Folge 131

  • Faszination Verbrechen (3/​5)

    Folge 131
    Wieso bekam der Massenmörder Charles Manson so viele Heiratsanträge? Und warum begeistern die Rapper von „Außerkontrolle“ weniger mit Musik als vielmehr mit ihrem kriminellen Background? Der „Kulturpalast“ widmet sich dem Thema „Verbrechen“ und fragt, warum dieses oft so fasziniert? Zu Gast ist die Schriftstellerin und Juristin Juli Zeh, die sich immer wieder mit den Abgründen des menschlichen Handels beschäftigt hat. Keine gute Geschichte ohne ein anständiges Verbrechen. Ob Kains Kapitalverbrechen an seinem Bruder, der Raub der Helena im antiken Griechenland oder die Mordserie Macbeths bei Shakespeare – Verbrechen sind aus der Kunst nicht wegzudenken.
    Der gewaltsame Regelbruch, das gezielte, rücksichtslose Überschreiten der zivilisatorischen Vereinbarung verstört und fasziniert zugleich. Und irgendwie scheinen auch Verbrecher selbst anziehend zu wirken. Weiße Mittelschichtjugendliche tragen Hosen im Knast-Look und geben sich alle Mühe, als Ghetto-erfahrene „Original Gangster“ rüberzukommen. Für einen Gangster-Rapper gibt es kaum etwas Geschäftsschädigenderes als die öffentliche Anschuldigung, man sei ja gar nicht so böse … Im Wettbewerb darum, wer der böseste Bube ist, sind die vermummten Rapper von „Außerkontrolle“ ganz vorne: „Echte Verbrecher!“, „Hol die Black & Decker Flex aus dem Keller“, „Wir graben uns einen Tunnel direkt zu den Schließfächern“.
    Die Musiker verpassen keine Gelegenheit, auf ihr kriminelles Vorleben als Mitglieder der Berliner „Gullideckelbande“ hinzuweisen, die verschiedene schwere Einbrüche auf ihrem Konto hat und damit bis in das Pantheon des Verbrechens gelangte: In die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY …
    ungelöst“.
    Aber woran liegt es eigentlich, dass wir Kriminelle so faszinierend finden? Der amerikanische Massenmörder Charles Manson war ein ungepflegter Waldschrat von nicht mal 1,60 cm Größe und doch zog er andere so in seinen Bann, dass sie bereit waren, die brutalsten Morde zu verüben. Die junge Autorin Emma Cline (27) hat sich für ihren gefeierten Debut-Roman von Manson und seinen Jüngerinnen inspirieren lassen. „The Girls“ erzählt von einem wohlstandsverwahrlostes Mädchen, das in den Sog einer Manson-artigen Psychosekte gerät. Von radikaler Freiheit zur mörderischen Tat scheint es nur ein kleiner Schritt.
    Dostojewskij lässt grüßen. Der hat mit seinem Roman „Schuld und Sühne“ (besser übersetzt: „Verbrechen und Strafe“) das größte Werk der Weltliteratur über die Theorie des Verbrechens geschaffen. Sein Raskolnikov tötet eine Pfandleiherin, nur um zu beweisen, dass er es kann. Ein Verbrechen aus Überheblichkeit, in dem Glauben, dass man wie ein Napoleon über den Kategorien von Gesetz und Schuld stehe. Nun hat der polnische Krawallregisseur Jan Klata „Verbrechen und Strafe“ am Schauspiel Bochum inszeniert.
    Jana Schulz spielt den Raskolnikov – als Irren in einer irrsinnigen Welt. Kann es sein, dass es vielleicht ein grundlegendes Missverständnis gibt, wenn man über Verbrecher und ihre Taten spricht? Juli Zeh ist dem in ihrem aktuellen Roman „Unterleuten“ auf der Spur und sagt: „ Wir machen es uns oft leicht und denken: Es gibt gute Menschen und böse Menschen, oder es gibt normale und verrückte. Die bösen oder die verrückten, das sind dann die Verbrecher. In Wahrheit wollen aber die wenigsten Menschen etwas Böses, und trotzdem passieren ständig schreckliche Dinge auf der Welt.“ Schlummert da etwa ein kleiner Verbrecher in uns allen? (Text: 3sat)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.10.20163sat

Cast & Crew

Sendetermine

Sa 15.10.2016
19:30–20:00
19:30–
NEU
Füge Kulturpalast kostenlos zu deinem Feed hinzu, um keine Neuigkeit zur Serie zu verpassen.
Alle Neuigkeiten zu Kulturpalast und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Kulturpalast online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

    Folge zurückFolge weiter

    Auch interessant…