalls gestern abend sehen konnte.
Richtig gut war eigentlich nur die Idee, Elstner zu thematisieren und einzubinden. Dazwischen: Viel zu viele konventionelle Sketche, die viel zu lang ausgewalzt wurden und dabei keinerlei Überraschung boten, sondern sich brav, erwartbar und auch recht mühsam zu der müden Pointe hinschleppten, mit der ein Sketch in Deutschland nach wie vor ordnungsgemäß zu enden hat (die Nummer mit der multifunktionalen Kneipe, die mit dem Terroristen, und schon die Eröffnungsnummer war viiiiiiiiiiiel zu lang - wer zwischendurch mal aufs Klo oder sich ein Bier holen ging, hatte eigentlich nichts versäumt).
Aber: Man hatte dankbar grölendes Publikum geladen, das sich amüsieren wollte (und sicher nicht zum großen Teil mit Crew und Cast verwandt oder befreundet war). Und in Deutschland liegt die Latte für Komik und generell für TV-Innovationen inzwischen dermaßen niedrig, daß man sagen muß: Ja, nett, vor allem ein paar hübsche Einspieler, vielleicht wird ja noch was draus. Vielleicht aber auch nur ein besseres Remake von "Sketchup" mit mehr (zu vielen!) Stammdarstellern.
Meine Vorurteile wurden eines Besseren belehrt: Herr Elstner ist offenbar nicht der lausige Schauspieler, den man vermuten kann, wenn er seinen Talkgästen pflichtgemäß Aufmerksamkeit und Amüsement huldigt.
Ansonsten schien sich der humoristische Anspruch heute überwiegend kaum über die Messlatte "Heute Show" zu bemühen. Die audiovisuelle Umsetzung war zwar wieder einmal vorzüglich, nur reicht das eben nicht unbedingt.
Sollten sich Kritikerpreise treu bleiben, dann müsste die Sendung dennoch ähnlich hochgejubelt werden wie z.B. "Heute Show".
Auffällig und für mich amüsant ist, dass die Kreativen ihrer Generation anhand von Musikkultur klar Ausdruck zu verleihen scheinen. Siehe "Rhythm is a dancer" (Neo Magazin?) oder heute eben "Coco Jambo" etc. Meine Eltern wüssten damit vermutlich nichts anzufangen, kaum mehr mein kleiner Bruder.
Untadelig produziert, inhaltlich leider eher für "Heute Show"-Jubler.