ESC 2023: Das sind unsere Favoriten im zweiten Halbfinale

Die Redaktion stellt ihre Lieblingssongs des heutigen Abends vor

Lukas Respondek, Daniel Teuteberg, Ralf Döbele und Bastian Knümann – 11.05.2023, 08:00 Uhr

Reiley bei den Proben zum Eurovision Song Contest in Liverpool – Bild: Sarah Louise Bennett / EBU
Reiley bei den Proben zum Eurovision Song Contest in Liverpool

Der Eurovision Song Contest 2023 geht weiter: Heute Abend findet das zweite Halbfinale statt, in dem 16 Kandidaten mit ihren Songs antreten, um sich für das große Finale am Samstagabend zu qualifizieren. One überträgt die Show ab 21:00 Uhr live aus Liverpool. Mit dabei sind lokale Stars wie Joker Out aus Slowenien – doch welche Acts will die Redaktion von fernsehserien.de unbedingt im Finale sehen? Wir stellen auch heute wieder unsere persönlichen Favoriten des Abends vor.

Dänemark: Reiley – „Breaking My Heart“ (Startnummer 01)

Auf dem Papier spricht rein gar nichts dafür, dass mir der diesjährige dänische Beitrag „Breaking My Heart“ gefallen dürfte: Ich bin Ü30, gehöre nicht zu Reileys Zielgruppe der Generation Z, nutze kein TikTok. Und doch hat mich der Sänger von den Färöer Inseln mit einem entscheidenden Detail für sich gewinnen können: der technisch verzerrten Gesangsstimme im Refrain, die ich sofort mit dem großartigen Übersong „Hide & Seek“ von Imogen Heap verbinde. Wenn ich nur daran denke, bekomme ich Gänsehaut! Mit diesem Kniff war es für Reiley trotz der schwierigen Ausgangslage ein Leichtes, mich für seinen Beitrag zu begeistern.

Auch wenn dieser knallbunte, moderne Popsong nicht sonderlich originell sein mag, hat er sich schon beim ersten Hören als Ohrwurm bei mir eingeschlichen. Dass er außerdem locker als Introsong von Coming-of-Age-Serien wie „Love, Victor“ oder „Heartstopper“ eingesetzt werden könnte, ist eine überaus amüsante Vorstellung, durch die er nur noch weiter in meiner Gunst gestiegen ist.

Dieses Gesamtpaket sorgt dafür, dass ich Reiley ganz besonders die Daumen für das zweite Halbfinale am Donnerstag drücken werde. Mögen die Zuschauer ihm und mir nicht das Herz brechen.

von Bastian Knümann

Österreich: Teya & Salena – „Who The Hell Is Edgar?“ (Startnummer 13)

Songschreiber, Autoren, Texter oder ja, selbst Online-Redakteure werden das Gefühl kennen: Man ist komplett im Schreibfluss, hat eine tolle Idee nach der anderen und es läuft quasi wie von selbst. Als wäre man von einem Geist ergriffen, von seinem verstorbenen Lieblingsautor. Vielleicht sogar von „Poe, Poe, Poe, Poe, Poe, Poe, Edgar Allan, Edgar Allan …“ Das Ergebnis ist überragend, man ist voll und ganz zufrieden – bis man plötzlich wieder den Stand seines fast leeren Bankkontos sieht. Ich denke, viele junge Menschen, die sich in erfüllenden, kreativen, aber eher unterirdisch bezahlten Berufen durchschlagen, kennen das Gefühl.

Genau davon singen Teya & Salena für Österreich in dem vielleicht innovativsten Dance-Track der ganzen ESC-Saison. Nicht nur unglaublich catchy, sondern auch erstaunlich vielschichtig kommen die 2 Minuten 39 daher. Tatsächlich hat die Länge des Songs recht direkt mit dem Inhalt zu tun: Inzwischen werden Popsongs immer kürzer, damit der geneigte Fan sie gleich mehrmals hintereinander auf Spotify streamt. Denn für jeden einzelnen Stream erhalten die Künstlerinnen lediglich „Zero Dot Zero Zero Three“: 0,003 Euro. Die beiden haben also wie besessen einen der besten Songs ihrer Karriere geschrieben – doch danach heißt es: „Gas station champagne is on me …“ Es reicht nur für den Schampus von der Tanke.

Und Edgar Allan Poe? Der wurde als Autor erst nach seinem Tod berühmt – ein Schicksal, das Teya & Salena hoffentlich erspart bleibt. Alleine nur, damit der ORF-Kommentator wie einst bei Conchita wieder mal ganz schockiert feststellen kann: „Jetzt han uns die den Schas g’wonnen!“

von Ralf Döbele

Litauen: Monika Linkytė – „Stay“ (Startnummer 15)

ESC-Rückkehrerin Monika Linkytė („This Time“, 2015) tritt diesmal als Solistin für ihr Heimatland Litauen an. Der Popsong „Stay“ wird als „Hymne von Schmerz und Heilung“ beschrieben und beginnt als Klavierballade. Vor dem Refrain kommen vier Backgroundsängerinnen hinzu, mit denen Monika besonders interagiert und die schließlich auch einen Gesangskreis mit ihr bilden. Der Refrain ist gekennzeichnet durch die sich wiederholenden litauischen Worte „Čiūto Tūto“. Dabei handelt es sich um sogenannte Sutartinės – magische Beschwörungen, die in litauischen Volksliedern verwendet werden und als immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe der Menschheit gelten. „Čiūto Tūto“ steht hier für Naturklänge, die durch ständige Wiederholung dabei helfen, der Stimme des Herzens zu lauschen und Heilung zu erfahren. Der Inszenierung mit den Backgroundsängerinnen mag es geschuldet sein, dass ein (falscher) Vergleich mit Gospel nicht völlig von der Hand zu weisen ist.

Der Auftritt wird von vielen mit „Der König der Löwen“ assoziiert, wohl wegen der gold-orangefarbenen Gestaltung des Backdrops inklusive Sonnenaufgang und nicht zuletzt Monikas Kleid. Probiert hat sie verschiedene Outfits; nicht jedes wirkte stimmig. Seien wir also gespannt, wofür sie sich am Ende entscheiden wird. Die Wiederholung der Formel „Čiūto Tūto“ allein sorgt jedenfalls schon für Ohrwurmpotential, aber durch Monikas berührende Darbietung spürt man ihre heilende Kraft.

Im Interview mit ESC kompakt hat Lord-of-the-Lost-Sänger Chris Harms beschrieben, dass er bei ihrem Auftritt Gänsehaut bekommen hat. Dem schließe ich mich voll an – ich fühle das Lied und wünsche mir, dass Monika es mit „Stay“ ins Finale schafft!

von Daniel Teuteberg

Australien: Voyager – „Promise“ (Startnummer 16)

Zum achten Mal mischt auch Australien beim Eurovision Song Contest mit: Die ESC-Fan-Nation schickt diesmal die fünfköpfige Progressive-Metal-Band Voyager ins Rennen, die mit „Promise“ einen spannenden Genre-Mix aus Mitsing-Pop, Elektro-Sounds und Metal-Rock präsentiert. Kein anderer Song in diesem Jahrgang bringt ein musikalisches Retro-Gefühl so modern und cool rüber wie der australische Beitrag. Das Hin und Her zwischen ruhigen und lauten Phasen lässt „Promise“ trotz recht schlichtem Text nie langweilig werden.

Die eingängige Gesangsmelodie wird am Höhepunkt des Songs zum E-Gitarren-Solo, das fließend in die fulminante Ekstase am Umhängekeyboard des humorvollen Bandsängers Danny Estrin übergeht. Estrin wuchs einst in Buchholz in der Nordheide (Niedersachsen) auf und gewann mit seiner Band schon im vergangenen Jahr immerhin das Zuschauervoting im australischen Vorentscheid. Nun ist der Band die Teilnahme am ESC endlich gelungen, bei dem Voyager das zweite Halbfinale abschließen dürfen.

Der Finaleinzug steht auch dank des Einsatzes einer Windmaschine außer Frage – der weitere Verbleib Australiens beim ESC dagegen ist leider noch offen. Welche musikalischen Perlen dem ESC entgehen würden, wenn der Kontinent auf der anderen Seite der Erde nicht mehr unter den Teilnehmern wäre, machen Voyager dieses Jahr einmal mehr deutlich.

von Lukas Respondek

Das zweite Halbfinale

Anders als in den Vorjahren entscheidet in den Halbfinals dieses Jahr einzig die Publikumsabstimmung darüber, welche jeweils zehn Songs ins Finale am 13. Mai ziehen. Jurywertungen fließen erst im Finale wieder in die Wertung ein. Neben den 16 heute teilnehmenden Ländern darf im ersten Halbfinale auch das Publikum in Spanien, im Vereinigten Königreich und in der Ukraine abstimmen. Auch das Publikum in einigen Ländern, die dieses Jahr gar nicht am ESC teilnehmen, darf mitvoten und bildet gemeinsam ein „Rest der Welt“-Voting, das so viel zählt wie die Wertung eines teilnehmenden Lands.

Julia Sanina, Hannah Waddingham und Alesha Dixon moderieren die Liveshow. Gastauftritte gibt es heute Abend von Maria Yaremchuk, der ukrainischen ESC-Teilnehmerin von 2014, vom Rapper OTOY und von der Junior-ESC-Teilnehmerin Zlata Dziunka. Außerdem treten drei außergewöhnliche Drag-Performer mit einer Tanzgruppe auf. Kommentiert wird der ESC dieses Jahr zum letzten Mal von Peter Urban.

Die heutigen Kandidaten und ihre Startnummern im Überblick:

  • 01 Dänemark: Reiley – „Breaking My Heart“
  • 02 Armenien: Brunette – „Future Lover“
  • 03 Rumänien: Theodor Andrei – „D.G.T. (Off And On)“
  • 04 Estland: Alika – „Bridges“
  • 05 Belgien: Gustaph – „Because Of You“
  • 06 Zypern: Andrew Lambrou – „Break A Broken Heart“
  • 07 Island: Diljá – „Power“
  • 08 Griechenland: Victor Vernicos – „What They Say“
  • 09 Polen: Blanka – „Solo“
  • 10 Slowenien: Joker Out – „Carpe Diem“
  • 11 Georgien: Iru – „Echo“
  • 12 San Marino: Piqued Jacks – „Like An Animal“
  • 13 Österreich: Teya & Salena – „Who the hell is Edgar?“
  • 14 Albanien: Albina & Familja Kelmendi – „Duje“
  • 15 Litauen: Monika Linkytė – „Stay“
  • 16 Australien: Voyager – „Promise“

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am

    Österreich, Australien, Dingdong, Papperlapapp! Wir gewinnen das Ding! Uns kann höchstens noch Finnland gefährlich werden. Jetzt muss am Samstag nur noch jeder merken, dass der finnische Kermit alles komplett bei den Rammsteinern geklaut hat (wenigstens hat er Geschmack). Lord of the Lost rocken das!😎❤️
    • am

      Würde so gern für Österreich anrufen, aber wir dürfen heute ja nicht :/
      • am

        Woow, hohes Niveau! Habe 3 zufällige Videos angeschaut und alle 3 super. Ja, der österreichische Song ist in der Tat genial.

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