„’Die Erbschaft’ ist die Arthouse-Version einer Familienserie“ – Hauptdarstellerin Trine Dyrholm im Interview

Zweite Staffel kommt nach Deutschland

Marcus Kirzynowski
Marcus Kirzynowski – 07.02.2018, 17:45 Uhr

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Trine Dyrholm als Gro Grønnegaard in „Die Erbschaft“ – Bild: Per Arnesen/DR1
Trine Dyrholm als Gro Grønnegaard in „Die Erbschaft“

Das lange Warten für Freunde dänischer Serien hat ein Ende: Mit dreijähriger Verspätung kommt die zweite Staffel des Familiendramas „Die Erbschaft“ endlich nach Deutschland, zunächst allerdings nur auf DVD und als Bezahldownload. Die erste Staffel war Mitte 2016 auch auf arte zu sehen. Die auch hierzulande bekannte Filmschauspielerin Trine Dyrholm, die in internationalen Kinoerfolgen wie „Das Fest“, dem oscarprämierten „In einer besseren Welt“ und „Die Kommune“ glänzte, spielt die Rolle der Gro Grønnegaard, älteste Tochter einer angesehenen Künstlerin. Als die Mutter stirbt, löst das eine Kette von Konflikten und Problemen zwischen den Geschwistern aus. fernsehserien.de-Mitarbeiter Marcus Kirzynowski hatte Gelegenheit, zum Deutschland-Start von „Die Erbschaft 2“ mit Trine Dyrholm über die Besonderheiten der Serie, die Unterschiede zwischen Kino- und Serienarbeit und den guten Ruf der dänischen Filmindustrie zu sprechen.

Frau Dyrholm, Ihre Serie „Die Erbschaft“ ist vom Tonfall recht anders als übliche Familienserien – zum Beispiel im deutschen Fernsehen -, die oft ein bisschen soapy sind. Was macht aus Ihrer Sicht diesen Unterschied aus?
Naja, die Struktur der Serie ist eigentlich auch manchmal ziemlich soapy, aber wir versuchen, dass sich die Figuren mehr wie vollständige Charaktere anfühlen. In Soaps gibt es immer diese eindimensionalen Figuren wie den bösen Typen oder das gute Mädchen. In „Die Erbschaft“ kann man sich hingegen nie sicher sein, was die Figuren als nächstes tun werden, die Sympathie der Zuschauer wechselt ständig von Figur zu Figur. Dadurch fühlt es sich wahrhaftiger an.

Während die Figur der Signe (Marie Bach Hansen) so etwas wie das emotionale Zentrum der Serie ist, ist Ihre Figur Gro Grønnegaard ambivalenter. Wie würden Sie sie beschreiben?
Sie ist ein sehr komplexer Charakter. Sie ist die große Schwester, die immer versucht hat, die Verantwortung für ihre Geschwister zu übernehmen. Sie war die rechte Hand ihrer Mutter, einer Künstlerin, und gleichzeitig eine Geschäftsfrau. Vielleicht hat sie auch selbst eine Künstlerin in sich, aber sie ist nie ermutigt worden, diese Seite auszuleben. In ihrem Inneren herrscht großes Chaos.

Für die dritte und letzte Staffel, die 2017 in Dänemark lief, haben Sie bei zwei Folgen auch zum ersten Mal Regie geführt. Wie war diese Erfahrung?
Das hat viel Spaß gemacht. Es fühlte sich sehr natürlich an, bei dieser Serie mein Regiedebüt zu geben, weil ich schon in die zwei vorherigen Staffeln so stark involviert war. Ich hatte zum Beispiel eine sehr gute kollegiale Beziehung zum Art Department [Szenenbild, Ausstattung], ich hatte bei meinen Folgen eine tolle Kamerafrau. Die Zusammenarbeit mit der Serienschöpferin Maya Ilsøe und den anderen Schauspielern war super und sehr vertraut. Aber es war auch herausfordernd, weil Regie führen doch etwas ganz anderes ist als schauspielen.

„Die Erbschaft“ ist nur eine einer ganzen Reihe dänischer Serien, die in den vergangenen Jahren international erfolgreich waren. Aber bei uns in Deutschland laufen meist nur Krimiserien wie „Kommissarin Lund“ oder „Die Brücke“ auf den großen Sendern, während Serien aus anderen Genres wie etwa „Borgen“ oder eben „Die Erbschaft“ auf kleinen Spartensendern wie arte zu sehen sind. Ist das in Dänemark anders?
Ja, bei uns laufen alle möglichen Arten von Serien im öffentlich-rechtlichen Hauptprogramm DR1 in der Primetime. Die erste Staffel von „Die Erbschaft“ war dort ein riesiger Quotenerfolg. Aber wir konnten natürlich auf den erfolgreichen Eigenproduktionen aufbauen, die vor uns kamen, wie eben „Kommissarin Lund“.

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