Generationen von Kindern sind mit ihm bzw. seiner Stimme aufgewachsen: Wolfgang Buresch war ein Pionier des deutschen Kinderfernsehens und sprach unter anderem die legendäre Puppenfigur Hase Cäsar im ARD-Programm der 1960er bis 1980er Jahre. Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, ist der Puppenspieler, Regisseur, Autor und Schauspieler am 4. August im Alter von 84 Jahren nach langer schwerer Krankheit in Hamburg gestorben.
Wolfgang Buresch wurde am 4. Februar 1941 in Kiel geboren. Zwischen 1959 und 1963 machte er eine Ausbildung als Puppenspieler und Regisseur beim Hohnsteiner Puppentheater von Friedrich Arndt in Hamburg. 1973 begann er ein Studium der Pädagogik, Psychologie und Theaterwissenschaften und absolvierte parallel eine Ausbildung in Filmbearbeitung & Schnitt. Im Jahr 1965 begann er, als freier Mitarbeiter des NDR und WDR für das Fernsehen zu arbeiten, beginnend mit den Serien „Der Puppenspieler kommt“ und „Stoffel und Wolfgang“. Die Handpuppe Stoffel (als Stellvertreter des Kindes) und der menschliche Wolfgang (Buresch als Stellvertreter der Erwachsenen) erlebten gemeinsam Geschichten, die sich zwischen Kleinkindern und Erwachsenen täglich ereigneten. Laut Buresch war die Sendereihe „heimliches Kleinkinderprogramm“, da bis 1971 offiziell für die kleinsten Zuschauer kein Programm produziert wurde. Zwischen 1968 und 1969 war Buresch zudem Regisseur der „Sandmännchen“-Serien „Teleteddy“, „Hans und Hänschen“ und „Margot und der kleine Moritz“.
Im Jahr 1965 erblickte der Hase Cäsar das Licht der Fernsehwelt, eine braune Klappmaulpuppe mit weißem Bauch, großen Augen, langen Nagezähnen und noch längeren schlappernden Schlappohren. Seinen ersten Auftritt hatte er in „Märchenraten mit Kasperle und René“, bevor 1966 die eigene Reihe „Der Hase Cäsar“ folgte. Die Puppe wurde von Anni Arndt vom Hohnsteiner Puppentheater gebaut und von Wolfgang Buresch gesprochen und gespielt. Von dieser Sendung gab es lediglich sechs Episoden, die in loser Folge ausgestrahlt wurden. Doch der Hase Cäsar wurde eine der bekanntesten Figuren im deutschen Kinderprogramm und tauchte über Jahrzehnte in den unterschiedlichsten Formaten auf. Populär wurde etwa 1967 die Reihe „Schlager für Schlappohren“, in der sich der Hase Cäsar mit seinem menschlichen Co-Moderator Arno (Arno Görke) mit aktuellen Pop- und Beatmusik-Titeln beschäftigte. Zum Markenzeichen wurde Hase Cäsars Spruch „Biddeschööööön!“
Das Format „Dr. h. c. Cäsar“, in dem sich der Hase einen Ehrendoktortitel zulegte, war 1971 einer der ersten Versuche, Comedy mit Kinderprogramm zu verbinden. Mit Arno lieferte sich Cäsar amüsante Wortgefechte und präsentierte kurze lehrreiche und lustige Filme. Zwischen 1979 und 1981 führten Cäsar und Arno durch die Kindersendung „Spaß muß sein“, die montags als Rahmen für verschiedene Kinderserien und Cartoons diente. Auch bei der legendären Nachfolgesendung „Spaß am Dienstag“ waren Cäsar und Arno als Moderationsteam wieder mit von der Partie. In „Zwei alte Hasen entdecken Neues“ nahmen sich Cäsar und Arno 1982 des Umweltschutzes an. Zwei Jahre später traten die beiden außerdem zusammen mit Fernsehansagerin Heidrun von Goessel im ARD-Vorabendprogramm auf.
Nach einer langen TV-Abstinenz tauchte der Häse Cäsar nach der Jahrtausendwende noch zweimal auf: An Heiligabend 2001 in „Wir warten aufs Christkind“ und 2004 in der KiKA-Reihe „Hase Cäsar präsentiert“, in der der Hase Klassiker des ARD-, ZDF- und DFF-Kinderprogramms zeigte und kommentierte – erneut gesprochen von Wolfgang Buresch.
Doch nicht nur mit dem Hasen Cäsar prägte Buresch wesentlich das Kinderprogramm der ARD, sondern auch mit den Reihen „Maxifant und Minifant“, „Plumpaquatsch“ und „Emm wie Meikel“. In all diesen legendären Puppentrick-Produktionen fungierte er als Autor, Puppenspieler und Sprecher.
Darüber hinaus war Buresch gefragter Hörspielsprecher und ist unter anderem in den Produktionen „Tim und Struppi“, „Lucky Luke“, „Die Schlümpfe“ und „Scotland Yard“ aus den 1970er und 1980er Jahren zu hören. Außerdem veröffentlichte er 14 Kinderbücher und rund 100 Kinderschallplatten. Insgesamt war Buresch von 1971 bis 2002 Redakteur beim NDR – von 1995 bis zu seiner Pensionierung als Leiter der Abteilung Kinder und Familie. Ein Jahr später erschien sein Buch „Kinderfernsehen – Vom Hasen Cäsar bis zu Tinky Winky, Dipsy und Co.“. In den 2000er und 2010er Jahren blieb er als Autor und Regisseur von zahlreichen Puppentheatern im Einsatz.
Im Jahr 2016 beehrte Wolfgang Buresch Henning Harperath, einen der beiden Geschäftsführer der imfernsehen GmbH & Co. KG, mit einem Besuch in dem Webvideo-Format „retro-tv“. Das rund 20-minütige Gespräch ist hier zu finden: