Folge 5

  • 5. Ein schöner Traum – Das Rokoko

    Folge 5
    Der Facettenreichtum des Rokoko resultiert auch aus der politischen Situation im Deutschland des 18. Jahrhunderts. Es gab mehr als 250 Länder; jeder Duodezfürst regierte in seinem Territorium absolut und benutzte die Kunst als Propaganda für sich und sein Reich. So verdankt Würzburg seine Bedeutung den mächtigen Fürstbischöfen, die sich ab 1720 eine neue Residenz errichteten. Balthasar Neumann, einer der besten Architekten seiner Zeit, verlieh dem Bau geradezu imperiale Größe. Giambattista Tiepolo schmückte die Decke des Treppenhauses mit dem größten Fresko, das jemals geschaffen wurde.
    Auch in Brühl bei Bonn tritt ein mächtiger Bischof auf: Sein Schloss Augustusburg ist eine einzige Apotheose des Bauherrn, dessen goldene Büste den Besucher schon im Treppenhaus begrüßt. Die Bauwut des Rokoko erstreckte sich auch auf die Kirchen und Klöster. Hervorragendes Beispiel ist das Freie Reichsstift Ottobeuren, das mit dem kaiserlichen Escorial wetteifern will. Johann Michael Fischer erbaute hier ein Gotteshaus mit größter Prachtentfaltung. Die Klostergebäude sind auch nicht bescheiden, sie beherbergen eine Bibliothek und einen Kaisersaal, die reich mit Fresken und Statuen ausgestattet sind.
    Selbst die Wallfahrtskirchen entwickeln sich zu theaterhaften Schauräumen, so in Steinhausen bei Biberach, wo die angeblich schönste Dorfkirche Europas steht. In dem dortigen Deckengemälde werden sogar
    profane Themen aufgenommen, wie die vier Erdteile, die bis dahin zu dem Programm von Schlössern gehörten. Die größte und bedeutendste Wallfahrtskirche aber ist Vierzehnheiligen, erbaut wiederum von Balthasar Neumann: ein farbiger Lichtraum, in dem die Architektur zu schwingen beginnt und die Mauern sich aufzulösen scheinen.
    Neben den Schlössern und Kirchen hat das Rokoko auch spezielle Anlagen hervorgebracht, die der Zerstreuung und Entspannung dienen. In der Nähe von Bayreuth gibt es einen Felsengarten, „Sanspareil“ – „Ohnegleichen“ genannt, und das ist er wirklich mit seinen vielen Höhlen, Spalten, Grotten und bizarren Felsformationen und sogar einem in den Fels gehauenen Theater. Die Bayreuther Markgrafen waren Theaterfans, in ihrer Hauptstadt ließen sie sich ein Opernhaus erbauen, das vor Dekor und Schmuck geradezu strotzt.
    Wenn sich die Kunst des Rokoko auch weitgehend im Süden Deutschlands entfaltet, so setzt doch der Norden den Schlusspunkt. Im ehemaligen Preußen entwarf der König Friedrich II. selbst sein Schloss Sanssoucis, das er dann von dem Architekten Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff ausführen ließ. Stilistisch wetteifert dieser Bau mit den kaiserlichen Schlössern in Wien. Friedrichs Neues Palais in Potsdam schließlich ist mit seiner 240 Meter langen Fassade ein reines Machtsymbol des Absolutismus. Mit ihm geht die Epoche des Rokoko zu Ende, der Stil mündet in einer hohlen Geste. (Text: hr)
    Deutsche TV-PremiereSo 21.01.2007hr-Fernsehen

Sendetermine

Mo 22.03.2010
09:30–10:15
09:30–
Di 27.11.2007
12:00–12:45
12:00–
So 21.01.2007
12:00–12:45
12:00–
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