Das Erste streicht keine weitere Polit-Talkshow

Intendanten einigen sich auf Mini-Lösung

Michael Brandes – 28.05.2013, 15:20 Uhr

ARD-„Talkoffensive“ 2011: Fünf waren einer zuviel. – Bild: ARD/Marco Grob
ARD-„Talkoffensive“ 2011: Fünf waren einer zuviel.

Nach dem mehr oder weniger freiwilligen Rückzug von Reinhold Beckmann plant das Erste künftig mit vier verschiedenen Talkshows im Abendprogramm. Auf ihrer Sitzung in Berlin haben sich die Intendanten darauf verständigt, neben „Beckmann“ keine weitere Show zu streichen. Am Donnerstagabend sollen demnächst wieder Comedy- und Satireformate laufen.

„Ich freue mich darüber, dass wir die Diskussion über die Talkshows im Ersten einvernehmlich im Intendantenkreis gelöst haben“, teilt der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor mit. Nach der anhaltenden öffentlichen Kritik an der monokulturellen Programmausrichtung haben sich die Intendanten also zu einer Mini-Lösung durchgerungen: Während „Beckmann“ eingestellt wird, bleiben Günther Jauch, Frank Plasberg, Sandra Maischberger und Anne Will weiter auf Sendung. NDR und WDR stellen somit künftig jeweils zwei der vier Polittalks. Einem Vorschlag des BR-Rundfunkrats, mindestens zwei Talks aus dem Programm zu nehmen und die frei gewordenen Sendeplätze mit einer breiteren Genrevielfalt zu bestücken, sind die Intendanten letztlich nicht gefolgt.

Am Wochenende hatte der mutmaßliche Streichkandidat Nummer 1, Reinhold Beckmann, freiwillig die Segel gestrichen und der ARD-Chefetage somit eine Entscheidung über die Zukunft seiner Show abgenommen. „Ich bin der Debatten über Sinn und Unsinn der politischen Talkshows in der ARD einfach müde“, sagte der Moderator der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.). Er habe das Gefühl gewonnen, dass die Qualität bei der ARD-internen Bewertung der Talkshows keine Rolle spiele. Ihm sei außerdem klar gewesen, „in welche Richtung das läuft“, und er wolle nicht „Gegenstand eines senderpolitischen Ablass- oder Kuhhandels werden“ (fernsehserien.de berichtete).

„Wir haben jetzt Zeit, Satire-/​Comedy-Formate für den Donnerstagabend zu entwickeln“, bestätigt Marmor die Rückkehr zum früheren Sendeschema. Bevor mit der Verpflichtung von Günther Jauch der große Sendeplatztausch unter den Polittalk-Moderatoren stattfand, liefen donnerstags „Harald Schmidt“ und der „Satire Gipfel“. Zeit genug um neue Comedy-Formate zu entwickeln, hat die ARD in der Tat, denn Beckmanns Vertrag besteht noch bis Ende 2014. Im Anschluss wird er für Das Erste und das NDR-Fernsehen verschiedene neue Formate entwickeln.

Kommentare zu dieser Newsmeldung

  • am via tvforen.de

    Ich finde diese Talkshows furchtbar:
    würden da wenigstens richtige Debatten laufen, wo auf Argumente eingegangen wird, etc. Aber zu 99% werden da die üblichen, einstudierten Texte aufgesagt. Man fällt anderen ins Wort, antwortet ausweichend oder gar nicht. Geht nicht auf andere Argumente ein, etc.

    Ich finde politische Magazine viel sinnvoller für die Meinungsbildung.

    Aber leider sind Talkshows nun mal preiswert und dennoch beliebt. Und so wird es wohl bei den Plauderbuden bleiben. Obwohl mir persönlich 1-2 pro Woche vollkommen ausreichend wären.
    • am via tvforen.de

      Wenn stattdessen Frank Plasberg freiwillig seinen Hut genommen hätte wäre mir lieber gewesen.
    • am via tvforen.de

      Geronimo-xy schrieb:
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      > Wenn stattdessen Frank Plasberg freiwillig seinen
      > Hut genommen hätte wäre mir lieber gewesen.

      Welcher Moderator da nun seinen Hut nimmt, ist unter dem Strich doch bestenfalls persönliche Geschmacksache... den einen mag man mehr, den anderen weniger oder eben gar nicht. Das Schlimme an jener Politik-Talkflut sind ja letztlich nicht die jeweiligen Moderatoren, sondern die geklonte Machart der Sendungen selbst und vor allem natürlich die ewig gleichen "Gäste" mit ihrem ewig gleichen Gelaber.

      Da braucht man als Zuschauer doch nur zu lesen welches Thema in etwas abgewandelter Form zum 197 Male breitgetreten wird und welche "Gäste" sich damit wieder profilieren... schon kann man sich die ganze Sendung ersparen, weil man ohnehin schon weiß, wer was sagen wird. Sorry, aber auch statt dieser geklonten Polit-Talkshows hätte ein Testbild mal wieder mehr Informationsgehalt. Eine einzige Show dieser Art pro Woche wäre also wirklich mehr als genug...

      Gruß
      Stahlnetz


      Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann
  • (geb. 1955) am

    Warum können dieses öffentlich rechtlichen "Holzköppe" nur eindimensional in Schubladen denken??? Wie wäre es gewesen man hätte sich auf 3 Sendeplätze in der Woche geeinigt und da dann die bestehenden Formate routieren lassen ... Vor Allem sollte man unterbinden das immer wieder die selben selbsternannten Experten von einer Talkshow zur nächsten reisen und da ihren "flüssigen Munddurchfall" ablassen !
    • am via tvforen.de

      wunschliste.de schrieb:
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      > Zeit genug um neue Comedy-Formate zu
      > entwickeln, hat die ARD in der Tat, denn Beckmanns
      > Vertrag besteht noch bis Ende 2014.

      Na, wenn das für die ARD nicht zu knapp wird...nur noch 18 Monate...da kann man ja nix schaffen...!
      • am via tvforen.de

        Wie nennt man ein gescheitertes Sendekonzept beim Fernsehen?

        Eine ARDennen-Offensive ;) SCNR
        • am via tvforen.de

          orinoco schrieb:
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          > Wie nennt man ein gescheitertes Sendekonzept beim
          > Fernsehen?
          >
          > Eine ARDennen-Offensive ;) SCNR


          Wenn etwas zu 80% weitergeht, ist es dann gescheitert? ;-) SNCF
      • am via tvforen.de

        Es war kein schlechter Schachzug von ihm, das Feld freiwillig zu räumen. Obwohl ich Will, Jauch oder Plasberg lieber hätte gehen sehen, und es auch angebrachter gewesen wäre, da sich deren Shows sehr ähneln. Aber seine Argumentation kann ich nachvollziehen, er weiß, dass er (wahrscheinlich) gegen die anderen den Kürzeren gezogen hätte bzw. den Kuhhandel hätte mitmachen müssen.

        Schade, ich fand Beckmann als Talkmaster angenehm, gut vorbereitet und interessiert (zumindest, das, was ich gesehen habe). Das kann man sicher nicht jedem Talkmaster nachsagen.
        • am via tvforen.de

          Beckmann fand ich ebenfalls angenehmer zu schauen, dort ging es jedenfalls nicht um die oberflächlichen politischen Hahnenkämpfe, so wie z.B. bei Jauch, Plasberg, Will.
          Die besseren Polit-Talks laufen ohnehin auf Phoenix, wie "Phoenix Runde", "Unter den Linden".

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