Jeremy Clarkson: Aus für „The Grand Tour“, Fortsetzung für „Clarkson’s Farm“

Clarkson entgeht Konsequenzen für Hasstirade gegen Meghan Markle

Bernd Krannich
Bernd Krannich – 02.12.2023, 13:15 Uhr

„The Grand Tour“ mit den Moderatoren (v. l.) James May, Jeremy Clarkson und Richard Hammond – Bild: Amazon Prime Video
„The Grand Tour“ mit den Moderatoren (v. l.) James May, Jeremy Clarkson und Richard Hammond

Der einerseits immer wieder umstrittene, andererseits aber auch bei vielen beliebte britische Moderator Jeremy Clarkson bleibt trotz einer massiven Kontroverse weiterhin mit Amazon und Prime Video im Geschäft: Der Streamingdienst hat seine Reatlity-Serie „Clarkson’s Farm“ diese Woche für eine vierte Staffel verlängert.

Zum Ende kommt hingegen die Autosport-Show „The Grand Tour“, zumindest mit den bisherigen Moderatoren: Während die Hintergründe für das Aus dieser Serie unbestätigt sind, hat Clarkson einerseits den „endgültigen“ Abschluss der Dreharbeiten für sich bestätigt und das Ende (zumindest seiner Beteiligung) in einem Kommentar als eigene Entscheidung dargestellt. Prime Video hat noch zwei Specials zu „Grand Tour“ im Kasten, die 2024 zur Veröffentlichung anstehen.

Die „Causa Clarkson“

Clarkson war als Moderator im britischen Fernsehen über Jahrzehnte ein Zuschauermagnet, hatte sich aber immer wieder durch krasse Äußerungen in die Kritik gebracht. So hatte er die langlebige britische Motorshow „Top Gear“ ab Anfang der 2000er zum internationalen Erfolg geführt. Nach einer wohl handgreiflichen Auseinandersetzung mit einem dortigen Produzenten ließ die BBC den Vertrag Clarksons bei der Show 2015 auslaufen.

Der Moderator fand Aufnahme bei Prime Video. Dort startete er mit seinen bisherigen „Top Gear“-Kollegen James May und Richard Hammond die neue Auto-Show „The Grand Tour“, die ab 2016 veröffentlicht wurde. Daneben zeigte Prime Video im Lauf der Jahre noch weitere, verschiedene Reality-Formate, die von Mitgliedern des Trios geführt wurden.

Hasstirade gegen die Duchess of Sussex

Im Dezember 2022 veröffentlichte die britische Tageszeitung The Sun eine Kolumne von Clarkson, in der er allgemein frauenfeindlich und hasserfüllt gegen Meghan Markle (Duchess of Sussex) als Ehefrau von Prinz Harry wetterte. Die habe demnach einen verderbenden, verweichlichenden Einfluss auf den britischen Royal. Er hasse sie deswegen auf einem zellularen Level. In einer Referenz zu einer bekannten, schockierenden Sequenz aus der Serie „Game of Thrones“ schrieb Clarkson insbesondere und in verstörender Weise, er liege nachts wach und „träume“ von dem Tag, an dem Markle nackt durch die Straßen in jeder britischen Stadt getrieben werde, während die Mengen Shame ausrufen würden und sie mit Exkrementen bewerfen.

Die Kolumne sorgte für Entrüstungsstürme, so viele Beschwerden bei der britischen Independent Press Standards Organisation, wie sonst in einem Jahr eintreffen, und eben auch bei Prime Video für Fragezeichen hinter einer weiteren Beschäftigung von Clarkson.

Ende für „The Grand Tour“ – zumindest mit Clarkson

Ein Jahr nach Bestürzugsäußerungen etwa auch von der verantwortlichen UK-Managerin bei Amazon Studios, Fozia Khan, über Clarksons Kolumne – und ohne eine wirkliche Entschuldigung von Clarkson – haben sich die Entscheider bei Amazon Studios also gegen einen Rauswurf von Clarkson entschieden. Kürzlich hatte Khan „Clarkson’s Farm“ als meistgesehenes Amazon-Original aus UK bezeichnet …

Zuletzt hatte das Team Clarkson, May und Hammond zwei Specials für „The Grand Tour“ in Mauretanien und Simbabwe abgedreht, die die fünfte Staffel des Formats abschließen. Nach der Rückkehr aus Simbabwe hatte Clarkson am Donnerstag in einem Zeitungsinterview über das Format kommentiert: Wir sind fertig. Ich habe jetzt seit 1989 im Fernsehen Autos rezensiert. Das sind 34 Jahre. Nach dem nächsten Jahr werde ich das nicht mehr tun.

Daneben verkündete Clarkson in einem Instagram-Post und im Gleichklang mit Amazon die Verlängerung von „Clarkson’s Farm“: Hatte einen bewegten Tag. Nach nächstem Jahr gibt es kein ‚Grand Tour‘ mehr, aber noch ganz viel mehr ‚Clarkson‘s Farm’.

Laut Variety wollte Prime Video das nicht kommentieren. In der Zeit, als die Zukunft von Clarkson bei Prime Video auf der Kippe zu stehen schien, hatte Khan über „The Grand Tour“ noch geunkt, die Sendung sei größer als Clarkson und damit angedeutet, dass auch eine Fortsetzung ohne das bisherige Team möglich sei.

Kürzlich hatte die BBC übrigens auch „Top Gear“ nach einem schweren Unfall bis auf Weiteres eingefroren und die aktuellen Mitarbeiter freigestellt (fernsehserien.de berichtete).

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • (geb. 1983) am

    Für mich ist Jeremy Clarkson schon immer eine Koryphäe des britischen Humors gewesen, der bekanntlich tiefschwarz, bisweilen beißend derb und - für "zartbeseidete" - göttlich grausam ist.

    Ob Monthy Python, Benny Hill, Rowan Atkinson (alias "Mr Bean" ) oder eben Jeremy Clarkson - sie sind LEGENDEN und werden es immer sein.

    In "Ungnade" der verweichlichten Zuschauerschaft zu fallen, ist heutzutage ja sehr einfach, angesichts der manigfaltigen Auslegungen von einfach allem; wer also stets auf "politische Correctness" pocht (zumal dieser Begriff ohnehin völliger Unfug ist!), verleugnet bodenständige Ehrlichkeit, lapidare Flapsigkeit & eine ordentliche Portion knallharter Vorurteile, die die dreckigsten Lacher zu Tage fördern.

    Fazit: schade um "The Grand Tour", wenngleich es natürlich nicht ewig hätte gehen können, aber die Hauptsache ist doch, daß "King Jeremy The One And Only" uns noch sehr lange erhalten bleibt.
    • (geb. 1976) am

      Erbärmlich, dass es überhaupt Leute gibt, die sich Sendungen mit solchen Personen ansehen. Die sind die eigentlichen Probleme. Die Clarksons der Welt, die nicht bereit sind im 21. Jahrhundert anzukommen und mental noch im 18. Jahrhundert fest hängen, darf, kann, ja sollte man unbedingt canceln.
      • am

        Nun ja, der nächste Kommentator ist offensichtlich so einer...
    • am

      The Grand Tour war zwar hin und wieder noch für einen Schmunzler gut, aber die Strahlkraft der alten Top Gear Folgen hat es nie erreicht. Es war halt auch alles  irgendwie schon mal da gewesen. Der Autohass der aktuellen Gesellschaft hat ihr übriges dazu getan.
      Dass Amazon an Clarkson trotz seiner Tirade gegen Markle festhält, liegt sicher auch daran, daß ihm wohl insgeheim sehr viele Briten (zumindest aus seiner Zielgruppe) recht geben. Piers Morgan - eigentlich ein Intimfeind von Clarkson - bläst ja regelmäßig ins gleiche Horn was Markle angeht.

      weitere Meldungen