Staffel 2, Folge 1–9

Staffel 2 von „Mein Land, Dein Land“ startete am 05.08.2017 im ZDF.
  • Staffel 2, Folge 1
    Zu DDR-Zeiten galt Bitterfeld als „schmutzigste Stadt Europas“. Ein Chemie-Moloch, trist, grau, aber ertragreich. Heute sind die Stadt und die Region nicht wiederzuerkennen. Vor der Wende war Bitterfeld Standort der DDR-Film- und Fotoindustrie und großer Chemie-Kombinate. Nach der Wende kam der Einbruch. Die Fabriken wurden geschlossen. Arbeitsplätze gingen verloren, die Bevölkerung schrumpfte von 3000 Einwohnern auf 1500. Trotzdem, Stillstand gab es hier nie. Der Chemiepark, wie er heute heißt, wurde wiederbelebt und in den letzten Jahren zu einem der modernsten in ganz Europa umgebaut.
    Große Pharmakonzerne stellen hier Medikamente wie Kopfschmerztabletten her. Außerdem werden die modernsten Glasfaserkabel der Welt in Bitterfeld-Wolfen gefertigt, ohne die kein Smartphone funktionieren würde. Die Arbeitsplätze hier sind begehrt, seit einiger Zeit beobachten die Macher sogar eine Rückwanderungswelle. Ehemalige Bitterfelder kommen nach Hause, um hier zu arbeiten. Doch die Region musste in den letzten Jahren auch Rückschläge verkraften. Neben der Chemieindustrie wollte sich Bitterfeld-Wolfen weltweit auch mit Solarindustrie einen Namen machen.
    Riesige Anlagen wurden im sogenannten Solar-Valley gebaut. Über 5000 Menschen stellten Photovoltaikanlagen her. Doch die Konkurrenz aus China produzierte günstiger. Q-Cells meldete Insolvenz an, Tausende verloren ihre Jobs. Und dennoch, der Bürgermeister verkündet stolz, dass man demnächst die Vollbeschäftigung erreiche. Die Arbeitslosenquote auf Rekordtief. Und doch regiert im Viertel Wolfen-Nord die Armut. Hier ist jeder Fünfte ohne Job und merkt nichts vom wirtschaftlichen Aufschwung.
    Und auch im Stadtzentrum von Bitterfeld regiert Tristes. Die Straßen erscheinen noch genauso grau wie früher, als die Schornsteine noch tonnenweise Dreck ausgestoßen haben. Billigmärkte, vietnamesische Textilgeschäfte – viel mehr gibt es im Zentrum nicht. Das ärgert Ladenbesitzer Kay-Uwe Ziegler. Er hat sich für die AfD als Oberbürgermeisterkandidat aufstellen lassen. Denn für ihn verkommt die Stadt immer mehr. Ziegler fehlt es an klaren Perspektiven für Bitterfeld-Wolfen. Besonders wütend ist er über die Sache mit dem Goitzsche-See.
    Ein gefluteter Tagebau, der für 300 Millionen Euro saniert und zum Naherholungsgebiet ausgebaut wurde. Geld, das nach Zieglers Meinung eher in den Ausbau der Innenstadt hätte gesteckt werden müssen. Denn die Stadt profitiert vom Goitzsche-See nicht. Vor zwei Jahren gab die damalige Bürgermeisterin grünes Licht für den Verkauf des Sees an ein privates Unternehmen – für nur knapp drei Millionen Euro. Ein riesiger Skandal für den AfD-Mann. Ziegler beklagt zum einen, dass hier Millionen Steuergelder „verschenkt“ würden und dass der hoch verschuldeten Stadt durch die Privatisierung des Sees in den nächsten Jahren Millioneneinnahmen aus dem Tourismus durch die Lappen gehen würden.
    Bei den Bitterfeld-Wolfenern punkten konnte er mit dem Thema beim Wahlkampf jedoch nicht. Der CDU-Kandidat machte das Rennen. Und Armin Schenk hat nur lobende Worte für das Naherholungsgebiet um die Goitzsche übrig. Hier haben sich Bootsvermieter, Seniorenheime und Gastronomen niedergelassen. Der erfolgreichste von ihnen ist Andreas Beuster. Bitterfelder Urgestein.
    Mit seinem Restaurant „Seensucht“ lockt er jährlich Tausende an den See, darunter auch viele Promis. Denn der Ruf der Küche reicht weit über die Stadtgrenzen von Bitterfeld-Wolfen hinaus. Für Beuster hat die Stadt in den Jahren nach der Wende viel richtig gemacht. Die ehemals „schmutzigste Stadt Europas“ ist ihren Titel los, doch Positives und Negatives so scheint es, halten sich hier die Waage. Ein ZDF-Team hat über mehrere Wochen die schönen und die hässlichen Seiten der Stadt dokumentiert und zeigt, dass Bitterfeld-Wolfen auch 28 Jahre nach der Wende noch immer um seinen Ruf kämpft. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 05.08.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 2
    Bilder, die um die Welt gingen: Tausende Flüchtlinge auf deutschen Bahnhöfen und Tausende Deutsche, die den Schutzsuchenden zujubelten und sie willkommen hießen. Im Jahr 2015 wurden in Deutschland rund 890 000 Asylsuchende registriert. Seitdem sind fast zwei Jahre vergangen. Vorbei ist die große Euphorie und auch die Zuversicht der Deutschen, dass Merkels „Wir schaffen das“ Realität werden könnte. Seit der Silvesternacht in Köln und den Anschlägen von Würzburg, Ansbach, München und Berlin stoßen Flüchtlinge oft auf offene Ablehnung, überall in Deutschland.
    Was bleibt zwei Jahre nach dem Kanzlerinnen-Satz „Wir schaffen das“? Wie geht es den Geflüchteten, die in Deutschland erst Schutz – und jetzt eine bezahlbare Wohnung für ihre großen Familien suchen? Wie klappt Integration in Kita, Schule und im Deutschkurs? Wie motiviert sind Flüchtlinge, wenn sie spüren, dass es nicht vorwärts geht und sie eine Nummer in den Mühlen deutscher Bürokratie sind? Wie hilfreich sind deutsche Institutionen und Behörden wirklich? Ein Jahr lang haben wir zwei Flüchtlingsfamilien und ein Bruderpaar in Berlin mit der Kamera begleitet.
    Seit ihrer Flucht leben sie in Not- und Gemeinschaftsunterkünften und haben Asylanträge gestellt. Inzwischen haben sie erfahren, wie mühsam und schwierig Integration ist. Bleibt trotz vieler Rückschläge die Hoffnung, in Deutschland ein neues Leben zu beginnen? Fanar (32), Ali (46) und ihre drei Töchter kommen aus dem Süden des Iraks. Sie erleben eine dramatische Flucht, auf einem Schlepperboot ertrinken sie beinahe und sitzen danach tagelang in einem türkischen Gefängnis.
    Beim zweiten Versuch gelingt die Flucht über das Meer. Seit Oktober 2015 leben sie in Berlin-Marzahn in einer Notunterkunft. Im November 2016 wird ihr Asylantrag abgelehnt. Sie gehen in Berufung, aber die Bearbeitung ihres Widerspruchs kann bis zu drei Jahren dauern. Dabei gehören der Elektroingenieur und die Bauingenieurin genau zu den Flüchtlingen, die Deutschland gut gebrauchen könnte. Längst besucht das Ehepaar einen Deutschkurs, und ihre drei Mädchen gehen in Kita und Schule. Bis heute hat sich ihre Situation nicht verändert, ihnen bleibt nur abzuwarten.
    Die Brüder Abud (27) und Mohamad (23) sind aus Damaskus geflohen. Mohamad ist nach dem Abitur nach Malaysia gegangen, aus Angst, in Assads Armee eingezogen zu werden. Abud folgte seinem Bruder, als er schon beim Militär ist. Über die Türkei und Ungarn gelangen sie nach Deutschland. Seit August 2015 leben sie in Berlin-Charlottenburg in einem Erstaufnahmeheim und teilen sich ein kleines Zimmer. Im Januar 2017 wird Abuds Asylantrag genehmigt, Mohamad dagegen wartet bis heute auf Antwort vom BAMF.
    Den Start in Deutschland haben sie sich leichter vorgestellt. Auch wenn die jungen Männer mittlerweile gut Deutsch sprechen und hier erste Freundschaften schließen, vermissen sie ihre Familie und die Heimat sehr. Wie und ob sie ihre Zukunft in Deutschland gestalten können, ist ungewiss. Familie Albasha kommt aus Homs. Ihre Heimatstadt ist durch den Krieg fast komplett zerstört, so auch das Haus der Familie. Im Sommer 2015 verlassen Thaer (43) und seine Frau Shadya (40) mit ihren vier Söhnen Syrien und kommen nach Deutschland.
    Sie leben mittlerweile in Berlin-Pankow in einer Gemeinschaftsunterkunft, so wie viele andere in beengten Verhältnissen. Außerdem wird im Oktober 2016 in Berlin ihr fünfter Sohn geboren. Dem Asylantrag der Familie ist im Herbst 2016 stattgegeben worden. Seit Monaten sind sie auf der Suche nach einer Wohnung für die große Familie in Berlin doch das ist fast aussichtslos. Nach zwei Jahren sprechen die Eltern kaum ein Wort Deutsch. Der älteste Sohn Amer (17) dagegen spricht sehr gut Deutsch. Er muss deshalb für seine Eltern sämtliche Formalitäten klären und ist genervt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 12.08.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 3
    Für manche ist die Dortmunder Nordstadt ein Problemkiez, eine „No-Go-Area“. Das Ruhrpott-Viertel zwischen Hafen und der ehemaligen Westfalenhütte hat einen miserablen Ruf. Aber es gibt auch das andere Gesicht dieses Stadtteils. Da sind Menschen, die an die Zukunft der Nordstadt glauben. In den vergangenen Jahren zogen viele Studenten hierher und Künstler eröffneten Ateliers. Privat-Investoren kaufen Häuser, renovieren sie und suchen gezielt nach Mietern aus allen Milieus. Vereine engagieren sich in ihren Quartieren. Nachbarn kommen zusammen und veranstalten Hofflohmärkte, Nordstadtbewohner laden sich zwei Mal im Jahr gegenseitig zum „Nordstadtdinner“ ein.
    Dortmund Nordstadt widersprüchlicher kann ein Stadtteil kaum sein. Dort Drogendealer, Kleinkriminelle, Prostituierte und Tagelöhner aus Osteuropa. Hier Cafés, in denen Hipster Kohlrabi-Crème-Suppe mit Paprika-Petersilien-Pesto löffeln, wo Arthouse-Filme im Programm-Kino laufen. Wie geht das Leben, das Miteinander bei so vielen Gegensätzen? Vor zehn Jahren hat das ZDF in der dreiteiligen Reportage „Rap, Koran und Oma Bonke“ schon einmal über die Dortmunder Nordstadt berichtet.
    Ein Jahrzehnt später schaut Autor Thomas Wedmann nach, ob und wie sich das Viertel gewandelt hat. Er hat Menschen wiedergetroffen, die ihrem Kiez seit damals die Treue halten. Und er hat Menschen kennengelernt, die neu in die Nordstadt gekommen sind, weil sie dort ein enormes Potenzial sehen. Es gibt aber auch Bewohner, die nur eines im Sinn haben: so schnell wie möglich von hier wegzukommen. Vier Monate hat das Filmteam den Alltag in der Nordstadt begleitet.
    Der Autor trifft Menschen wie Volkan Baran, der sich schon vor zehn Jahren um die Vermittlung von Ausbildungsplätzen für schwierige Jugendliche gekümmert hat. Heute sitzt der Lokalpolitiker vom Borsigplatz im Düsseldorfer Landtag. Annemarie Dahlmann lebt seit vier Jahrzehnten in der Nordstadt, betreibt zusammen mit ihrem Mann eine Traditionsbäckerei. Sie hilft, wo Hilfe gebraucht wird, hat der jungen Omeima, die aus Marokko geflüchtet ist, einen Ausbildungsplatz gegeben. Andreas Laube ist ebenfalls seit 20 Jahren „Nordstädter“ aus Überzeugung und hat inzwischen zahlreiche Häuser sanieren lassen, mit denen er neue Mieter ins Viertel holen will.
    Das ZDF-Team zeigt aber genauso die anderen Gesichter der Nordstadt: Ralf Wehrschmidt, der in einem Zelt an den Bahngleisen wohnt und dessen letzte Hoffnung der Obdachlosenpfarrer Daniel Schwarzmann ist. Und Marija Ivanova-Ferad und ihr Mann Suleyman Ferad, die wegen der Eurokrise 2010 aus Bulgarien nach Deutschland kamen und versuchen, sich mit einem Lebensmittelgeschäft eine neue Existenz aufzubauen. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 19.08.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 4
    Deutsche TV-PremiereSa 26.08.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 5
    Es ist ein Gedränge wie auf dem Bazar: Kaffeeverkäufer zwängen sich mit Kannen durch die Menge, die arabischen Supermärkte sind voll und es gibt Falafel oder Fladenbrot und Sisha-Bars. Es riecht nach Heimat und ist doch in Berlin – die Sonnenallee im Bezirk Neukölln ist zur „Schara Al Arab“, zur arabischen Straße, geworden. Viele Migranten finden hier ihren ersten Anlaufpunkt. Friseursalons reihen sich an Geschäfte mit orientalischen Backwaren und Schaufenstern mit üppig verzierten Hochzeitsgewändern. Arabische Satzmelodien mischen sich mit dem Lärm der dicht befahrenen Straße, ein Gewirr aus lauten Stimmen, Hupen und Polizeisirenen.
    Aber wenn Imat um sieben Uhr morgens seine Konditorei aufschließt, dann ist es ruhig in der Sonnenallee. Vor mehr als 20 Jahren kam er nach Deutschland, geflüchtet vor dem Bürgerkrieg im Libanon. Er macht in Berlin das, was er im Libanon gelernt hat: Zuckerwaren. Das sind klebrig süße Pistazien, Mandeln und anderes Nussgebäck, in kleine, fingerdicke Portionen geschnitten, die gewaltige Kalorienmengen in sich verbergen und einen hohen Suchtfaktor mit sich bringen. In seiner arabischen Konditorei sieht es aus wie im Vorderen Orient, aber es gibt auch Obsttörtchen für die deutsche Kundschaft.
    Im Laden arbeitet die ganze Familie mit, Sohn, Schwiegersohn, Neffe, und auch zwei geflüchtete Syrer hat er in der Backstube beschäftigt. Imat hilft gern, er weiß, wie schwer es ist, in einem Land anzukommen, ohne eine Ahnung von dessen Kultur zu haben. Die Zuckerbäckerei ist ein Anlaufpunkt für viele in der Sonnenallee. Für Flüchtlinge, die eine Wohnung suchen, für die Inhaberin des Brautkleiderladens, die sich Baklava zum Tee kauft, für syrische Familien, die schon lange hier leben und Heimatliches essen möchten.
    Auch der türkischstämmige Kommissar kommt nach einigen Festnahmen von Drogendealern und dem sich anschließen Papierkram gelegentlich in die Konditorei. Er kann nur die kleinen Dealer auf den Straßen rund um die Sonnenallee festnehmen, an die Hintermänner kommt man schlecht ran. Viel zu oft werden sie schon bald wieder freigelassen. Die Neuköllner Bürgermeisterin Franziska Giffey fordert mehr Polizei und Ordnungskräfte rund um die Sonnenallee. Eigentlich, sagt sie, müsste die Polizei rund um die Uhr Präsenz zeigen.
    Aber dafür fehlen die Mittel. Trotzdem ist sie stolz auf die Sonnenallee. Viele Geschäfte arabischer Einzelhändler florieren. Manche wurden erst vor kurzem von syrischen Geflüchteten eröffnet. Sie arbeiten hart und zeigen, dass man dem deutschen Staat nicht auf der Tasche liegen muss. Sie strengen sich an, die deutsche Sprache zu lernen und schicken ihre Kinder in die Schule. So könne Integration gelingen. Aber nicht alle Anwohner der Sonnenallee sind da so optimistisch. Johanna, die in einer Seitenstraße der Sonnenallee wohnt, sieht die Veränderung kritisch.
    Vor einigen Jahren hatte die Stadtführerin bei ihren Touren den Kiez noch als multikulturellen Schmelztiegel angepriesen. Nun warnt sie vor naiver Beschönigung der Situation. Die Ausbreitung der muslimischen Kultur vor ihrer Haustür würde das gefährden, was die Frauenbewegung mühsam erkämpft habe der Geist der Freiheit und des Selbstbestimmungsrechts würde von einer selbstherrlichen Machokultur verdrängt. Die Sonnenallee ist eine Straße die polarisiert. Der Film führt in das Innenleben der Straße, die zu den interessantesten Orten Deutschlands gehört. Denn hier zeigt sich, ob Integration gelingen kann. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 02.09.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 6
    Wohnen, wo andere Urlaub machen. Für viele Bewohner der Ostseeregion ist das kein Segen, sondern ein Fluch. Das Leben an den Küsten Vorpommerns ist keine Strandidylle. Es ist schwer, gut bezahlte Arbeit zu finden. Auf dem Stellenmarkt finden sich zwar viele Anzeigen aber überwiegend Saisonjobs im Hotel- und Gaststättengewerbe – und dort gibt es häufig nur den Mindestlohn. Heidi B. erlebt seit vielen Jahren, was es heißt, Saisonarbeiterin zu sein. Im Winter regelmäßig arbeitslos, verbringt sie die schönsten Monate im Jahr als Putzfrau in einem Gästehaus auf Rügen.
    Ihr Chef verrät, dass er über neun Euro Stundenlohn zahlt – damit kann er sich zu den großzügigeren Arbeitgebern rechnen. Ihr größter Wunsch sei es, einmal selbst mit der Familie in den Urlaub fahren zu können, erzählt Heidi B., die in einer Plattenbauwohnung lebt. Das aber sei mit ihrem schmalen Monatsverdienst nicht machbar. Reichtum und Armut prallen an der Ostsee aufeinander. Auf der einen Seite Highspeed-Yachten, die stundenweise zu Monatslöhnen gechartert werden. Auf der anderen Seite Menschen, die frustriert sind, dass es trotz harter Arbeit nur knapp über Hartz-IV-Niveau reicht.
    Petra B., Hausdame im Ostseehotel in Ahlbeck, ist mittlerweile die einzige deutsche Angestellte im Servicebereich des traditionsreichen Hauses. Fast die komplette Arbeit wird hier von polnischen Fachkräften erledigt, die im nahegelegenen Swinoujscie wohnen. Für sie lohnt es sich, in Deutschland zu arbeiten. Hier wird bis zu dreimal so viel gezahlt wie in Polen, und die polnischen Mieten sind noch vergleichsweise günstig. Für viele Einheimische ist es schlicht ausgeschlossen, in der Nähe ihres Arbeitsortes in den Seebädern eine bezahlbare Wohnung zu finden.
    Pendeln gehört zum Alltag an der Ostsee. Alexander L., Küchenchef im berühmten Restaurant zur Seebrücke in Ahlbeck, kommt aus Anklam. Er fährt jeden Tag 70 Kilometer, aber das sei immer noch günstiger, als wenn er hier wohnen würde. Als Küchenchef ist er schon privilegiert. „Ich sag mal: Man kommt über die Runden. Für die Leute, die hier normal arbeiten, für die Köche, die hier den Mindestlohn kriegen ( …), für die ist es sehr schwer.“ Ob arm, ob reich, ob Gast oder Kellner – der Verkehr nervt alle. Für die Millionen PKW, die hier jedes Jahr zur Hauptsaison fahren, fehlt es schlicht an Straßen.
    „An Regentagen, wenn alle, statt am Strand zu liegen, in ihr Auto steigen, ist es am schlimmsten“, erzählt Busfahrer Andreas K. Dann schieben sich kilometerlange Blechkarawanen in Schrittgeschwindigkeit über Usedom. Eine Busfahrt kann dann schon mal das Vierfache der fahrplanmäßigen Dauer erreichen. Obwohl die Kaiserbäder Usedoms und die Kurorte Rügens Inbegriff gediegenen Wohlstandes sind, gehören die Landkreise Vorpommerns zu den ärmsten in der ganzen Bundesrepublik. Es gibt Orte, wo die Hälfte der Einwohner AfD und NPD gewählt haben.
    Der Bürgermeister von Peenemünde nennt die Wahl „Protest gegen eine Politik, in der sich die einfachen Bewohner eines der schönsten Landstriche Deutschlands vergessen fühlen“. Der Film aus der Reihe „Mein Land, Dein Land“ begegnet Menschen, die tagtäglich für das Wohl der Touristen schuften und dabei schwierige Arrangements zwischen Leben und Arbeit treffen müssen, aber auch jenen, die das Glück haben, sich zu den Gewinnern des Ferienbooms zu zählen. Er erzählt kontrastreich vom Leben, Arbeiten und Urlaubmachen in einem der schönsten und gleichzeitig ärmsten Landstriche Deutschlands. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 09.09.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 7
    Schnäppchen-Jäger, aufgepasst! Ob Unterhosen mit Bananenaufdruck oder eine Feuerwerksrakete, Modell „Germania“. Auf dem Polenmarkt gibt es alles: vom Autozubehör bis zum Zaumzeug. Der Polenmarkt von Hohenwutzen liegt rund 70 Kilometer von Berlin, gleich hinter der deutsch-polnischen Grenze. Mit 700 Verkaufsständen und Läden der größte Markt dieser Art: ein Paradies für Extrem-Shopper. Was vor 25 Jahren mit Zigarettenbuden und Tankstellen begann, ist längst mehr: Ob beim Frisör, bei der Autowäsche, beim Shoppen, Essen, Trinken oder sogar Brautkleid-Schneidern erfährt hier jeder auf seine Art ein bisschen was über „mein Land“ und „Dein Land“ – sei es Polen, sei es Deutschland.
    Die Reportage „Abenteuer Polenmarkt“ in der Reihe „ Mein Land, Dein Land“ hat eine Woche lang Menschen begleitet, die sich auf dem Polenmarkt begegnen: Da sind zum einen Birgit und Michael Schüssler, die seit über 20 Jahren zum Monatsanfang auf den Polenmarkt kommen, um sich mit ihrem kleinen Einkommen mal was Schönes zu leisten. Da ist der Verkäufer Daniel Cirstean, der so locker wirkt, wenn er mit seinen deutschen Kunden scherzt, der aber auch erzählt, wie viel Fleiß und Zähigkeit es braucht, um hier Erfolg zu haben.
    Und da ist Nicolas Gesch, der deutsche Geschäftsführer dieses Polenmarktes, der Deutschen gehört. Er bewegt sich täglich in einer Art deutsch-polnischem Bermuda-Dreieck: deutsche Marktkunden, polnische Mieter, deutsche Eigner, polnische Gemeindeverwaltung. Sie alle leben davon oder damit, dass es die Grenze zwischen Deutschland und Polen praktisch nicht mehr gibt. Aber sie alle erfahren auf dem Markt auch, dass es neue Grenzen gibt zwischen Deutschen und Polen – wie sie damit umgehen, das zeigt die Reportage „Abenteuer Polenmarkt“. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 16.09.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 8
    Handwerker sind gefragt wie nie, doch es fehlt der Nachwuchs. Offenbar wollen zu wenige Jugendliche heute wirklich anpacken. Immer mehr Betriebe können freie Stellen nicht besetzen. Hat Handwerk immer noch goldenen Boden? Fakt ist: Die Auftragsbücher sind voll. Jeder dritte Handwerker erwartet steigende Umsätze. Doch ohne Fachkräfte geht gar nichts. Die „ZDF.reportage“ zeigt den Kampf deutscher Handwerksbetriebe um den Nachwuchs. Es werde immer schwieriger, fähige Auszubildende zu finden, sagen viele Handwerksmeister. Zementsäcke schleppen oder mitten in der Nacht aufstehen, um Brot zu backen – die Jugendlichen von heute seien sich dafür zu fein.
    Tatsächlich nimmt die Zahl der jungen Menschen, die die Schule mit Abitur verlassen, stetig zu – und immer mehr Abgänger entscheiden sich für ein Studium. Auch die Qualität der Bewerbungen sinke. Pünktlichkeit, Höflichkeit, Mathe-Kenntnisse und Rechtschreibung – das alles lasse nach Meinung vieler Ausbilder bei den jungen Leuten mittlerweile stark zu wünschen übrig. Dabei steigen die Anforderungen in vielen Lehrberufen. Ein Elektroinstallateur von heute berät seine Kunden zu Themen wie „Smart Home“, Heizungs-Techniker müssen komplexe Anlagen programmieren können, moderne Materialien und immer kompliziertere Vorschriften sind auch in ehemals „einfachen“ Berufen auf dem Vormarsch.
    Im Juli 2017 waren 30 000 Lehrstellen immer noch unbesetzt. Wer will heute Bäcker, Gerüstbauer, Maler, Elektroinstallateur oder Fleischer werden? Die „ZDF.reportage“ stellt Auszubildende und Ausbilder aus ganz unterschiedlichen Betrieben vor und zeigt: Das deutsche Handwerk steht vor einer existenziellen Herausforderung. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 23.09.2017ZDF
  • Staffel 2, Folge 9
    Die Droge Crystal ist in Deutschland auf dem Vormarsch. Die Zahl der polizeilichen Sicherstellungen steigt jährlich. Am schlimmsten: Die Konsumenten werden immer jünger. Selbst 13-Jährige schrecken vor der aufputschenden Droge nicht zurück. Obwohl die Liste der verheerenden Nebenwirkungen lang ist und der Konsum sogar zum Tod führen kann. Das Filmteam hat monatelang auf Schulhöfen in Mittel- und Süddeutschland recherchiert. Das Ergebnis: Crystal ist an vielen Schulen problemlos verfügbar. Dealer verkaufen es in Parkanlagen vor Schulgebäuden. Manche Kinder, so zeigen die Recherchen, versorgen Mitschüler sogar im Klassenzimmer mit der Droge.
    Doch was unternehmen Schulen dagegen? Wie funktioniert das schmutzige System Crystal? Die Reportage untersucht, warum Teenager zu der Droge greifen, wie skrupellos Dealer vorgehen und mit welchen Präventionsmethoden Schulen Kinder aufklären. Außerdem haben die Reporter eine Familie getroffen, die an der Crystal-Sucht des 14-jährigen Sohnes zerbrochen ist. Am Ende musste der Vater sein eigenes Kind von der Polizei in Gewahrsam nehmen lassen, um ihn zu einem Entzug zu zwingen. Heute nähern sie sich wieder an und treffen vor der Kamera den Mann wieder, der vielleicht dafür verantwortlich ist, dass der junge Mann noch lebt. (Text: ZDF)
    Deutsche TV-PremiereSa 30.09.2017ZDF

zurück

Erinnerungs-Service per E-Mail

TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Mein Land, Dein Land online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

Auch interessant…