NDR Kultur – Das Journal Folge 30: Folge 30 (2018/2019)
Folge 30
Folge 30 (2018/2019)
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Ein Land sucht seine Identität: der Hymnenstreit von Mecklenburg-Vorpommern Jedes Land hat eine Hymne. Jedes Land? Nein, ein großer Landstrich in Norddeutschland nicht: Mecklenburg-Vorpommern. Dabei soll so eine Hymne ja eine einigende, identitätsstiftende Wirkung haben. Deshalb sucht nun auch der Landesheimatverband Mecklenburg-Vorpommern ein Lied, das am 10. April zur Landeshymne Mecklenburg-Vorpommerns gekürt werden soll. Der Wettbewerb hat allerdings auch Streit produziert: Die Bedingungen für die Teilnahme änderten sich zwischendurch, auch sollten die Lieder auf einmal von einem großen Orchester eingespielt werden, wovon zuvor keine Rede war. Der Landesheimatverband findet das alles ganz normal, andere sehen das anders: Ein abgelehnter Bewerber klagte sich sogar erfolgreich für die Finalteilnahme ein. Es scheint eine schwierige Geburt zu sein, so eine gemeinsame, vereinigende Hymne. Das „Kulturjournal“ spricht mit den Beteiligten. Endloses Trauma: wie Massenvergewaltigungen nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute wirken Als sie über die Massenvergewaltigungen deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkriegs ein Buch schrieb, rührte sie an einem Tabu. Denn die Historikerin Miriam Gebhardt belegte, dass nicht nur sowjetische Armeeangehörige Vergewaltiger waren, sondern alle vier Besatzungsarmeen massenhaft dieses Verbrechen verübten. Oft haben die Opfer ein Leben lang darunter gelitten. Jetzt erscheint ihr neues Buch „Wir Kinder der Gewalt“ (DVA). Darin setzt sie sich mit den Folgen für die Frauen und ihre Familien auseinander. Im „Kulturjournal“ erklärt sie, warum die Nachwirkungen bis in die Enkelgeneration zu spüren sind. Ein Produkt für die Ewigkeit: 100 Jahre Bauhaus-Tapete aus Niedersachsen Gemessen daran, dass ursprünglich Tapeten am Bauhaus verpönt waren, standen sie doch für zu viel Ornamentik, Einförmigkeit und das Verdecken von lebendigen, strukturierten Wandflächen, ist es umso erstaunlicher, dass die sogenannte Bauhaus-Tapete ein ungemein erfolgreiches Produkt der berühmten Kunstschule und vor allem ein Longseller wurde. Noch heute ist sie im Sortiment der Firma Rasch im tiefsten Niedersachsen zu finden, seit 1933 besitzt der Familienbetrieb die Exklusivrechte an der Bauhaus-Tapete. Und das kam so: Maria Rasch, eine Tochter des Hauses, studierte einst am Bauhaus bei Wassily
Kandinsky. Und ihr umtriebiger Bruder, damals Geschäftsführer der Firma, überzeugte die Bauhäusler von einer Kooperation und der Produktion einer eigenen Tapete. Daraus wurde ein Erfolgsmodell. Für beide Seiten. Bis heute lagern die Originale der Musterkataloge in Bramsche und das Bauhaus-Erbe wird dort noch immer gepflegt. Das „Kulturjournal“ macht einen Ortsbesuch. Wie man eine Kunstfabrik bespielt: „Ein Tag mit …“: Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard Wie führt man einen großen Bühnenkomplex auf einem ehemaligen Fabrikgelände, bei dem rund 100 Menschen an Theater, Musik, Performances und Festivals arbeiten, der ein eigenes Restaurant hat und zwischendurch auch mal von der AfD verklagt wird? In der „Kulturjournal“-Reihe „Ein Tag mit …“ wird Amelie Deuflhard, die auch streitlustige Kampnagel-Intendantin, bei ihrem Parforce-Ritt durch den Tag begleitet. Besprechungen zur Zukunft des Hauses, Arbeitspläne, Pressegespräche, die Betreuung von Künstlern und ganz nebenbei am Abend noch eine Premiere im eigenen Haus und die Gespräche danach. Diesen Job muss man lieben, um ihn zu überstehen. Amelie Deuflhard tut es. Musik, so klar und kompakt wie möglich: der Komponist Sir George Benjamin in Hamburg Wenn er komponiert, macht er nur das. Auch wenn es lange dauert. Denn er braucht Zeit: für die Idee, die Form, die Ausarbeitung der Struktur. Für das Finden der Leichtigkeit, die das Werk haben soll, bei aller Präzision und Verdichtung. Für Musik, so klar und kompakt wie möglich. Wenn Sir George Benjamin komponiert, macht er nichts anderes. Auch wenn er ein Komponist ist, der dirigiert, nicht nur seine eigenen Werke. Derzeit ist Benjamin Residenzkünstler an der Elbphilharmonie. Und an der Staatsoper Hamburg erlebt seine Oper „Lessons in Love and Violence“ am 7. April ihre deutschsprachige Erstaufführung. Das „Kulturjournal“ trifft einen der begehrtesten Opernkomponisten und spricht mit ihm über Akribie und Bildhaftigkeit in der Musik. Wahr. Schön. Gut: Julia Westlake kommentiert die Kulturwoche Julia Westlake kämpft sich durch die High- und Lowlights der Kulturwoche. Wer hat besonders aufgeregt? Was hat amüsiert? Und wo lauert die nächste Gefahr für Kunst, Kultur und Gesellschaft? Mini-Verrisse über skurrile Abgründe der menschlichen Schaffenskraft: Julia Westlake sucht das Wahre, Schöne, Gute und findet oft das Gegenteil. (Text: NDR)