Dokumentation in 3 Teilen, Folge 1–3

  • Folge 1 (45 Min.)
    In den 50er und 60er Jahren wurden die Bundesbürger verführt und aufgeklärt. Mit Ausschnitten aus dutzenden Filmen dieser Zeit – darunter nie gezeigte, indizierte Szenen – mit den Erinnerungen von bekannten Zeitzeugen wie Hellmuth Karasek, Carlo von Tiedemann, Jochen Busse, Michael Graeter, Erika Berger u. a. lässt diese Dokumentation den Zeitgeist von damals wieder auferstehen. Eine Reise in eine Zeit, die unsere Gesellschaft bis heute prägt. Der Krieg ist vorbei. Langsam normalisiert sich das Leben in Deutschland. Mit der Währungsreform beginnt das deutsche Wunder. Die Zeit der rationierten Waren ist Vergangenheit.
    Mode und Luxus werden zum Ausdruck eines neuen Selbstbewusstseins. Die Frauen in Deutschland wollen endlich wieder schön angezogen sein – sich hübsch machen. Auch der Hunger nach Unterhaltung ist groß. Mitte der 50er Jahre gibt es rund 7.000 Kinos in der Bundesrepublik Deutschland. Aber auf der Leinwand geht es noch züchtig zu – doch dann gibt es den ersten Sexskandal. Der Film „Die Sünderin“ kommt in die Kinos. Die Gesellschaft wird freier. Das spiegelt sich auch auf der Kinoleinwand wider. Der Sex kommt in die Kinos. Vom künstlerischen Ingmar Bergmann – Film „Das Schweigen“ bis zu den sogenannten Aufklärungsfilmen.
    Nackte Haut füllte die Kinokassen. Um jeden Zentimeter Haut, der auf der Leinwand zu sehen ist, wird vor der FSK, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, erbittert gekämpft. Doch die sexuelle Revolution auf der Leinwand setzt sich durch. Aus verschämten Busenblitzern sind längst ausführliche Szenen mit nackten Körpern geworden. Oktober 1968. Uraufführung eines deutschen Films, über den das ganze Land spricht: „Du – Zwischenzeichen der Sexualität“. Dieser Film erschüttert Sittenwächter, erregt Zensoren und Richter.
    Vor den Kinokassen stehen die Besucher Schlange. Aber noch gibt die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, nicht alle Szenen frei. Immer, wenn es zu deutlich wird, schiebt sich schnell ein kluger Kopf vor die Akteure. Noch bleiben die wirklich gewagten Szenen hier die Ausnahme. Einen großen Raum nehmen Wissenschaftler ein, die den Aufklärungsfilmen eine wichtige Legitimation verschaffen. Der Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Giese diskutiert mit seinen Studenten. Er vertritt die damals revolutionäre These, „dass man Sexualität auch in einer anderen Optik als der des Zeugens und Empfangens sehen kann.“ (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSa 08.10.2016SWR Fernsehen
  • Folge 2 (45 Min.)
    Oktober 1968. Uraufführung eines deutschen Films, über den das ganze Land spricht: „Du – Zwischenzeichen der Sexualität“. Dieser Film erschüttert Sittenwächter, erregt Zensoren und Richter. Vor den Kinokassen stehen die Besucher Schlange. Ende der 60er Jahre tut sich Ungeheuerliches. Das Kino zeigt nackte Paare auf den Laken, reale Prostituierte bei der Arbeit und präsentiert dem fassungslosen Kinopublikum vermeintliche Perversionen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber noch gibt die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, nicht alle Szenen frei.
    Immer, wenn’s zu deutlich wird, schiebt sich schnell ein kluger Kopf vor die Akteure, der das Ganze wissenschaftlich erklärt – was ist und warum es so ist und dass es nicht so sein muss. Um den Film durch die Zensur zu bekommen, treten seriöse Professoren auf. Die Zensoren echauffieren sich über Masturbation, Schamhaare, Dildos und bemalte Brustwarzen. Die Produzenten befinden sich in dieser Zeit im Dauerkrieg mit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Auf der Leinwand räkelt sich ein Fotomodell splitterfasernackt vor der Kamera.
    Die seriösen Sex-Apostel teilen den Körper, das unbekannte Land, in erogene Zonen. Sexuelle Aufklärung wird zum großen Thema. Noch bleiben die wirklich gewagten Szenen hier die Ausnahme. Einen großen Raum nehmen Wissenschaftler ein, die den Aufklärungsfilmen eine wichtige Legitimation verschaffen. Der Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Giese diskutiert mit seinen Studenten. Er vertritt die damals revolutionäre These, „dass man Sexualität auch in einer anderen Optik als der des Zeugens und Empfangens sehen kann.“ Während die Gesellschaft noch über Sexualität und Freiheit diskutiert, hat eine Frau längst begonnen zu handeln und Handel zu treiben: Beate Uhse.
    Sie verkauft diskret verpackt Sexartikel, Verhütungsmittel und Aufklärungsliteratur – und baut damit ein wahres Sex-Imperium auf. Die ehrgeizige und unbeugsame Frau aus dem hohen Norden wird so zur Vorkämpferin für Sexualität. Sexualität im Alltag dieser Zeit ist eher brav. Ein bisschen schmutzig geht es allenfalls in den Rotlichtvierteln deutscher Großstädte zu.
    In einem Film wird der Besuch eines Freiers bei einer Prostituierten dokumentiert. Im Bordell kommt es zu einem ärmlichen Akt vor laufender Kamera. Bilder, die so natürlich nicht ins Kino kommen dürfen – in Deutschland Anno 1968. Während die Jugend immer selbstbewusster wird, stehen veraltete Paragraphen der freien Liebe unverrückbar im Weg. Die körperliche Vereinigung unverheirateter Menschen ist laut Gesetz verboten. Der sogenannte Kuppelei-Paragraph verbietet es, dass Mädchen ihren Freund über Nacht mit nach Hause bringen.
    In den Aufklärungsfilmen werden auch diese Grenzen thematisiert und überschritten. Aber nicht nur Kuppelei steht in dieser Zeit noch unter Strafe. Ein weiterer Paragraph ist umstritten, aber gültig. Homosexualität ist unter Strafe verboten. Der Film „Du“ greift auch das Thema Homosexualität auf, offen und authentisch. In dieser Zeit ein mutiger Schritt. Die Welle der Aufklärungsfilme erreicht ihren absoluten Höhepunkt. Bald geht es auf der Leinwand nicht mehr um Aufklärung oder wissenschaftliche Erläuterungen. Es geht allein um Sex. Das Publikum verlangt nach mehr. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.10.2016SWR Fernsehen
  • Folge 3 (45 Min.)
    Ende der 60er Jahre kommt auch der erste nackte Mann auf die Kino-Leinwand. Es ist Jochen Busse in dem Film „Ellenbogenspiele“. Das Medienecho ist gewaltig. Nach der Kinoleinwand erobert der Sex auch die Bühnen. Nackte Darsteller füllen die Theatersäle von München über London bis New York. „O Kalkutta“, „The Beard“ oder „The Geese“ werden internationale Klassiker. Künstler gehen Anfang der 70er Jahre noch einen Schritt weiter. Die amerikanische Malerin Betty Dodson sorgt mit ihren Zeichnungen des Sexualaktes für Aufsehen.
    Als Modelle halten echte Paare her. Das Ehepaar Phyllis und Eberhard Kronhausen, zwei international anerkannte Sexualforscher, zeigen in Stockholm ihre private Sammlung erotischer Kunst der Öffentlichkeit. Ihr erster in Farbe gedrehter Film „Freiheit für die Liebe“ ist so gewagt, dass er von der FSK, der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, nur in schwarz-weiß freigegeben wird. Aber die Gesetzeslage hat sich verändert, man kann auch Kämpfe gegen die Zensur gewinnen. Acht Tage nach Start der schwarz-weiß Fassung in den Kinos wird der Film von der FSK in Farbe freigegeben und wird zum Kassenschlager.
    Was vor wenigen Jahren noch undenkbar war, der Koitus kommt auf die saubere Leinwand. Ein echter Akt vor der Kamera. In Amsterdam wird eine echte Gruppensexparty dokumentiert. Was da gezeigt wird, war nach den damals herrschenden Gesetzen noch verboten. Aber diese Szenen beflügeln die Fantasie der Kinobesucher – und das nicht nur in Deutschland. Auch die gleichgeschlechtliche Liebe und Partnerschaft wird thematisiert. In der Gesellschaft ist die Meinung über Homosexualität nach wie vor geteilt.
    Anfang der 70er Jahre verändert sich der deutsche Film grundlegend. Die nackten Sternchen in den Sexfilmen verdrängen den Heimatfilm mit seinen Stars von der Leinwand. Der deutsche Film der 70er lockt mit Busen und Po und auch bekannte Schauspieler ziehen sich aus. In den Kinosälen der 70er läuft ein Sexfilmchen nach dem anderen. Die damaligen Produzenten erkennen den Zeitgeist und legen mit großem Erfolg Aufklärungsfilme, Sexkomödien und Erotikfilme nach.
    In den Filmstudios wird ein Streifen nach dem anderen gedreht. Kaum ein Film kommt mehr um das Thema Sex herum. Die Sexfilmwelle nimmt Fahrt auf. Die Aufklärungsfilme sind überholt. Keine vermeintlich wissenschaftliche Erklärung mehr als Feigenblatt – Hauptsache, es geht um Sex. Noch verbietet das Gesetz in Deutschland die Pornografie. Aber Sexunternehmer denken schon an die Zukunft und geben einen unfreiwillig komischen Einblick in ihr Geschäft. Eine neue Generation wächst heran. Tabus fallen. Es wird offen über Sexualität geredet. Es beginnt „Die Freiheit für die Liebe“. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSa 22.10.2016SWR Fernsehen

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