Rund zweieinhalb Millionen Menschen leben auf der Karibikinsel Jamaika, die Hälfte davon in Kingston. Zwei Drittel der Hauptstadtbewohner sind „downtown“ in den Armenvierteln zu Hause. Hier ist Gewalt an der Tagesordnung. Ein Schauspiellehrer versucht, die Energie der Heranwachsenden durch Theater und Musik in sinnvolle Bahnen zu lenken. Eine junge Frau moderiert im Radio eine tägliche Sendung für junge Mädchen und spricht insbesondere schwangere oder mit Aids infizierte Minderjährige an. Im Ghetto erinnern Mauersprüche an ermordete Jugendliche und an Helden der Schwarzenbewegung, wie Martin Luther King, Marcus Garvey und natürlich Bob Marley. „Uptown“ – jenseits der unsichtbaren Grenze durch Kingston – wohnen die reichen Jamaikaner, darunter der größte Produzent der einheimischen Kaffeesorte „Blue Mountain“, mit einem Kilopreis von 50 Euro der teuerste Kaffee der Welt und der größte Fleischimporteur des Landes, der aus einer ethnisch gemischten
Familie stammt und für den jamaikanischen „Melting Pot“ steht. Im ländlich geprägten Zentrum der Insel betreibt ein Jamaikaner chinesischer Herkunft eine kibbuzähnliche Gemeinschaftsfarm. Hier lernen junge Menschen aus westlichen Ländern landwirtschaftliche Techniken. Ein junger Deutscher entdeckt dabei, dass Jamaika mehr zu bieten hat als Cannabis und Reggae. Im Norden zeigt sich Jamaika wieder von einer anderen Seite. In der bei nordamerikanischen und europäischen Touristen sehr beliebten Gegend befindet sich das teuerste Hotel der Insel. Hier, wo eine einzige Übernachtung 1.500 Euro kostet, verbrachte Marilyn Monroe ihre Hochzeitsnacht mit dem Dramatiker Arthur Miller. Ganz Jamaika steht bis heute unter dem Einfluss der Rastafari-Bewegung. Diese erinnert an die afrikanische Herkunft der Jamaikaner, insbesondere an ihre äthiopischen Wurzeln. Aus der leidvollen Erfahrung der Sklaverei leiten die Rastafari ihre Forderung nach weltweiter Einheit und Brüderlichkeit ab. (Text: arte)