In der ausführlichen Doku von Simon Tanschek und Lukas Hoffmann wird „der letzte große Narr der Republik“, der zugleich „einer der streitbarsten, unbequemsten und widersprüchlichsten Künstler Deutschlands“ ist, porträtiert. Es soll beleuchtet werden, weshalb Dieter Hallervorden zu dem wurde, der er ist – und warum er bis heute so geliebt und doch gemieden wird. Er ist ein Publikumsliebling, der aber auch immer wieder aneckt – ein Provokateur, der nicht müde wird, sich gegen die Erwartungen der Zuschauer, gegen Vorurteile und – vielleicht am meisten – gegen sich selbst zu stemmen. Der fast 90-Jährige führt drei eigene Theater, produziert Songs, fliegt waghalsige Loopings über seiner Heimatstadt – und sorgt weiterhin für Schlagzeilen. Zuletzt, als er Bundeskanzler Friedrich Merz wegen übler Nachrede verklagte. Bis heute lässt der Schauspieler und Kabarettist nichts einfach so stehen – weder in der Politik noch im Leben.
Die Dokumentation zu seinem 90. Geburtstag soll Türen öffnen, die bisher verschlossen waren: In seine Künstlergarderobe, sein Berliner Zuhause und auf seine legendäre Privatinsel in der Bretagne. Dieter Hallervorden wird bei Proben, auf Reisen und vor Auftritten begleitet. Es sollen Momente eingefangen werden, „in denen selbst einer wie er nicht mehr ausweichen kann“. Zum ersten Mal kommt darüber hinaus auch seine Familie ausführlich zu Wort – „direkt, ehrlich, zutiefst persönlich“, wie es heißt. Nathalie Hallervorden, die gemeinsame Tochter mit Rotraud Schindler, sowie sein deutlich jüngerer Sohn Johannes Hallervorden wollen den Zuschauern den Familienvater Hallervorden näherbringen, dessen Werte und Überzeugungen nicht immer mit denen ihrer eigenen Generation kompatibel sind.
Darüber hinaus kommentieren enge langjährige und prominente Weggefährten, Vertraute, Beobachter und seine Ehefrau Christiane Zander, die Dieter Hallervorden so gut kennt wie kaum jemand sonst. Auch Menschen, die mit ihm gearbeitet, gestritten, gelacht und gelitten haben, sind Teil der Doku und zeichnen das Bild eines Mannes, der seit über sieben Jahrzehnten kämpft – gegen alle, die ihm nichts zutrauten, ihn für talentfrei hielten, ihn ablehnten. Und gegen die, die ihn bis heute missverstehen, verurteilen oder auf seine Didi-Rolle reduzieren.
Der Dokumentarfilm soll den Künstler an den großen Wendepunkten seines bewegten Lebens zeigen: Von der Kindheit in Dessau über die dramatische Flucht aus der DDR – samt dem nie ausgeführten Plan, den Regimeführer Walter Ulbricht zu ermorden -, über den Aufstieg mit „Nonstop Nonsens“, die Kinojahre mit Didi als Slapstick-Actionheld der 1980er Jahre, die Skandale, die Rückzüge, die Comebacks bis zum späten Triumph als Charakterdarsteller in den Filmen „Sein letztes Rennen“ und „Honig im Kopf“ – und darüber hinaus. Bis heute sorgt Hallervorden mit provokanten Bühnenstücken, politischen Songs oder kürzlich in der „75 Jahre ARD“-Jubiläumshow mit dem neu aufgeführten „Palim, Palim!“-Sketch, in dem Hallervorden das N-Wort sagte, für Diskussionen.
„Wer verstehen will, warum jemand, der einst ein Attentat auf das DDR-Regime plante, auch mit 90 noch politisch aneckt und seine Meinung lautstark ohne Rücksicht auf Verluste kundtut, bekommt hier Antworten. Warum er bis heute gegen jede Vernunft das Altbewährte immer wieder umschmeißt – und sich neu erfindet. Warum er den Applaus braucht – und doch vor ihm flüchtet. Warum er bis heute lieber aneckt als leise zu werden“, heißt es in der Ankündigung zur Doku. Für die Produktion wurde tief im Archiv aus 70 Jahren deutscher Showgeschichte gegraben. Gezeigt werden private Aufnahmen und TV-Schätze, die seit Jahrzehnten niemand mehr gesehen hat. „Hallervorden“ soll aber kein nostalgischer Rückblick sein, sondern ein Film über Kämpfe und über einen Mann, der bis heute nicht aufhört, sich zu reiben – an der Welt, an der Gesellschaft, an sich selbst.
Im Anschluss an die Dokumentation zeigt Das Erste um 21:45 Uhr den Film „Sein letztes Rennen“ aus dem Jahr 2013, in dem Hallervorden einen ehemaligen olympischen Goldmedaillengewinner verkörpert, der mit über 70 Jahren noch einmal bei einem Marathon antreten möchte.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Warlord am
Lustig ist er leider schon lange nicht mehr. Da bleibt uns nur noch Otto.
User 1797601 am
Würde mich freuen, wenn anlässlich seines 90. Geburtstages die Didi-Filme aus den 80ern wiederholt werden würden. Die liefen schon ewig nicht mehr im TV!
TobiasS0810 am
Diese Bitte unterstütze ich aus vollem Herzen
Old School am
Ham´se Flasche mit?
Verdissimo (geb. 1983) am
Nein, danke. Er kann ja mit seinem neuen Buddy Diether Dehm feiern.
Horatio (geb. 1966) am
++ der letzte große Narr der Republik", der zugleich "einer der streitbarsten, unbequemsten und widersprüchlichsten Künstler Deutschlands" ist ++ . .Ich dachte, die reden von Helge Schneider. :P . Oder unserem derzeitigen Bundeskasper. 🥳