MDR-Rundfunkrat will Fußball-Übertragungen reduzieren

Positionspapier zur aktuellen Sportrechte-Diskussion

Michael Brandes – 01.07.2013, 15:57 Uhr

MDR-Rundfunkrat will Fußball-Übertragungen reduzieren – Positionspapier zur aktuellen Sportrechte-Diskussion – Bild: MDR

Im Rahmen der ARD-Grundsatzdiskussion über den Sportrechte-Einkauf (fernsehserien.de berichtete) hat sich nun auch der MDR-Rundfunkrat positioniert. Das Gremium betrachtet die aktuelle Situation als „unauswogen“ zugunsten des Fußballs.

Die Stellung des Fußballs innerhalb des gesamten Sportangebots der ARD steht im Mittelpunkt eines Positionspapiers, dass der MDR-Rundfunkrat zur laufenden Diskussion beisteuert. Die Breite und Vielfalt der Berichterstattung dürfe nicht aufgrund der programmpolitischen Bedeutung und der finanziellen Vorherrschaft einer einzelnen Sportart eingeschränkt werden, heißt es darin. Zwar erkenne der Rundfunkrat an, dass die ARD für ihre Sportsendungen attraktive Rechte brauche, um möglichst viele Zuschauer aller Altersgruppen anzusprechen, jedoch müsse der öffentlich-rechtliche Rundfunk dabei seine Aufgabe erfüllen, die Vielfalt und Breite des Sports abzubilden.

Nach Angaben des Aufsichtsgremiums fließen rund 70 Prozent des Sportrechteetats allein in den Fußball. Wie „unausgewogen“ diese Gesamtsituation sei, werde „noch deutlicher, wenn man berücksichtige, dass die Fußballberichterstattung einen Anteil von 29 Prozent an der gesamten Sportberichterstattung habe“.

Als Konsequenz bittet der MDR-Rundfunkrat in seinem Positionspapier die Gremienvorsitzendenkonferenz (GVK) darum, „die ARD aufzufordern, klar vergleichbare Regelungen für die Praxis interner Leistungsverrechnung einzuführen. Die Gesamtkosten für die Fußballberichterstattung (Rechte und Produktion) dürften die Budgets für die anderen Programmbereiche und Genres nicht einschränken und die Berichterstattung über andere Sportarten nicht schmälern.“ Langfristig sollen die Ausgaben für Fußball im Zuge allgemeiner Einsparzwänge reduziert werden.

Zudem fordert das Aufsichtsgremium mehr Transparenz ein: Bei der Bewilligung von Mitteln für den Sportrechtekauf sollen den Gremien neben den Rechtekosten auch die voraussichtlichen Produktionskosten mitgeteilt werden. Dabei seien Sportverbände „grundsätzlich nicht an Produktionskosten zu beteiligen“. Außerdem solle geprüft werden, „ob und wie man bei finanziell hoch vergüteten Senderechten das Recht auf unentgeltliche Kurzberichterstattung in Anspruch nehmen kann“.

Ferner werden die Landesrundfunkanstalten aufgefordert, „die gesellschaftliche Komplexität des Sports in integrativer Form in den verschiedenen Programmformaten, wie zum Beispiel Ratgeber und Gesundheitsmagazinen, abzubilden“. Das Livestreaming von Sportereignissen müsse grundsätzlich immer möglich sein, wenn die ARD die Rechte erworben hat, wobei die Sportverbände die Möglichkeit einer nichtkommerziellen Nutzung des Livestreams erhalten sollten.

Kritisch betrachtet wird auch die derzeitige Aufsplitterung der Berichterstattung über die Bundesliga-Sonntagsspiele in den Dritten Programmen. Mit Blick auf Kosteneffizienz sei zu prüfen, ob die Rechte an diesen Partien nicht doch „vollumfänglich“ im ARD-Hauptprogramm genutzt werden könten statt in den Dritten.

Die ARD hatte die Rechte an den Sonntagsspielen 2009 dem damaligen DSF abgeluchst, dann aber festgestellt, dass es am Sonntagabend im Ersten gar keinen geeigneten Sendeplatz gibt. Zu einer Ausstrahlung um 21:45 Uhr, zwischen „Tatort“ und „Anne Will“, waren die Intendanten damals nicht bereit. Daher leistet sich die ARD den Luxus, ein teuer erkauftes Sendepaket in die Dritten abzuschieben, wo die Bundesliga-Berichterstattung gleich mehrfach aus Sicht des jeweiligen Regionalsenders aufbereitet werden muss.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    wunschliste.de schrieb:
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    > Daher leistet sich die ARD den Luxus, ein
    > teuer erkauftes Sendepaket in die Dritten
    > abzuschieben, wo die Bundesliga-Berichterstattung
    > gleich mehrfach aus Sicht des jeweiligen
    > Regionalsenders aufbereitet werden muss.

    Das stimmt nicht mehr. Ab August soll es sonntags um 21:45 Uhr in allen Dritten eine gemeinsame Bundesliga-Sportschau geben.

    http://www.ard.de/intern/ard-sportschau-dritte-programme/-/id=1886/nid=1886/did=2730940/16nv411/index.html

    Fragt sich bloß, warum der MDR-Rundfunkrat davon noch nix weiß...?

    Übrigens wird gerade im MDR-Fernsehen in letzter Zeit sehr viel Fußball übertragen (Aufstiegsspiele zur 3. Liga, Abschiedsspiel von Michael Ballack, am kommenden Samstag ein Testspiel von Dynamo Dresden gegen Ajax Amsterdam...). Dabei wird teilweise ein erheblicher Aufwand betrieben, z.B. gab es beim Auswärtsspiel von RB Leipzig Liveschaltungen zum Public Viewing in einem Leipziger Festzelt. Und das Eröffnungsspiel der kommenden Drittliga-Saison (Hallescher FC - RB Leipzig) läuft logischerweise auch zur Primetime live im MDR. Dagegen ist m.E. auch gar nix zu sagen - nur sind dann die Ausführungen der Rundfunkräte ziemlich scheinheilig.
    • am via tvforen.de

      wunschliste.de schrieb:
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      > Im Rahmen der ARD-Grundsatzdiskussion über den
      > Sportrechte-Einkauf (wunschliste.de berichtete)
      > hat sich nun auch der MDR-Rundfunkrat
      > positioniert. Das Gremium betrachtet die aktuelle
      > Situation als "unauswogen" zugunsten des
      > Fußballs.



      Unausgewogen? Ich würde eher sagen "angepasst"! Das Interesse an Fußball ist nun mal erheblich höher als bei anderen Sportarten, daher ist die - unbestrittene - Dominanz im TV nach meinem Empfinden durchaus angemessen.


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