„Little Bird“: Gefeierte Miniserie um dunkle Epoche Kanadas feiert Deutschlandpremiere

Junge adoptierte Frau auf der Suche nach indigenen Wurzeln

Bernd Krannich
Vera Tidona
Bernd Krannich und Vera Tidona – 12.04.2024, 15:19 Uhr

„Little Bird“ mit Darla Contois und Lisa Edelstein (v. l.) – Bild: Crave/APTN
„Little Bird“ mit Darla Contois und Lisa Edelstein (v. l.)

Die gefeierte kanadische Miniserie „Little Bird“ feiert durch arte ihre Deutschlandpremiere: Ab dem 16. Mai stehen die sechs Episoden um die Lebensgeschichte einer zwangsadoptierten Frau bei arte.tv auf Abruf zur Verfügung. Die lineare Ausstrahlung erfolgt bei arte am 23. Mai ab 21:45 Uhr mit allen sechs Folgen am Stück.

Im ehemaligen Kolonialreich der Engländer wurden immer wieder die Menschenrechte von Außenseitern mit Füßen getreten. Im Bezug auf den Umgang mit Ureinwohnern findet sich als Muster und Thema für Vergangenheitsbewältigung immer wieder, dass Kinder ihren Eltern mit Zwang weggenommen wurden, um entweder in Residential Schools oder Boarding Schools mit der christlichen Kultur vertraut und ihren eigenen Wurzeln entfremdet oder eben gleich im frühen Kindesalter zur Adoption an „weiße“ Familien gegeben zu werden. (Ähnlich wurde auch mit den Kindern junger unverheirateter Mütter vorgegangen, siehe in der australischen Serie „Love Child“ oder der aktuellen Paramount+-Serie „The Woman in the Wall“).

Die Serie „Little Bird“ fußt auf einer späten Politik der kanadischen Regierung, indigenen Familien unter Vorwand und mit Druck das Sorgerecht für ihre Kinder zu entziehen und sie in Pflegeeinrichtungen und Adoptiv-Familien zu vermitteln. Ein Vorgehen, das in den 1950ern begann und erst 1980 endete, aber besonders in der 60er Jahren durchgeführt wurde – daher die Bezeichnung The Sixties Scoop.

Zu jener Generation gehört auch Protagonistin Esther Rosenblum – die bis zu ihrem fünften Lebensjahr als Bezhig Little Bird aufwuchs und schließlich durch eine jüdische Familie adoptiert wurde (ihre Adoptivmutter wird von „Dr. House“-Star Lisa Edelstein gespielt), während ihre Erinnerungen an ihre Geburtsfamilie verblassten. Als junge Erwachsene (Darla Contois) macht sie sich schließlich auf, ihre Wurzeln zu erforschen. Ihre Suche führt sie zurück in die kanadischen Prärien, wo sie die Wahrheit über ihre indigenen Wurzeln herausfindet und die erschütternden Folgen der Politik.

Die Hauptdarstellerin der Miniserie Darla Contois ist selbst als Cree-Salteaux ein Kind der „Sixties Scoop“. Zur weiteren Besetzung gehören Ellyn Jade, Osawa Muskwa, Joshua Odjick, Imajyn Cardinal, Mathew Strongeagle, Eric Schweig und Michelle Thrush.

Bei den diesjährigen Canadian Screen Awards (Preisverleihung am 31. Mai) ist „Little Bird“ mit 19 Nominierungen führend – mit im Rennen ist das Format als bestes Drama, mit Hauptdarstellerin Contois, dem Cast als bestes Ensemble und drei weiteren Darstellern.

„Little Bird“ stammt von Jennifer Podemski und Hannah Moscovitch. Die Regie führten Elle-Máijá Tailfeathers und Zoe Leigh Hopkins. Die Dramaserie ist eine Produktion von Original Pictures und Rezolution Pictures für das kanadische Aboriginal Peoples Television Network (APTN) und das Streamingangebot Crave.

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