Folge 143

  • Der Schriftsteller Christoph Hein – Von allem Anfang an

    Folge 143 (30 Min.)
    Christoph Hein – Bild: MDR/​Michael Schöne
    Christoph Hein
    Hein – Schriftsteller, Essayist und Dramatiker – wird in den achtziger Jahren fast über Nacht bekannt. Seine Erzählung „Der fremde Freund“ macht in Ost wie West Furore: In der Bundesrepublik erscheint sie unter dem Titel „Drachenblut“. Der Autor erzählt emotionslos sezierend die Geschichte einer DDR-Ärztin. Zu Hause im spießigen Ambiente eines Plattenbaus, ist sie erfolgreich im Beruf, aber bindungsunfähig. Das trifft den Zeitgeist. Das Buch wird in 22 Sprachen übersetzt. Für die einen ist es Sinnbild für das politische Verstummen einer ganzen Generation im Osten, für die anderen trifft das Kultbuch aus der DDR das „No-Future-Gefühl“ im Westen.
    Auch in den folgenden Jahren erweist sich Hein als Chronist brüchiger Schicksale. So in den Romanen „Horns Ende“ und „Der Tangospieler“, nach der Wende wieder in seinem Buch „Napoleonspiel“. Er selbst bezeichnete sich stets als einen „Chronisten ohne Botschaft“. Christoph Hein, Pfarrersohn und Absolvent der philosophischen Fakultät, macht sich nicht nur als Erzähler, sondern auch als Dramatiker einen Namen.
    Von seinen Vorwende-Stücken wird vor allem „Die Ritter der Tafelrunde“ bekannt: eine klarsichtige, kaum verhüllte Parabel auf das greise und moralisch verkommene Politbüro der Honecker-Ära. Hein
    zählt zu den aufmüpfigsten unter jenen Schriftstellern, die in der DDR ausharren. Auf dem letzten Schriftstellerkongress wendet er sich scharf gegen die politische Zensur und düpiert so öffentlich Erich Honecker. Gleichzeitig setzt er bis zuletzt auf Veränderungen.
    Noch auf der großen Alexanderplatz-Kundgebung im November ’89 fordert er einen reformierten Sozialismus. Später verwirft er diese Hoffnung als illusionär. In Essays, öffentlichen Reden, in Bühnenstücken wie „Randow“, Romanen wie „Landnahme“ oder als Herausgeber der Ost-West-Wochenzeitung „Freitag“ erweist sich Christoph Hein auch im vereinigten Deutschland als klarsichtiger und gleichzeitig toleranter Analytiker. 2005 wird sein Roman „Willenbrock“ von Andreas Dresen verfilmt.
    Es folgen Romane wie „Frau Paula Trousseau“ und „Weisskerns Nachlass“. In seinem zuletzt erschienen Band „Vor der Zeit“ erzählt er antike Mythen neu. Christoph Hein gehört heute zu den wichtigsten literarischen Stimmen des vereinten Deutschlands. 2012 wird er für seinen Roman „Weiskerns Nachlass“ mit dem Uwe-Johnson-Preis ausgezeichnet. Die Stadt Chemnitz ehrt ihn 2013 mit dem Stefan-Heym-Preis. Seine Autobiografie trägt den Titel „Von allem Anfang an“. „Lebensläufe“ fühlt sich diesem Anspruch verpflichtet. Christoph Hein feiert am 8. April 2014 seinen 70. Geburtstag. (Text: mdr)
    Deutsche TV-PremiereDo 03.04.2014MDR

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