Kommentare 11–15 von 15

  • (geb. 1959) am

    Leider erlitten "The New Avengers" ein in Deutschland unrühmliches Schicksal: die Serie wurde abgesetzt, mitten in der Laufzeit, kurzfristig nach der sechsten Folge, wobei die Fernsehzeitschriften die darauffolgende, "Tale of the Big Why", bereits angekündigt hatten.
    Begonnen hatte dies schon mit einem Artikel über Gewalt im Fernsehen im Stern Ende Februar 1978, der in einem kurzen Absatz auf "Cat amongst the Pigeons" einging:
    (...) Da wollte die ARD natürlich nicht nachstehen. Die schoss die Vögel ab, die - unseligen Angedenkens an Hitchcock einen Menschen unsanften Flügelschlages in den Tod jagen. Mit diesem plumpen Tiefflug landete der einst so amüsant-perfide Gentleman-Detektiv John Steed erneut auf deutschen Bildschirmen. Zwölf Folgen des englischen Erfolgsexports wurden diesmal in Koproduktion mit dem Bayrischen Rundfunk gedreht. Ob es daran liegt, dass statt "Mit Schirm, Charme und Melone" jetzt mit Peitschen, Pistolen und Perversionen gekämpft wird? Oder beugen sich die Briten der Erkenntnis, dass zwar ein kluger Kopf genügt, wo Mord und Totschlag aufzuklären sind - dass es aber schwerer Geschütze bedarf, um das Fernsehen am Leben zu erhalten?
    Ein derartiges abruptes Ende einer bereits eingekauften Reihe war in Deutschland noch nicht vorgekommen (Mit Ausnahme von "Speed Racer", einer japanischen Zei-chentrick-Kinderserie der frühen siebziger Jahre, die ebenfalls aus Gründen der Gewaltdarstellung gestoppt wurde. Später wurden die Episoden zu nachtschlafender Zeit gesendet, in den neunziger Jahren liefen sie wieder im Kinderprogramm der Privatsender.) . Als Gründe wurde die damals grassierenden Welle von Gewaltdar-stellungen im Fernsehen genommen, wobei Serien wie "Starsky and Hutch", die wirklich Gewalt zeigten, unangefochten gelaufen waren. Aber "Mit Schirm, Charme und Melone", jetzt in der ARD beheimatet, musste daran glauben vielleicht auch nur als Vorzeigeobjekt. Hingegen die ersten Stimmen nicht sonderlich zufrieden mit der neuen Serie waren, entrüsteten sich sowohl Presse als auch Leser über die Absetzung. Verständnis wurde nicht gezeigt, berichtete beispielsweise die Bild-Zeitung am 28. Juli 1978 unter der Überschrift „Krimis abgesetzt“:
    Mehr als 1.500 Zuschauer haben bei der ARD angerufen und dagegen protestiert, dass der Krimi "Mit Schirm, Charme und Melone" am Donnerstag abend abgesetzt wurde („zu brutal“). Dafür wurde eine alte Tom-Jones-Show wiederholt. „Unerhört, wie uns das Fernsehen gängelt!“ schimpfte ein TV-Zuschauer. „Wenn ich etwas zu brutal finde, kann ich ja abschalten!“ sagte ein anderer.
    In der gleichen Ausgabe war als Kommentar zu lesen:
    Schirm ohne Charme: Die Herren Saubermänner vom Fernsehen wollen den Bildschirm von Brutalität befreien. Das ist gut. Aber in ihrem Eifer fegen sie sogar Krimis aus dem Programm. in denen vorwiegend mit Witz und Charme gekämpft wird. Wie "Mit Schirm, Charme und Melone". Mehr als 1.500 empörte Zuschauer griffen sofort zum Telefon. Die Zahl der Enttäuschten dürfte bei neun Millionen liegen - so viele sahen zuletzt diesen Krimi. Nun säubert mal schön weiter.
    In der nächsten Ausgabe der Wochenzeitung HörZu las man dann:
    Kurzfristig nahm die ARD am 27. Juli "Mit Schirm, Charme und Melone" aus dem Programm. Die Folge: Beim Fernsehen liefen die Telefone heiß, und in allen HörZu Redaktionen war das Meckerband randvoll mit Protesten.
    Dass die fröhliche Serie der weichen Welle zum Opfer fiel, sehen die meisten Zuschauer nicht ein. „Das hat doch mit Brutalität gar nichts zu tun, diese Reihe ist voller Spaß“ meint I.A. aus M. „Wieso eigentlich diese Sendung?“ fragt W.F. aus B. „Als ob Kojak die Harmlosigkeit in Person sei!“ Die Zuschauer sind nicht zimperlich in ihrer Kritik. „Unverschämtheit“ und „Bevormundung“ sind die Worte, die am häufigsten gebraucht wurden. „Wir werden hier gegängelt, als ob wir un-mündig wären.“ merkt Herr D. aus H. an. Und was sagt das Fernsehen? Dietrich Schwarzkopf, Programmdirektor bei der ARD: „Da die Intendanten beschlossen hat-ten, die Zahl der Krimi-Termine zu verringern, kann sich eigentlich niemand wundern, dass sie ihrer Beschluss auch ausführen. Wenn es jetzt am Donnerstag keine Krimis mehr zu sehen gibt, ist das kein Grund zur Dramatisierung, Krimis gibt es nach wie vor.“ Die Zuschauer sind anderer Meinung, sie fühlen sich um eine beliebte Sendung betrogen, auch wenn ein späterer Sendetermin vorgesehen ist1.
    Sogar Patrick Macnee wurde in einer späteren Ausgabe der HörZu eingeschaltet:
    John Steed über "Mit Schirm, Charme und Melone":So „gefährlich“ wie Tom und Jerry!
    „Zuviel Gewalt“ entdeckte die ARD im Krimi Mit Schirm, Charme und Meloneund setzte einige Folgen trotz heftiger Zuschauerproteste ab. „Zuwenig Humor“ be-scheinigte Hauptdarsteller Patrick Macnee den Fernsehintendanten nach dieser Entscheidung. „Da muss es sich um ein Missverständnis handeln.“
    So erstaunt reagierte der 56jährige Brite auf die Nachricht, dass er als Agent John Steed vom bundesdeutschen Bildschirm verbannt worden war, Zwar wird Mit Schirm, Charme und Melone in siebenundvierzig Ländern gesehen, ohne dass die Zuschauer daran spürbar Schaden nehmen. Aber Hundert Millionen Menschen können irren. Die ARD will uns weiterhin vor gefährlichen Auswirkungen der Serie gewah-ren.
    Patrick Macnee mag das nicht widerspruchslos hinnehmen: „Man kann vielleicht über Starsky und Hutch streiten. Dort wird Mord und Totschlag ja sehr realis-tisch gezeigt.“ Die Popularität von John Steed und Co. liege am Cartoon-Charakter der Figuren, die Brutalität parodierten. Patrick Macnee meint: „Unsere Serie ist nichts anderes als Tom und Jerry für Erwachsene. Aber letztlich ist es eine Frage des Sinnes für Humor in den TV-Gremien.“ Hält man es dort vielleicht mit jenem Spötter, der festgestellt hat: „Deutscher Humor ist, wann man trotzdem nicht lacht“?
    Patrick Macnee lächelt nur bei diesem Zitat. Da schweigt des Briten Höflichkeit.
    Es dauerte einige Jahre bis 1984, als im Dritten Programm des Bayrischen Rund-funks (BR3) sowohl die gesendeten als auch die fehlenden Folgen im Spätabendpro-gramm gegen 22:45 Uhr liefen.
    • (geb. 1952) am

      Wahnsinn- der Hammer- das Ding war das Beste, was ich als Jugendlicher im Fernsehen sehen durfte- neben Yancy Derringer war "Mit Schirm Charme und Melone" absolut Kult- in meiner damaligen Jungfilmerphase, war ich besonders von der Roboter Folge mit John Steed ausserordentlich angetan- so angetan, dass ich die Geschichte stande pede in Super 8 und Schwarz Weiß neu verfilmte- mit mir als Roboter. Irgendwo liegt jetzt der Film und harrt seiner Auferstehung- mal sehen, ob sich ein Biograph findet, der nach meinem Ableben den Keller aufräumt, um dieses unglaubliche Beispiel erlebter Filmgeschichte einer interessierten Öffentlichkeit zuzuführen. Der Film, mit geklauter Originalmusik aus THE AVENGERS hatte im Familienkreis geradezu euphorische Freude hervorgerufen, da ich als pubertierender Jugendlicher, der sonst irgendwie alles falsch gemacht hat, in seiner Rolle als Roboter den Erwachsenen auf Grund des vorgelebten Automatismus sehr commod war. Nun - es waren die noch braven 60iger Jahre. Und gedreht habe ich dieses bürgerliche Anpassungsfilmchen ca 66 :)
      • (geb. 1959) am

        "The New Avengers" starteten im Gegensatz zu ihrem Vorgänger in der ARD: am Don­nerstag, den 12. Januar 1978 in vierzehntägigem Abstand um 21:45 Uhr begann die Ausstrahlung der ersten von zwölf angekündigten Episoden. Man hatte die erste Season, die hier nur dreizehn Episoden ausmachte, eingekauft und auf
        "The Eagle's Nest" verzichtet. Die Presse- und Leserstimmen waren nicht rühmlich. Allzusehr wurde mit dem Original vergli­chen. Eine unbekannte Tageszeitung vom glei­chen Monat wußte es schon direkt
        am ersten Tag besser: "Die ARD setzt das Krimi-Märchen für Er­wachsene "Mit Schirm, Charme und Melone" fort. Der alte Renner in neuer Form, voll Flachs und Flausen. Meisterdetektiv John Steed ist so gut wie einst. Doch der Charme seiner früheren Gespielin Emma Peel ist durch das Pärchen Purdey und Mike, seine neuen Helfer, nicht zu ersetzen. Luftig ge­stricktes also hier wie da, munter läuft der Faden. Doch manchmal fällt die Masche runter." Aber auch durchweg positive Stimmen zeigten sich, wenngleich hier verkannt wurde, dass "The Avengers" wirklich nicht mehr die alten waren. So schrieb die Rhein-Zeitung im Januar 1978 nach der Ausstrahlung von "Cat amongst the Pigeons": "Es ist immer noch eine so bewährte wie willkommene Abwechslung, statt rüde
        wit­zelnden Detekti­ven und Kommissaren, die - meist vergeblich - versuchen, der Realität nachzueifern, dieser Serie auf dem Bild­schirm zu begegnen, in der so betont unrea­listisch zugeht, in der mit Witz, Pfiff und Ironie das ganze Genre auf die Schippe genommen wird, Nett, dass sie wieder da sind, all diese smarten Figuren aus der englischen Spleen-Kiste, mit dem stets adrett-manierlichen Bilderbuch-Gentleman John Steed, diesmal begleitet von der cool-attraktiven Dame Purdey."
        Aber dann kamen die schlechten Kritiken, die alles mit Emma Peel verglichen, aber nicht ganz unrecht hatten, zum Beispiel die Bild-Zeitung im Januar 1978 nach "Cat amongst the Pigeons": "Der neue John Steed ist enttäuschend! Wo sind Witz und Selbstironie geblieben? Wo die spitzbü­bi­sche Emma Peel? Purdey, die neue an John Steeds Seite, wandert wie ein Kleiderständer durch die Sze­nen - eckig und hölzern! Fast sauertöpfisch löste Steed Donnerstag abend seinen ersten Fall:
        Wahn­sinniger dressiert Vögel durch Flöten­töne - zum Morden (frei nach Hitchcocks Die Vögel). Ein Steed mit Schirm, Charme und Zitrone." Auch eine unbekannte TV-Zeitschrift stellte krasser Forderungen an den Sender: "Begeistert sind die deutschen Zuschauer auch nicht mehr von John Steed. Mit seiner alten Part­nerin ist auch der gewohnte Schwung dahin. Die einzelnen
        Geschichten lebten vom Zusammen­spiel der beiden Hauptdarsteller. Der dritte
        Aufguß der Serie schmeckt reichlich fad. Bleibt den Zuschau­ern nur der
        Wunsch: Gebt uns die alte Emma wieder!"
        Die Rhein-Zeitung meldete sich am 24. Februar 1978 nach der Ausstrahlung von
        "Faces" erneut, aber etwas verständnisvol­ler: "Früher war bekanntlich alles besser. So auch die pfiffigste aller Thriller-Serien. Jedenfalls in den Augen alter Emma-Peel-Fans. Obwohl es schon fast zehn Jahre her ist, dass Emma-Darstellerin Diana Rigg von unseren Bild­schirmen abtrat, weinen ihr ihre getreuen Bewunderer heute noch nach.
        Dabei schei­nen ihnen die Tränen den Blick nicht nur für die Qualitäten der Emma-Nachfol­gerin Joanna Lumley zu trüben, die als Miss Purdey beachtliche Reize und Talente ent­wickelt, ihnen scheint auch zu entgehen, dass die Serie auch in ihrer dritten Auflage wieder genau auf der gleichen parodisti­schen, unrealistisch-phantasti­schen Linie liegt wie früher, mit
        dem gleichen Vergnüglichkeitsef­fekt für Liebhaber des skurrilen engli­schen Humors ausgestat­tet. Die Sache mit den Doppelgängern schaffte soviel Verwirrung und gab Gelegenheit zu so amüsanten Ver­wandlungen, dass man sich prächtig unterhalten fühlen konnte."
        • (geb. 1964) am

          Bei den "New avengers" kann man so richtig eine Entwicklung nachvollziehen, die sich offenbar dem Druck des 70er-Zeitgeistes beugen musste. Lehnten sich die ersten 13 Folgen noch eng an das fantastische Original an und mussten Steed, Purdy und Gambit gegen köstliche Absurditäten wie Riesenratten in der Londoner Kanalisation oder den wieder-aufgetauten Hitler kämpfen, so wurden die Episoden der zweiten Hälfte immer nüchterner, rationaler, glanzloser. Offenbar kamen die ersten Folgen in den 70-ern, in denen man eher "realistische" Krimis (Det. Rockford, Columbo usw.) guckte, mit ihrem SF und Mystery-Ambiente nicht so gut an. Schade. Da waren nämlich echte Highlights dabei - sogar der Humor konnte mit den Sixties-Folgen mithalten. Aber die letzten 13 Episoden hatten so gut wie gar nichts mehr mit dem "Geist" von "Schirm, Charme, Melone" zu tun. Die Serie setzte keine Trends mehr, sie hechelte ihnen hinterher. Ein trauriges Finale.
          • (geb. 1960) am

            Waren das noch Zeiten, als das Wohl des Zuschauers den Programmverantwortlichen noch am Herzen lag. Da wurde diese Neuauflage des 60s Klassikers einfach abgesetzt, weil sie angeblich zu brutal war. Die Privatsender würde diese Serie aller Wahrscheinlichkeit nach heute im Vormittagsprogramm laufen lassen, weil sie für die Hauptsendezeit zu bedächtig ist.

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