Das TV-Labor
Folterkammer für Fernsehmacher
Jutta Zniva – 27.06.2005

Ein dunkler Raum, zwei Monitore und ein auf dieser Seite sichtdurchlässiger Spiegel. Dort sitzen die Fernsehmacher und beobachten. Wen? Menschen im Raum nebenan, die unter wissenschaftlichen Bedingungen fernsehen. „Spiegel“-Autor Thomas Schulz hat ein so genanntes Fernsehlabor in München besucht. Dort wird, wie in vielen anderen deutschen Städten, heimlich, still und leise Zuschauer- und Programmforschung betrieben.
Getestet, so der „Spiegel“, werde mittlerweile alles: Unterhaltungsshows, Spielfilme und Serien würden im Fernsehlabor vorab einem Durchschnittspublikum zur Probe serviert. Aber auch laufende Sendungen wie „Desperate Housewives“, „GZSZ“ oder „Wer wird Millionär“ klopfe man auf Stärken, Schwächen und den passenden Sendeplatz hin ab.
Christian Schneiderbauer, Programmforschungschef von ProSiebenSat.1, erklärt, warum er lieber nur mehr allein in die „Folterkammer“ kommt, um die Reaktionen des Publikums auf Sendungen live zu beobachten: „Das ist ganz schön brutal hier.“ Moderatoren oder Drehbuchautoren wolle man seit längerem lieber nicht mehr dabei zusehen lassen, wie ihre Sendungen von zufällig ausgewählten Testsehern zerlegt würden. „Da ist schon so manch einer hinterher deprimiert nach Hause geschlichen“, so Schneiderbauer im „Spiegel“.
Wichtige Programmentscheidung würden kaum noch noch gegen die Meinung des Probepublikums getroffen. Die Fernsehlabors hätten sich bewährt: Vor Drehbeginn der Sat.1-Anwaltsserie „Edel & Starck“ beispielsweise sei den Testsehern eine Szene mit unterschiedlichen Schauspielerpaarungen vorgespielt worden, um das beste Duo auszuwählen. Am beliebtesten seien kurioserweise zwei Schauspieler gewesen, die in den Pilotszenen gar nicht als Paar vorgestellt worden waren. Sat.1 sei dem Votum seines Test-Publikums gefolgt. Das Ergebnis: „Edel & Starck“ wurde ein Riesenerfolg.
Kommentare zu dieser Newsmeldung
Mr P. am via tvforen.de
Versuch' Du es mal mit der Realität, Heinz, denn die hat telejudas messerscharf dargestellt.Heinz am via tvforen.de
>
DAS IST DAS PROBLEEEEEEEHEEEEM!!!!!!!!!
Sehr geehrter Herr Schneiderbauer. Das ist das Problem. Manche Autoren und Akteure MUSS man dazu ZWINGEN, sich dieser Situation auszusetzen.
Das wäre e-v-e-n-t-u-e-l-l DIE Lösung, damit einige mal RAFFEN, was für einen Rotz sie da fabrizieren.
Danke.
Geht mir wieder besser.Telejudas am via tvforen.de
als angehöriger der schreibenden zunft muss ich dir sagen, dass du einfach überhaupt keine ahnung hast...!!!
könnten die drehbuch-, comedy- oder scriptautoren ihre ideen 1:1 umsetzen, sähe die fernsehwelt "vielleicht" etwas anders aus.
das problem ist, dass in der entwicklung vom treatment zum endprodukt, welches du siehst, 1000 leute in der story rumgeschmiert haben. das geht sogar so weit, dass man sich von "einfachen redakteuren" (will sagen: solche, die eigentlich nicht in der entwicklungsabteilung sitzen und zufällig das script gelesen haben!!!) verbesserungen gefallen lassen muss.
meint man, eine richtig geile und innovative story abgeliefert zu haben, die ALLES hat und neues bietet ("...leck mich am arsch, dagegen ist fight-club fast-food-entertainment!!!"), wird von seiten der sender und headwriter so lange weichgespült und geändert, bis die hauptaussage der geschichte um 180 grad gedreht wurde. wenn beim dreh eine szene nicht funktioniert, ok. aber wenn du schon mit der elften buchfassung zum dreh fährst, gute nacht!!!
und geh schon mal in deckung, denn DU kriegst das schlechte buch um die ohren gehauen, ín dem mittlerweile bestenfalls 40 prozent deiner idee stecken! und die geänderten stellen werden natürlich am heftigsten verrissen!!!
außerdem produziere ich nur das, für das ich bezahlt werde. wenn mein chef sagt: "mache das so!", dann mache ich das so! fertig ist die kiste. er will das so, er muss das verkaufen und arbeitet den sendern zu. es ist seine kohle, die bei der produktion draufgeht! will er bei 22 minuten eine explosion haben, dann bekommt er sie. will er den dialog verschlimmbessert haben, von mir aus...! diskutieren nützt da nur in 10% der fälle was - und wenn du mal eine idee verteidigt hast, wunder dich nicht, wenn sie beim dreh dann doch gekippt wird oder dem schnitt zum opfer fällt ("sorry, wir waren 2 minuten zu lang")
und selbst wenn dein chef mal eine idee besonders geil findet, hat dein geschätzter herr schneidbauer eine statistik parat, die ihm sagt, dass diese idee zu "heikel" oder "zu schwer verständlich" für den konsumenten ist, weil "hausfrauen-uschi aus berlin" und "oberstudienrat peters aus herne-crange" seine dazu tendieren, seine "folterkammer" bei solchen szenen kniehoch vollkotzen oder ihr trinkhallen-humor dem anspruch nicht gewachsen ist
fazit: alle bekommen kalte füsse...! pah...!
als autor produziert man 30-40 prozent für die tonne (nach optimistischer betrachtung) und ideen, die man mag, fallen selten auf fruchtbaren boden und werden mit altbackenen sehgewohnheits- und zielgruppenargumenten abgeschmettert. ALLE autoren, die ich kenne (und das sind viele aus allen bereichen der unterhaltung), hatten mal den traum, die welt innerhalb ihres betätigungsfeldes umzukrempeln, mussten sich allerdings dem alltag beugen.
ich behaupte sogar, dass wir autoren die einzigen sind, die noch in erster linie an den zuschauer denken und versuchen, einen qualitativen mindestanspruch zu erfüllen, der aber meistens zum scheitern verurteilt ist. außerdem ist es psychisch einer sehr harter job, auf knopfdruck 15-20 seiten zu füllen oder mal eben (täglich!!!) 50-100 witze runterzuschreiben, die neu, aktuell UND gut sein müssen (egal, wie du gelaunt bist). auch am set unter den augen der wartenden produktion "mal eben" zwei dialogseiten in 10 minuten neu zu verfassen, ist nicht wirklich einfach und grimmepreisverdächtiges springt dabei auch selten raus!!!
...und die "ach so hohe" bezahlung steht in keinem verhältnis zu 50-60 wochenarbeitsstunden (ohne überstunden-anrechnung!) und der aufgabe des sozialen umfeldes, der freunde, der hobbies...
und dann kommst du daher und erlaubst dir einen so schmierigen kommentar...
telejudasHeinz am via tvforen.de
Du schreibst zuviel. Versuchs mal mit Arbeit.experte am via tvforen.de
Heinz schrieb:
>
> Sehr geehrter Herr Schneiderbauer. Das ist das Problem.
> Manche Autoren und Akteure MUSS man dazu ZWINGEN, sich dieser
> Situation auszusetzen.
Nein, den Schneiderbauer muss man zwingen sich anzuschauen, was sein Sender da so fabriziert. Alle diese Entscheider zwingen sich ihren Müll anzuschauen - 48h ohne Schlaf. Mal sehn was die dann noch zu ihrem TV-Labor sagen.
> Das wäre e-v-e-n-t-u-e-l-l DIE Lösung, damit einige mal
> RAFFEN, was für einen Rotz sie da fabrizieren.
Die Geldgeber müssen bestraft werden, s. oben das wäre eine wirkungsvolle Maßnahme.imbilde am via tvforen.de
Hört sich fast so an, als ob du für Action Concept arbeiten würdest? Da werfe ich nicht den Autoren die schlechten Drehbücher vor, sondern den Produzenten, der hat ein System, bei dem man keine guten Drehbücher abliefern kann. Da ist es wohl am Schlimmsten.
Ich hoffe auf amerikanische Verhältnisse, da sind die Autoren auch die Produzenten.imbilde am via tvforen.de
Vielleicht ist das Arbeit!Brooklyn am via tvforen.de
Heinz schrieb:
>
> Du schreibst zuviel. Versuchs mal mit Arbeit.
Ich bewundere deine eloquente Art der Argumentation.
mfg
BrooklynGastleser am via tvforen.de
Ich will nicht alle Autoren bzw. alle Programmmacher im Allgemeinen im deutschen Fernsehen über einen Kamm scheren.
Nehemen wir als Beispiel eine Sendung, deren Titel ich im Kopf hatte, der mir partout nicht einfiel, jetzt habe ich ihn aber in einer anderen Diskussion gelesen: "Sperm Race". Ich bitte dich. Ein solch plattes und ekelhaftes Konzept ist mit nichts, und auch keiner Einmischung durch irgendwen, zu entschuldigen.
MfG GLexperte am via tvforen.de
Gastleser schrieb:
>
> Nehemen wir als Beispiel eine Sendung, deren Titel ich im
> Kopf hatte, der mir partout nicht einfiel, jetzt habe ich ihn
> aber in einer anderen Diskussion gelesen: "Sperm Race". Ich
> bitte dich. Ein solch plattes und ekelhaftes Konzept ist mit
> nichts, und auch keiner Einmischung durch irgendwen, zu
> entschuldigen.
So ist es. Grundsätzlich muss man sich allerdings auch vor Augen halten, alle könnten etwas zur Qualitätsverbesserung beitragen - vorallem die Zuschauer - die sollten nämlich öfter abschalten.imbilde am via tvforen.de
Das ist eine Idee. Wissen wir welche Ideen unter den Rost fallen? Ich finde Sperm race auch geschmacklos, aber das war keine ursprünglich deutsche Idee.experte am via tvforen.de
imbilde schrieb:
>
> Das ist eine Idee. Wissen wir welche Ideen unter den Rost
> fallen? Ich finde Sperm race auch geschmacklos, aber das war
> keine ursprünglich deutsche Idee.
Spielt das eine Rolle? Schrott bleibt Schrott.Brooklyn am via tvforen.de
Gastleser schrieb:
>
> Ich will nicht alle Autoren bzw. alle Programmmacher im
> Allgemeinen im deutschen Fernsehen über einen Kamm scheren.
>
> Nehemen wir als Beispiel eine Sendung, deren Titel ich im
> Kopf hatte, der mir partout nicht einfiel, jetzt habe ich ihn
> aber in einer anderen Diskussion gelesen: "Sperm Race". Ich
> bitte dich. Ein solch plattes und ekelhaftes Konzept ist mit
> nichts, und auch keiner Einmischung durch irgendwen, zu
> entschuldigen.
>
War das ganze nicht eh ein Aprilscherz?.
Und wenn nicht ändert das nichts an der Tatsache daß die Produzenten oft die schlechten Ideen der Autoren durchgehen und die guten fallenlassen.
mfg
Brooklyn
Reggae-Gandalf am via tvforen.de
Da möchte ich doch auch mal getestet werden. Dann könnten die viele Formate wieder einstampfen...