Folge 2

  • Der Kampf mit der Zensur

    Folge 2 (45 Min.)
    Oktober 1968. Uraufführung eines deutschen Films, über den das ganze Land spricht: „Du – Zwischenzeichen der Sexualität“. Dieser Film erschüttert Sittenwächter, erregt Zensoren und Richter. Vor den Kinokassen stehen die Besucher Schlange. Ende der 60er Jahre tut sich Ungeheuerliches. Das Kino zeigt nackte Paare auf den Laken, reale Prostituierte bei der Arbeit und präsentiert dem fassungslosen Kinopublikum vermeintliche Perversionen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Aber noch gibt die FSK, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft, nicht alle Szenen frei.
    Immer, wenn’s zu deutlich wird, schiebt sich schnell ein kluger Kopf vor die Akteure, der das Ganze wissenschaftlich erklärt – was ist und warum es so ist und dass es nicht so sein muss. Um den Film durch die Zensur zu bekommen, treten seriöse Professoren auf. Die Zensoren echauffieren sich über Masturbation, Schamhaare, Dildos und bemalte Brustwarzen. Die Produzenten befinden sich in dieser Zeit im Dauerkrieg mit der Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft. Auf der Leinwand räkelt sich ein Fotomodell splitterfasernackt vor der Kamera.
    Die seriösen Sex-Apostel teilen den Körper, das unbekannte Land, in erogene Zonen. Sexuelle Aufklärung wird zum großen Thema. Noch bleiben die wirklich gewagten Szenen hier die Ausnahme. Einen großen Raum nehmen Wissenschaftler ein, die den Aufklärungsfilmen eine wichtige Legitimation verschaffen. Der Sexualwissenschaftler Prof. Dr. Giese diskutiert mit seinen Studenten. Er vertritt die damals revolutionäre These, „dass man Sexualität auch in einer anderen Optik als der des Zeugens und
    Empfangens sehen kann.“ Während die Gesellschaft noch über Sexualität und Freiheit diskutiert, hat eine Frau längst begonnen zu handeln und Handel zu treiben: Beate Uhse.
    Sie verkauft diskret verpackt Sexartikel, Verhütungsmittel und Aufklärungsliteratur – und baut damit ein wahres Sex-Imperium auf. Die ehrgeizige und unbeugsame Frau aus dem hohen Norden wird so zur Vorkämpferin für Sexualität. Sexualität im Alltag dieser Zeit ist eher brav. Ein bisschen schmutzig geht es allenfalls in den Rotlichtvierteln deutscher Großstädte zu.
    In einem Film wird der Besuch eines Freiers bei einer Prostituierten dokumentiert. Im Bordell kommt es zu einem ärmlichen Akt vor laufender Kamera. Bilder, die so natürlich nicht ins Kino kommen dürfen – in Deutschland Anno 1968. Während die Jugend immer selbstbewusster wird, stehen veraltete Paragraphen der freien Liebe unverrückbar im Weg. Die körperliche Vereinigung unverheirateter Menschen ist laut Gesetz verboten. Der sogenannte Kuppelei-Paragraph verbietet es, dass Mädchen ihren Freund über Nacht mit nach Hause bringen.
    In den Aufklärungsfilmen werden auch diese Grenzen thematisiert und überschritten. Aber nicht nur Kuppelei steht in dieser Zeit noch unter Strafe. Ein weiterer Paragraph ist umstritten, aber gültig. Homosexualität ist unter Strafe verboten. Der Film „Du“ greift auch das Thema Homosexualität auf, offen und authentisch. In dieser Zeit ein mutiger Schritt. Die Welle der Aufklärungsfilme erreicht ihren absoluten Höhepunkt. Bald geht es auf der Leinwand nicht mehr um Aufklärung oder wissenschaftliche Erläuterungen. Es geht allein um Sex. Das Publikum verlangt nach mehr. (Text: SWR)
    Deutsche TV-PremiereSa 15.10.2016SWR Fernsehen

Cast & Crew

Sendetermine

Mi 22.06.2022
00:15–01:00
00:15–
Fr 05.10.2018
01:15–02:00
01:15–
Do 20.10.2016
02:20–03:05
02:20–
Sa 15.10.2016
23:20–00:05
23:20–
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