Was bedeutet es, entscheidende Jahre des Lebens hinter Gittern zu verbringen? Wie können Beziehungen aufrechterhalten werden, wenn die Freiheit fehlt? Eckart von Hirschhausen möchte herausfinden, was Männern wichtig ist, die lange in Haft sind. Er bezieht für zwei Tage eine Zelle in der Justizvollzugsanstalt Meppen und unterwirft sich den Gefängnisregeln: „Innerhalb weniger Momente verschwindet mein bisheriges Leben in einer kleinen Kiste und einem Kleidersack. Am Dresscode merkt man: Mit der Welt da draußen habe ich ab jetzt nichts mehr zu tun.“ Er trifft Menschen, die in Jahrzehnten denken. Rainer, Chef der Gefängnisküche, ist 65 und hat bald 30 Jahre Knast hinter sich, aufgeteilt in verschiedene Haftstrafen. Er hat elf Kinder und Jutta, seine Frau, die ihn jede Woche besucht. Vier Stunden Eheleben pro Monat – Eckart von Hirschhausen erfährt, wie viel Entbehrung dies bedeutet. Oft sind es die Angestellten des Gefängnisses, die zu Vertrauenspersonen
werden – so wie die JVA-Beamtin Sonny. Oder es sind die Angebote der Gefängnisseelsorge, die emotionale Stütze gegen die Einsamkeit bieten. Im von Insassen gestalteten Gefängnisgarten erzählen die Gefängnispastoren, warum ein Vater-Kind-Tag unter freiem Himmel ein Segen ist – nicht nur für diejenigen, die hinter Gittern leben. Von den Menschen getrennt zu sein, die einem am Herzen liegen – es ist genau das, was viele der Inhaftierten als ihre größte Herausforderung und Strafe empfinden. Und es ist gleichzeitig die größte Motivation, das eigene Leben zu ändern, Reue zu empfinden und einen Neustart zu versuchen. So geht es Florian, der Eckart von Hirschhausen auf seine Zelle einlädt und ihm erzählt, dass er seine Tochter bisher nur auf Fotos gesehen hat. Oder Michael, der die Bibliothek im Gefängnis verwaltet. Er hat erst kürzlich im Gefängnis geheiratet und ist froh, dass im Langzeitbesuchsraum ein wenig Rückzug und Intimität möglich ist. (Text: WDR)