bisher 3 Folgen, Folge 1–3
1. Armes, reiches Wiesbaden
Folge 1 (50 Min.)Andreas lebte fünf Jahre lang auf den Straßen von Wiesbaden. Vor über einem Jahr hat er einen Schlafplatz in der „Teestube“ bekommen.Bild: ZDF und Farah M‘haimdat./Farah M‘haimdatWiesbaden – Nizza des Nordens. Zwölf Milliarden Euro Kaufkraft. Doch die Stadt kämpft mit Kinderarmut. Aminata Belli trifft Menschen mit mehr und mit weniger Geld zum Leben.
Wiesbaden hat hinter Offenbach die höchste Kinderarmutsquote in Hessen. Im Inneren Westend ist jedes zweite Kind von Armut bedroht. Das viele Geld der Wiesbadener wird nicht verdient, es wird vererbt. Aminata Belli trifft armutsbetroffene Kinder und reiche Erben.
Aminata ist das erste Mal in Wiesbaden. Schnell wird ihr klar, die Stadt riecht nach Geld. Ein riesiges Kasino, teure Sportwagen vor schmuckvollen Jugendstilfassaden, unzählige Luxusgeschäfte. Doch ein zweiter Blick offenbart auch große Armut. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist in Wiesbaden besonders groß. Dort beginnt Aminatas Reise.
Im Inneren Westend trifft sich Aminata mit Ali. Er ist dort aufgewachsen und zeigt Aminata seinen Kiez. Das Westend, oder auch „Klein-Istanbul“ genannt, ist eher ein hartes Viertel. Dort leben die meisten am Existenzminimum, jedes zweite Kind ist von Armut bedroht.
Ali führt Aminata durch die berühmte Wellritzstraße und spricht über seine schwierige Jugend. Seine Vorbilder damals fuhren fette Autos und trugen eine Rolex. Doch Ali schlägt einen anderen Weg ein, gründet eine Modelagentur. Er möchte seinem Westend etwas zurückgeben und organisiert Charity-Events.
Die Kinder der Rothers leben in anderen Sphären. Sie gehen auf eine Privatschule. Denn Christian und Stephanie Rother sind Millionenerben. Sie führen die Galerie Rother in der Taunusstraße in zweiter Generation, arbeiten mit Künstlern wie Tim Bengel zusammen. Sein goldener Bagel ist für zweieinhalb Millionen Euro zu kaufen. Auch mit ihrer Wohnung können die Rothers punkten. Was macht man, wenn die eigene Wohnung zu klein wird? Man kauft die Wohnung nebenan und durchbricht die Wand. Das Erbe von Christians Großeltern ist ein Segen, bringt aber auch Verantwortung und Belastung für die Rothers mit. Sie müssen das Erbe verwalten, möchten es für ihre Kinder aufrechterhalten und wollen auch der Gesellschaft etwas zurückgeben.
Andreas lebt eine ganz andere Realität. Lange wird sein Leben von der Straße diktiert: Alkohol, Drogen, Schnorren. Heute arbeitet er in der Teeküche in Wiesbaden, einer Aufenthalts- und Schlafmöglichkeit für Wohnungslose wie ihn. Er möchte seinen Brüdern und Schwestern auf der Straße helfen. Andreas ist enttäuscht von der Politik, zu oft wird das Thema Obdachlosigkeit ignoriert. Aminata ist dabei, als sich sein Leben radikal verändert: Andreas bekommt sein eigenes kleines Holzhäuschen.
Aminata fährt vor die Tore Wiesbadens – in den Rheingau. Umgeben von Weinreben wohnen Sophie und Max Egert in einer schicken Villa. Die Geschwister haben das Weingut ihrer Eltern übernommen und führen es in fünfter Generation. Die jungen Winzer bestätigen, dass es kaum möglich ist, ohne wohlhabenden Familienhintergrund ein Weingut zu kaufen. Sie sind sich ihres Privilegs bewusst, aber Wein machen heißt hart arbeiten. Besonders aktuell mit den steigenden Energiekosten und der Inflation haben die beiden oft schlaflose Nächte. Bei gutem Wetter chillen sie aber auch mal gern auf ihrem Partyboot, schippern über den Rhein und lassen die Korken knallen. Aminata ist mit dabei und lernt: Sekt aus Weingläsern muss schnell getrunken werden, damit die Kohlensäure nicht verschwindet.
Zurück in Wiesbaden rechnet Aminata mit Patricia deren monatlichen Fixkosten zusammen. Das Ergebnis: Das Geld reicht nicht. Patricia ist alleinerziehend und studiert halbtags im Fernstudium. Vieles in ihrer Wohnung ist secondhand, geschenkt oder selbst genäht. Dass ihr Sohn irgendwann dagegen rebellieren wird, ist Patricia klar, aber momentan ist das der Stand. Der leibliche Vater des Kindes ist nicht bereit, Unterhalt zu zahlen. Patricia muss von Sozialhilfen leben, was sie und ihren Sohn psychisch belastet.
Wohlstand und Armut bleiben in Deutschland ein schwieriges Thema. Viele Menschen wollen erst gar nicht mit Aminata darüber sprechen oder sagen im Verlauf der Produktion wieder ab. Geld ist ein Tabuthema in Deutschland, aber gerade deshalb ist es so wichtig, darüber zu sprechen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Do. 23.11.2023 ZDFinfo Deutsche Streaming-Premiere Di. 14.11.2023 ZDFmediathek 2. Armes, reiches Hamburg
Folge 2 (45 Min.)Tobias lebte über zehn Jahre auf der Straße. In dieser Zeit konsumierte er täglich Suchtmittel und beging Diebstähle, um den Stoff zu finanzieren.Bild: ZDF und Farah M‘haimdat./Farah M‘haimdatHamburg – das Tor zur Welt platzt aus allen Nähten. Aminata Belli lernt, wie sich sieben Quadratmeter anfühlen, was Hamburgs Sound ausmacht und wie die Wohlhabenden in Hamburg leben.
Hamburg hat den zweitgrößten Hafen Europas und die meisten Millionäre in Deutschland. Trotzdem herrschen auch hier Armut und große Wohnungsknappheit. Aminata Belli taucht in unterschiedliche Lebensrealitäten ein.
Hamburg – mehr Kiez und Knete geht nicht. Reeperbahn, Elphi, Speicherstadt. Aminata erinnert sich noch gut an ihr Studium und das oft schlechte Wetter. Doch im Sommer ist Hamburg einfach nur schön.
Der Wohnungsmarkt in der Stadt ist angespannt. Aminata weiß noch, wie schwer es damals war, eine Wohnung zu finden. Die Situation ist seitdem nicht besser geworden. In ganz Deutschland herrscht Wohnungsknappheit. Allein in Hamburg fehlen 50.000 Wohnungen. Zwischen Gänsemarkt und Billstedt sieht Aminata Wohnungen mit Stuck an der Decke, und sie lernt, wie einem auf unter sieben Quadratmetern die eigene nicht auf den Kopf fällt.
Maryam und Osman wohnen mit ihren beiden Töchtern am Gänsemarkt im Zentrum Hamburgs. Große Räume, schöne Fußböden, Stuck und teure Möbel. Als Maryam noch Medizin studierte, war Osman der Hauptverdiener, unterstützte seine Frau bei ihrem Studium. Mittlerweile leitet Maryam ihre eigene Zahnarztpraxis für Ästhetische Zahnmedizin und verpasst der Hamburger Schickeria ein strahlendes Lächeln. Und Osman ist der Hausmann. Gemeinsam haben sie viel durchgemacht und für ihr jetziges Leben gekämpft. Ihr Geheimnis für eine lange glückliche Ehe: viel Streit.
Tobias hört gerne Metal, Fußball ist sein Ein und Alles. Als Teenie trainierte er kurze Zeit sogar beim HSV, doch dann kam es zu einem Unfall, der seine Profiambitionen beendete. Mit seinem neuen Stiefvater verstand er sich gar nicht. Daher zog er mit 16 Jahren zu seiner damaligen Freundin, die ihn für jemand anderen verließ und ihn anschließend auch vor die Türe setzte. Tobias landete auf der Straße, traf die falschen Leute. Sein Alltag wurde bestimmt von Drogen. Heroin, Kokain, Gras, Crack: Tobias wurde jahrelang von der Sucht in Beschlag genommen. Aminata begleitet Tobias zum DrobInn, einer Substitutionsstelle direkt am Hamburger Hauptbahnhof. Täglich holt er sich dort seine Ersatzdroge ab.
Lars studiert Sozialökonomie, also wie er selbst sagt „ein bisschen BWL, bisschen VWL und bisschen Soziologie“. Vor dem Studium hatte er bereits drei Jahre Ausbildung und weitere drei Arbeitsjahre als Fluggerätmechaniker hinter sich gebracht. Lars ist gerade mal 23. Für das Studium trennte er sich von einem Vollzeitgehalt und lebt jetzt auf einmal auf 6,8 Quadratmetern. Selbst für dieses Zimmer musste Lars lange suchen. Er erzählt Aminata von der aufwendigen Wohnungssuche und den Absurditäten des Wohnungsmarktes in Hamburg.
Ansu ist Rapper im Stadtviertel Sankt Georg. Er rappt über sein Leben und seine Erfahrungen im Viertel. Ansu beschreibt das Viertel als zweigeteilt. Ein Teil wird beherrscht von Armut, Sucht und Prostitution. Der andere Teil ist über die Jahre schicker, hipper und vor allem teurer geworden. Und Ansu mittendrin. Mit Aminata spricht er darüber, dass man zuerst Knete braucht, um etwas verändern zu können.
Die hanseatische Art widerspricht dem protzenden Klischee von Reichtum, und auch die ärmeren Menschen in Hamburg leben unter dem Radar. Es bleibt eine Metropole, in der man in der Masse untertauchen kann, und trotzdem kann Aminata viele Einblicke gewinnen. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Do. 23.11.2023 ZDFinfo Deutsche Streaming-Premiere Di. 14.11.2023 ZDFmediathek 3. Armes, reiches Leipzig
Folge 3 (45 Min.)Diana verdient als Friseurin gerade einmal Mindestlohn. Es ist schwer mit so wenig Einkommen zwei Kinder groß zu ziehen. Bei einem Spaziergang möchte Aminata Belli mehr über den Alltag der Familie erfahren.Bild: Farah Mëhaimdat / ZDFLeipzig – die geschichtsträchtige Stadt boomt und zieht vor allem junge Leute an. Aminata Belli reist in den Osten Deutschlands und findet heraus, wie Menschen in Leipzig über Knete denken. Sie bekommt einen Einblick in die Kunst- und Start-up-Szene Leipzigs sowie in den Alltag von einkommensschwachen Familien. Trotz unterschiedlicher Lebensrealitäten sind sich alle bei einer Sache einig: Geld ist in Deutschland ungerecht verteilt. Mehr Brücken als Venedig, schicke Altbauten, coole Bars und Klubs: Leipzig liegt im Trend. „Hypzig“ oder „Kleinberlin“ nennt man die Boom-Stadt im Osten Deutschlands.
Vor allem Studentinnen und Studenten sowie kreative Geister zieht es dorthin. Leipzig ist modern, stets im Wandel und bringt eine gewisse Gelassenheit mit sich. Nur politisch ist dort einiges los, wie Aminata erfährt. Doch das war schon immer so. Bach hat in Leipzig in die Tasten gehauen, Goethe wurde das Herz gebrochen, und Napoleon verlor dort die alles entscheidende Völkerschlacht. Abgeschnitten vom Rest Deutschlands durch die innerdeutsche Grenze, war Leipzig die zweitgrößte Stadt der DDR. Doch die Leipzigerinnen und Leipziger strebten nach Freiheit und protestierten auf den Straßen.
1989 wurde in Leipzig der Grundstein für eine friedliche Wiedervereinigung gelegt. Wie leben die Menschen in der Stadt des Wandels? Und was denken sie über Armut und Reichtum? Willy ist Influencer oder Content Creator, platt gesagt verdient er sein Geld mit dem Posten von Fotos in schnieken Klamotten. Und damit kann man Geld verdienen? Oh ja! Angefangen hat alles mit dem Blog „Dressed Like Machines“. Das war damals wie Instagram mit mehr Text und längeren Ladezeiten.
Seine Reichweite wächst, genauso wie seine Sneaker-Sammlung. Im Peak besitzt Willy Turnschuhe im Wert von 35.000 Euro – klassische Wertanlage, meint er. Mittlerweile hat er mit seinen Freunden zusätzlich eine Marketingagentur gegründet. Willy kann sich nun endlich seinen großen Traum vom Eigentum erfüllen: Er zieht mit seiner Freundin in eine 135 Quadratmeter große Eigentumswohnung mitten in Leipzig. Was das kostet? Das verrät er Aminata bei einem Croissant auf seiner Terrasse. Willy hat es auf jeden Fall geschafft, aber reich möchte er sich trotzdem nicht nennen.
Er erzählt Aminata auf dem Fockeberg, wieso und was er mit diesem Begriff verbindet. Diana lebt ein völlig anderes Leben. Sie ist alleinerziehende Mutter und arbeitet als Friseurin. Zusammen mit ihrer jüngsten Tochter wohnt sie in einer Plattenbausiedlung in Grünau. Richtig klischeehaft. Doch wie ist es wirklich? Aminata findet ein Viertel vor, das sauberer ist als Berlin-Steglitz. Auch Diana und ihre Töchter fühlen sich dort wohl, und vor allem sind die Mieten noch bezahlbar. Als Friseurin verdient sie nämlich gerade einmal den Mindestlohn – da bleibt am Monatsende nichts übrig.
Aminata Belli trifft Diana im Friseursalon und spricht mit ihr über die These: Arbeiten lohnt sich nicht mehr. Charleen ist als Jugendliche in Leipzig unterwegs, als sie eine Modelagentin aus Versehen anrempelt. Wenig später hat sie ihren ersten Modelauftrag in Japan und verdient als 16-Jährige mal eben eine vierstellige Summe. Einfach crazy, und dabei bleibt es nicht, mittlerweile ist sie ein erfolgreiches Model. Nun zieht sie von Berlin zurück in ihre Heimatstadt Leipzig, denn sie zahlt in Berlin sehr viel mehr Miete.
Wie viel, kann Aminata selbst nicht glauben. Beim Tretbootfahren auf dem Cospudener See verrät Charleen, wie viel sie als Model verdient. Vanessa ist Illustratorin und politische Bildnerin, beides aus Leidenschaft und Überzeugung. Sie wohnt in einem Hausprojekt. Statt eines Vermieters oder Hausmeisters regeln die Mieter alles selbst. Darauf muss man schon Lust haben, aber dafür ist die Miete bezahlbar. Zusammen mit Aminata philosophiert sie über das Leben, die Gesellschaft und den Kapitalismus. Und am Ende schaffen sie eine Utopie von voller Umverteilung.
Leipzig ist eine Stadt mit viel Geschichte und engagierten Menschen, die etwas verändern wollen. Sie sind sich einig, dass Geld in Deutschland nicht gerecht verteilt ist. Wie sich das ändern kann, dafür haben sie verschiedene Ideen. Auch in dieser Folge zeigt sich: Nur wenn wir über Armut und Reichtum sprechen, kann sich auch etwas ändern. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft immer weiter auseinander. Für die Reportage-Reihe „Kiez & Knete“ reist Aminata Belli in deutsche Städte und trifft dort Menschen aus beiden Welten – Armutsbetroffene und Superreiche. (Text: ZDF)Deutsche TV-Premiere Mi. 15.01.2025 ZDFinfo Deutsche Streaming-Premiere Mo. 06.01.2025 ZDFmediathek
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