Künstliche Intelligenz erschafft Fan-Hymne zum „ESC“

Ehemaliger Sieger singt „Blue Jeans and Bloody Tears“

Lukas Respondek
Lukas Respondek – 16.05.2019, 17:30 Uhr

Verbildlichung der Künstlichen Intelligenz im Musikvideo – Bild: Sweaty Machines/YouTube
Verbildlichung der Künstlichen Intelligenz im Musikvideo

Im Vorfeld des „Eurovision Song Contests“ spielt sich ein beachtliches musikalisches Experiment ganz abseits des Wettbewerbs ab: Eine Künstliche Intelligenz (KI), die mit zahlreichen „ESC“-Beiträgen gefüttert wurde, komponierte ein eingängiges Lied, dessen ebenfalls von der KI stammender Songtext vom früheren „ESC“-Sieger Izhar Cohen eingesungen wurde.

Zum bereits 64. Mal tragen die Rundfunkanstalten verschiedener Länder diese Woche ihre Kompositionen auf internationaler Bühne vor. In all den Jahrzehnten entwickelten sich Stilmittel und Eigenarten, die sich als „ESC“-typische Elemente in einigen kultigen Auftritten wiederfinden lassen.

Um daraus einen Hit zu erschaffen, der die Musik der vergangenen „ESC“-Jahrzehnte am besten widerspiegelt, hat eine Gruppe von Künstlern, Musikern und Programmierern eine Künstliche Intelligenz mit hunderten Liedern aus der Geschichte des Song Contests gefüttert. Die Melodien und Zeilen, die der Algorithmus des neuronalen Netzes produzierte, seien anschließend selektiert und in einen Song „verschweißt“ worden, erklärt das Projektteam.

Der so erschaffene Song wurde nun im Vorfeld des diesjährigen „ESC“ veröffentlicht: „Blue Jeans and Bloody Tears“ heißt das Lied, das von „desillusionierter Liebe“ erzählt. Zu den eingängigen Melodien und dem Beat, der schnell im Ohr bleibt, erklingen kitschig-kuriose Textzeilen, die ins Deutsche übersetzt Phrasen ergeben wie „Tränen werden immer feuchte Augen haben“ oder „Es gibt kein Leben ohne dein Leben im Elend“.



Langjährigen Fans des Eurovision Song Contests könnte die Stimme, die das Projektteam für den Song der Künstlichen Intelligenz gewinnen konnte, bekannt vorkommen: Zu hören ist Izhar Cohen, der erste israelische Sieger des internationalen Musikwettbewerbs. 1978 erreichte er mit dem Lied „A-Ba-Ni-Bi“ den ersten Platz in Paris und brachte den Contest so erstmals nach Israel.

Als Creative Director hinter dem Projekt steht der New Yorker Regisseur Nim Shapira, der in den vergangenen Jahren an Digitalkampagnen für große Marken und Medienunternehmen mitwirkte. Außerdem führt er Regie für Musikvideos etlicher israelischer Künstler. Sein Team hofft, mit „Blue Jeans and Bloody Tears“ die inoffizielle Hymne des diesjährigen Eurovision Song Contests geschaffen zu haben.

Nach dem ereignisreichen ersten Halbfinale, das am vergangenen Dienstag stattfand und überraschende Qualifizierungen etwa für San Marino hervorbrachte, steht heute Abend (16. Mai 2019) das zweite Halbfinale an, bei dem unter anderem die Beiträge aus Österreich und der Schweiz vorgetragen werden und bei dem auch das deutsche Publikum abstimmen kann. Der ARD-Sender One und Eurovision.de übertragen die Show heute live ab 21:00 Uhr, ehe beim Finale am Samstag das Duo S!sters für Deutschland ins Rennen geht.

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