„Late Night Berlin“ ist Geschichte. Das war die Auflösung des Rätsels, nachdem am gestrigen Dienstagabend (25. März) eine ungewöhnlich kurze Ausgabe der ProSieben-Show mit nur rund 13 Minuten lief. Es handelte sich um die allerletzte Sendung. Moderator Klaas Heufer-Umlauf nutzte diese dann auch, um den Grund für das Ende bekanntzugeben: Ich habe keine Lust mehr auf Late-Night.
Die kurze Abschiedsshow, die offensichtlich schon Monate vor der Ausstrahlung vorproduziert wurde, beginnt zunächst wie immer. Klaas Heufer-Umlauf kam ins Studio und begann seinen Stand-up-Monolog. Mittendrin sagt er zu seinem Sidekick Jakob Lundt: Manchmal kommt mir das so vor, als hätten wir diese Gags schon mal gemacht. Alles schon mal gesagt. Wiederholt sich irgendwie vieles, oder? Für Verwirrung sorgt zusätzlich, dass Klaas während des Stand-ups plötzlich in mehreren wechselnden Outfits zu sehen ist. Dann nimmt er an seinem Schreibtisch Platz und kündigt an, in einer neuen Rubrik TV-Formate zu analysieren – beginnend mit „Late Night Berlin“.
Darauf folgt ein Einspielfilm, der einen kurzen Abriss über die Geschichte der Late-Night-Shows bietet, beginnend in den 1950er Jahren in den USA. Es wurden mehrere Highlight-Clips aus den vergangenen Jahren von „Late Night Berlin“ gezeigt. Dann jedoch meint die Off-Stimme plötzlich: Das alles haben wir gerne gemacht. Wir haben es als Late-Night-Show gemacht. Doch ist so ein Format noch zeitgemäß, wenn so vieles daran immer gleich ist? In diesem Moment ahnt man bereits, worauf es hinausläuft. Es wird nicht nur die Zukunft von „Late Night Berlin“ besiegelt, sondern gleichzeitig sogar der Sinn des gesamten Late-Night-Genres infrage gestellt. Stand-up, Desk-Piece, Talk, eine Showband, ein Sidekick. Dieses Muster gibt es seit Jahrzehnten. Nun, nach sieben Jahren ‚Late Night Berlin‘ schleicht sich ein Gefühl ein, dass man anfängt, sich zu wiederholen. Jeder Witz wurde gemacht, jeder Gast eingeladen und jedes Spiel gespielt. Trotz all der Freude, die uns ‚Late Night Berlin‘ gemacht hat, stellt sich eine Frage: Ist es nicht an der Zeit, Lebewohl zu sagen und diese Show hinter sich zu lassen, um etwas Neues zu beginnen?
Im Gespräch mit seinem Sidekick Jakob Lundt sagt Klaas Heufer-Umlauf daraufhin: Ich glaube, ich habe gerade was verstanden. Da hat jemand gerade die Wahrheit gesagt und das bestätigt so ein bisschen den Verdacht, den ich schon länger mit mir herumtrage. Lundt versucht ihn davon zu überzeugen, dass sie mit der Sendung weitermachen müssen. Nee, wir haben so lange Sendung, wie wir sagen, dass wir Sendung haben, erwidert Klaas. Wir sagen immer, dass man den Moment nicht verpassen darf. Und ich glaube, jetzt ist der Moment, wo ich fertig bin mit Late-Night. Ich habe keine Lust mehr auf Late-Night. Es reicht. Ich habe den Eindruck, es ist besser, man merkt es selber, als wenn irgendwann die Tür aufgeht und dann steht da einer von ProSieben und dann sagt der einem das.
Nach zehn Minuten steht Klaas Heufer-Umlauf vom Schreibtisch auf und sagt: Man muss eben wissen, was es vorbei ist. Und das ist jetzt. Zu dem Song „Don’t Stop Believin’“ von Journey verlässt er das Studio und geht in ein nahegelenes Diner namens „Heufer’s“. Dort trifft er sich mit der ehemaligen ARD-Polittalkerin Anne Will, die in der allerersten Ausgabe von „Late Night Berlin“-Ausgabe vom 12. März 2018 zu Gast war. Sie fragt ihn noch: „Du willst also wirklich aufhören mit Late-Night. Bist du dir wirklich sicher? Klaas bestätigt es. An den Tischen rundherum sitzen Teammitglieder der Show. Und hast du schon Pläne? Willst du irgendwas Neues machen?, fragt Anne Will. Eine Antwort gibt Klaas nicht, allerdings wird nach dem darauffolgenden Abspann das Datum „22. April 2025“ einblendet – was darauf hindeutet, dass etwas kommen wird.
ProSieben/Screenshot
„Late Night Berlin“ trat 2018 die Nachfolge von „Circus HalliGalli“ an. Das von Klaas Heufer-Umlauf zusammen mit Joko Winterscheidt moderierte Format lief von 2013 bis 2017 auf ProSieben. Die Nachfolge-Show von Klaas allein hatte von Anfang an mit Quotenproblemen zu kämpfen, was auch mit unregelmäßigen Anfangszeiten abhängig vom Vorprogramm zusammenhing. Monatelange Sommer- und Winterpausen taten ihr übriges, dass sich kein echtes Late-Night-Feeling einstellen wollte – erst recht, da „Late Night Berlin“ im Vergleich zu den herangezogenen US-Vorbildern nicht mehrmals pro Woche lief, sondern nur einmal wöchentlich.
2021 wechselte die Show dann vom späten Montag- auf Dienstagabend. Erfolgreich war die Sendung jedoch nur auch dort nur dann, wenn unmittelbar davor ein quotenträchtiges Format lief und der Moderator etwa in „Joko & Klaas gegen ProSieben“ selbst sein eigenes Vorprogramm bildete. Aus eigener Kraft konnte „Late Night Berlin“ hingegen nicht punkten und verharrte jahrelang tief in der Einstelligkeit, so dass es ProSieben hoch anzurechnen ist, überhaupt so lange an der Show aus dem Hause Florida Entertainment festgehalten zu haben. Wie wichtig Joko & Klaas aber unabhängig davon für den Sender sind, zeigte sich erst kürzlich in der Verlängerung der Exklusiv-Verträge mit den beiden Entertainern um weitere fünf Jahre (fernsehserien.de berichtete).
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Lurch am
Man merkte schon lange, dass Klaas keine Lust mehr hatte. Die Sendung wurde immer langweiliger und der nervige Möchtegernpromi Jakob Lundt ging mir oft auf die Nerven, wenn auch nicht so extrem wie im Podcast "Baywatch Berlin", in dem der Typ sich äußerst nervtötend verhält.
Mal sehen, ob bei Klaas noch was gutes Neues kommt.
Leider fällt es ihm ja oft schwer, sich zusammenzureissen, wenn er keinen Bock mehr hat. In einer Show (ich glaube DUELL UM DIE WELT) hatte er am Schluss einfach keine Lust mehr, weil er müde war. Statt sich den Schlüssel für den Glaskasten, in dem der Siegerpokal stand, zu erspielen, hat er einfach den Kasten zertrümmert und sich den Pokal gegriffen. War extrem unsympathisch und hat mir damals den Spaß an der Show verdorben.
User 1627894 (geb. 1980) am
Sehr gute Nachricht, ausser den paar Handvoll, die das geschaut haben, wird es keinen auffallen. Und die Werbung dafür, die ich schauen musste, wenn ich Simpsons sehe, wird mir nicht fehlen.
Der_Graue (geb. 1961) am
Na endlich! Hat sich das überhaupt jemand angesehen?
Eigentlich hatte ich das Ende schon früher erwartet, LNB fiel gegen Circus Halligalli oder Neo Paradise deutlich ab. Merkt man auch beim Duell um die Welt: Die früheren, vor Ideen und kreativem Blödsinn strotzenden TV-Rebellen sind zunehmend älter, müder und satter geworden. Auch Jokos Show steht und fällt mit den Gästen, nicht mit den Einfällen von ihm oder Florida. Trotzdem ein Dankeschön mit Träne an Klaas und das ganze Team. 😍🥲
Torsten S am
Sehr gute Nachrichten von Pro7 sind äußerst selten, aber diesmal hats geklappt. Diese Show war so unnötig wie Fusspilz und ich glaube nicht, dass es mit der Unlust zu tun hat. Nachdem vorriges Jahr (wiedermal) Meldungen öffentlich wurden, dass vieles an der Show Fake und Gescript gewesen ist, wofür sich Klaas sogar entschuldigen mußte, konnte man nichts mehr glauben. Sowieso war es nur eine Show wo sich Klaas selber in Szene setzten wollte und mehr seinen dümlichen Humor frei ausleben konnte. Mit einer echten Late Night Show hatte das Ganze wenig zutun. Ich hoffe, dass es mal wieder einen Sender gibt, der eine echte Late Night Show ala Harald Schmidt auf die Beine stellen wird, aber das bleibt wohl Wunschdenken.
SerienFan_92 (geb. 1992) am
Genauso schlimm ist auch "Edins Neo Night"
Diese Shows haben alle nichts mit Late Night zu tun.