Joko & Klaas lassen Olaf Scholz fürs Impfen werben

Auch COVID-Patientin und Oberarzt mit eindringlichen Appellen

Dennis Braun
Dennis Braun – 01.12.2021, 22:22 Uhr

Olaf Scholz richtete sich mit deutlichen Worten an die ProSieben-Zuschauer. – Bild: ProSieben/Screenshot
Olaf Scholz richtete sich mit deutlichen Worten an die ProSieben-Zuschauer.

Joko und Klaas haben es mal wieder geschafft: Nachdem sie mit ihren in der Show „Joko & Klaas gegen ProSieben“ gewonnenen 15 Minuten Live-Sendezeit in der vergangenen Woche bereits – wenn auch etwas skurril – für Vorsorgeuntersuchungen geworben hatten, sorgten sie auch an diesem Mittwochabend (1. Dezember) um 20:15 Uhr auf ProSieben für viel Aufsehen. Diesmal stand das alles beherrschende Thema Corona im Vordergrund, weshalb es deutlich ernster zuging. Daher waren die beiden Entertainer nur kurz am Anfang zu sehen, ehe sie drei andere Personen zu Wort kommen ließen – unter anderem niemand Geringeren als den designierten Bundeskanzler Olaf Scholz.

Joko & Klaas zu Beginn ihrer 15 Minuten Live-SendezeitProSieben/​Screenshot

Doch der Reihe nach: Zunächst meldeten sich Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf aus dem gleichen abgedunkelten Studio, das sie auch schon vor zweieinhalb Jahren genutzt hatten, als sie erstmals drei Menschen die Gelegenheit gaben, ihre Geschichte zu erzählen. Da es momentan aber ohnehin nur ein Thema gebe, wäre es laut Joko grob fahrlässig gewesen, ihre 15 Minuten nicht auch dafür zur Verfügung zu stellen. Mit der Bitte an die Zuschauer, ihnen ihre Aufmerksamkeit zu schenken, verschwanden sie aus dem Bild, ehe eine junge Frau auf dem leeren Stuhl in der Mitte Platz nahm.

Luisa kämpft bis heute mit den Folgen ihrer COVID-Erkrankung.ProSieben/​Screenshot

Es handelte sich um die erst 23-jährige Luisa, die sich 2020 zu Beginn der Pandemie mit COVID-19 in Spanien im Rahmen eines Praktikums infiziert hatte. Vorher sei sie sportlich gewesen und habe sich sehr gesund ernährt, doch das Virus habe ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt. Nach einer Woche war sie dort ins Krankenhaus gekommen und ins künstliche Koma versetzt worden, 38 Tage lag sie auf der Intensivstation. Sogar an eine künstliche Lunge musste sie angeschlossen werden und hatte dabei das Glück, das einzige Gerät des Klinikums erhalten zu können.

Obwohl die Ärzte ihr wenig Chancen gegeben hatten, erwachte sie aus dem Koma und kämpft sich seitdem ins Leben zurück – allen Widrigkeiten zum Trotz. So musste sie das Laufen komplett neu erlernen: Ich war im Rollstuhl, am Rollator. Ein junges Mädchen am Rollator, ja, das existiert tatsächlich. Erst seit ein paar Wochen könne sie wieder ohne fremde Hilfe gehen. Ich möchte keine Angst verbreiten, stellte die junge Frau allerdings klar. Vielmehr wünsche sie sich, dass wir als Gesellschaft wieder zusammenfinden können, ( …) alle wieder miteinander sprechen können und wieder Hoffnung finden.

Dr. Daniel Zickler schilderte die Situation auf der Intensivstation der Charité.ProSieben/​Screenshot

Ebenso eindringlich berichtete im Anschluss Dr. Daniel Zickler, seines Zeichens Oberarzt auf der Intensivstation der Berliner Charité, über die aktuellen Zustände im Gesundheitswesen. Über 50 Prozent seiner Patienten seien bereits wieder Corona-Patienten, und obwohl Personal aus verschiedenen Bereichen zusammengezogen wurde, merke man, dass man langsam, aber sicher an die Kapazitätsgrenze komme. Im Hinblick auf die aktuell sehr hohen Infektionszahlen befürchtet er einen baldigen Kollaps des Gesundheitssystems.

Zickler machte zudem klar, dass es nach wie vor keine spezielle Therapie gegen COVID-19 gebe und die schweren Fälle häufig von multiplem Organversagen betroffen seien. Mehr, als diese Komplikationen zu behandeln, sei nicht möglich. Wenn diese Patienten die Intensivstation nach Wochen oder gar Monaten verließen, seien sie oft für ihr Leben gezeichnet. Dass dabei ganz und gar nicht nur Ältere unter ihnen seien, verdeutlichte er anhand der Geschichte einer jungen schwangeren Frau, die in der Charité nach der Infektion erst ihr Baby verloren habe und schlussendlich selbst verstorben sei.

Sich nicht impfen zu lassen ist für den Mediziner ein Russisches-Roulette-Spiel mit der eigenen Gesundheit, aber auch mit der Gesundheit anderer Menschen. Er bat die Bevölkerung darum, ihn und seine Kollegen auf der Intensivstation zu unterstützen: durch Kontaktreduzierung einerseits und die Impfung andererseits. Wir sind bereit, nochmal an die Grenze zu gehen, aber wir schaffen das nicht alleine.

Auch der künftige Bundeskanzler Olaf Scholz sprach zu den Zuschauern.ProSieben/​Screenshot

Die meisten Zuschauer dürften sich verwundert die Augen gerieben haben, als zum Schluss der designierte Bundeskanzler Olaf Scholz ins Bild trat. Zuerst bedankte er sich bei seinen Vorrednern: Es ist wichtig, auf die zu hören, die nah dran sind. Er wies auf die nach wie vor zu geringe Impfquote in Deutschland hin, die maßgeblich dafür verantwortlich sei, dass die Krankenhäuser nun wieder volllaufen. Dies sei auch eine Erklärung dafür, warum in Portugal oder Spanien, wo deutlich mehr Menschen immunisiert sind, in diesem Winter sehr viel weniger an Corona erkranken.

Scholz scheute auch die direkte Ansprache nicht: Ich war selbst schon auf COVID-Intensivstationen, und ich kann Ihnen und euch sagen: Es hat mich tief betroffen zurückgelassen. Er wisse von einer jungen Long-COVID-Patientin und Mutter, die ihre akute Erkrankung nicht einmal bemerkt habe und sich heute keine drei Stunden mehr auf den Beinen halten könne. Doch der SPD-Politiker thematisierte auch die Sorgen und Nöte von alleinerziehenden Eltern, Schülern und Studenten, mit denen er gesprochen habe. Es sei ihm bewusst, dass Abstand halten und jung sein so sehr schlecht zusammenpassen, dass viele unter Einsamkeit leiden.

Niemandem gehe es in diesen Zeiten gut, auch ihm nicht – dafür, dass deshalb gehandelt wird, fühle er sich verantwortlich. Die Lage ist schwer, die Lösung liegt auf der Hand, so Scholz weiter. Zwar sei es auch jetzt wichtig, Kontakte zu reduzieren, doch entscheidend sei es, die Impfkampagne voranzutreiben: Jeder kann und sollte sich impfen lassen. Er erneuerte sein hochgestecktes Ziel von 30 Millionen Impfungen bis Weihnachten und versprach dafür neben dem Aufbau eines Krisenstabs auch die Erhöhung der Kapazitäten von Impfzentren und mobilen Impfteams. Mit den Worten Lasst euch impfen, schützt euer Leben und das der anderen schloss er seinen Aufruf.

Dass der bekennende SPD-Sympathisant Klaas Heufer-Umlauf den Deal mit dem kommenden Bundeskanzler eingefädelt haben könnte, dürfte als ziemlich wahrscheinlich gelten. Wie auch immer man dessen Auftritt bewerten mag, eines ist Joko und Klaas jedenfalls auch diesmal wieder gelungen: Zum wiederholten Male nach „Männerwelten“, „Pflege ist #NichtSelbstverständlich“ und „#MoriaStory“ den Fokus auf gesellschaftsrelevante Themen zu legen und generationsübergreifend zum Nachdenken anzuregen.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Danke. Das habt ihr sehr gut gemacht. Ohne viel drumrum. Es hat viele junge Menschen erreicht und damit habt ihr Leben gerettet. Auch Leben bereits Geimpfter. Olaf Scholz wird es richten.
    • am

      Dieser Beitrag wurde redaktionell entfernt.
      • (geb. 1992) am

        Was wäre wohl passiert, wenn die beiden in der Show nicht gewonnen hätten ?


        Das ganze muss ja schon aufgezeichnet gewesen sein.
        • am

          Nein, war es nicht!
        • (geb. 1979) am

          Ich bin geimpft, ich hab mir auch nie die frage gestellt ob ich es mache aber ihr glaubt doch nicht ernsthaft das sich mehr Leute wegen diesem Aalglatten ich kann mich an nichts erinnern Politiker impfen lassen
        • am

          Doch, kann ich mir vorstellen! So aalglatt finde ich den gar nicht. Zumindest sollte man an Politiker keine anderen Maßstäbe anlegen, als an sich selbst und sein Umfeld. Alles menschlich! Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein ;-)
        • am

          Prima - da kann ich nur zustimmen

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