Schon oft meckerten deutsche Fernsehkritiker und Serienfans, dass sich TV-Macher hierzulande zu selten trauen, folgenübergreifend zu erzählen. Während in den USA und anderen Ländern schon seit gut eineinhalb Jahrzehnten komplexe Serien wie „Die Sopranos“, „The Wire“ oder „Kommissarin Lund“ Erfolge feiern, wird das Programm der deutschen Sender weiterhin von abgeschlossenen „Fall der Woche“-Formaten beherrscht, bestreitet alleine das ZDF einen großen Teil seines werktäglichen Angebots mit diversen SOKO-Ablegern. Bei den Privaten sah es bisher nicht besser aus.
Jetzt hat sich mit RTL offenbar endlich ein deutscher Privatsender besonnen und kündigt eine aufwändige Eigenproduktion mit dem Arbeitstitel „Deutschland!“ an, bei der es sich um eine „horizontal erzählte Event-Serie“ handeln soll. In acht Teilen soll ein Kapitel deutsch-deutscher Geschichte beleuchtet werden, das die Welt fast an den Abgrund eines nukleraren Krieges gebracht hat. Die Dreharbeiten haben am 25. August in Berlin begonnen, zu sehen sein soll die Serie im nächsten Jahr.
Angesiedelt ist die Handlung im Jahr 1983, also mitten im Kalten Krieg. Der droht, heiß zu werden, als sich die Konflikte zwischen den Machtblöcken zuspitzen. Vor diesem Hintergrund schickt die HVA (der Auslandsgeheimdienst der DDR) den jungen Spion Moritz Stamm (Jonas Nay) als Agenten in die Bundesrepublik. Zwischen Friedensdemos, NATO-Manövern und Neuer Deutscher Welle gerät er in den Strudel der verfeindeten Geheimdienste und wird im eskalierenden Streit der beiden deutschen Staaten zum Zünglein an der Waage.
Die Idee zu der Serie hatte die US-amerikanische Schriftstellerin Anna Winger, die sie gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Produzenten Jörg Winger („SOKO Leipzig“) kreiert und mit Unterstützung eines deutsch-amerikanischen Autorenteams geschrieben hat. Die Regie übernehmen Edward Berger, Grimme-Preisträger für den Fernsehfilm „Ein guter Sommer“ mit Devid Striesow und Jördis Triebel (Folge 1 bis 5) sowie Samira Radsi („Anduni – Fremde Heimat“, Folge 6 bis 8).
„Deutschland!“ ist eine Koproduktion von RTL und UFA Fiction. Produzenten sind Jörg Winger und der bei solchen zeitgeschichtlichen Projekten wohl unvermeidliche Nico Hofmann, Sebastian Werninger ist ausführender Produzent, Producerin ist Henriette Lippold. Die Dreharbeiten sollen noch bis Ende dieses Jahres dauern. Irgendwann im nächsten Jahr werden wir dann wissen, ob sich international beliebte Serienproduzenten wie HBO oder die BBC künftig angesichts der neuen Konkurrenz aus Deutschland wärmer anziehen müssen.