2017, Folge 21–40

  • Folge 21
    Wenn Albi Roebke vor der Tür steht, dann heißt das nichts Gutes. Roebke ist Pfarrer und Notfallseelsorger. Nach tödlichen Autounfällen, Familiendramen oder Selbstmord begleitet er die Polizei zu den Hinterbliebenen. Er ist dabei, wenn die Todesnachricht überbracht wird, aber er ist auch noch da, wenn die Polizei wieder gegangen ist. Sein Job ist es, über den ersten Schock, die ersten Tage zu helfen. Doch was kann man überhaupt für Menschen tun, deren Leben gerade zerbrochen ist? Alles, was dran ist, sagt Roebke. Manchmal kann das auch einfach nur bedeuten, eine Pizza zu bestellen.
    Menschen zu begleiten, auch in schweren Zeiten – das ist für Roebke das Kerngeschäft des Christentums. Dieser Lebensweg war für ihn alles andere als selbstverständlich. Als Jugendlicher war er Punk und als er überraschenderweise begann, Theologie zu studieren, erklärten ihn seine streng atheistischen Eltern für verrückt. Er blieb trotzdem dabei. 80 Einsätze hat Roebke im Jahr. 80 Mal Tod, Trauer und Verzweiflung. Wie hält er das selbst aus? Natürlich ist er abgehärtet, aber wenn eines der Opfer die gleichen Sandalen wie sein Sohn trägt, dann geht das auch an ihm nicht spurlos vorbei.
    Der Glaube könne dem auch keinen Sinn geben, sagt Roebke, der Glaube könne nur helfen, die Sinnlosigkeit auszuhalten. Etwas anderes kann er auch den Menschen, die er betreut, nicht sagen. Etwa der Frau, deren Sohn ermordet wurde. Bei seinem ersten Besuch hatte sie ihm noch entgegnet, ein Pfarrer sei das letzte, was sie jetzt noch bräuchte. Inzwischen schätzt sie die Gespräche mit ihm.
    Gläubig sei sie aber immer noch nicht, sagt sie ihm jedes Mal. Leider, fügt sie manchmal hinzu. „Manche Situationen sind so schlimm“, sagt Albi Roebke, „die werden nicht mehr gut. Aber man muss an ihnen nicht zerbrechen. Man kann sein Leben trotzdem auf die Kette kriegen.“ Roebke weiß, wovon er spricht. Über die Jahre ist er vielen Menschen in extremen Situationen begegnet und hat erlebt, was der Glaube aushält und was nicht. Und er hat auch am eigenen Leib erfahren, was es heißt, mit einem schweren Verlust konfrontiert zu werden. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 11.06.2017 Das Erste
  • Folge 22
    In der baden-württembergischen Gemeinde Frickenhausen leben mittlerweile 75 junge Männer aus Gambia und etliche syrische Familien. Suse und Roland, Eckardt und Antonie und der gesamte Arbeitskreis Integration haben im März 2015 die ersten Flüchtlinge herzlich aufgenommen. Von Herbst 2015 bis Frühjahr 2016 hat der SWR einen ersten Film dort gedreht und ihr Engagement um die Flüchtlinge dokumentiert. „Wir geben nicht auf“, war ihr Motto nach turbulenten Monaten. Ein Jahr später sind ist das SWR-Team wieder in Frickenhausen.
    Die Ehrenamtlichen ernten mit den Flüchtlingen zusammen Äpfel. Gemeinsam Sinnvolles tun … wunderbar! Alle sind freudig dabei. Aber Roland, einer der Helfer, klagt: „Seit 19 Monaten sind sie hier und man weiß immer noch nicht, ob sie bleiben dürfen oder nicht“, das kann er nicht verstehen. Roland kümmert sich nach wie vor mit um die Unterkünfte und seine Frau Suse managt die Kleiderkammer. Eckardt gibt Deutsch und rennt wie Antonie, die Frau des Pfarrers, auf die Ämter.
    Aber der Wind ist rauer geworden. „Zäh und zermürbend“ sei ihr Job, sagen sie. Wochenlanges Warten um Arbeits- und Ausbildungsgenehmigungen. Für Arbeitgeber, Flüchtlinge und Ehrenamtliche zu lange. Die meisten der Gambier sind nach zwei Jahren nach wie vor ohne Arbeit und ohne Ausbildungsplatz und total frustriert. Wie lange können wir noch den sozialen Frieden in der Gemeinde wahren, fragt sich Eckardt. Er, der immer Ansprechpartner für alle war, hat mittlerweile drei Tage pro Woche als privat erklärt, um seine Kräfte zu schonen.
    Antonie weiß sich von ihrem Mann unterstützt. Für ihn als Pfarrer ist das Engagement ein Gebot der christlichen Nächstenliebe. Aber Antonie sehnt sich nach mehr Zeit für die Familie und sucht nach Lösungen. Roland und Suse freuen sich über ungebrochene Spendenbereitschaft. „Wir haben die Afrikaner nicht gerufen, aber jetzt sind sie da, und wir müssen sie versorgen, wie alle anderen Bedürftigen auch. Die Jungs wollen alle arbeiten und Geld verdienen und niemandem auf der Tasche liegen“.
    Umso größer ist die Freude, wenn einer der Gambier in einem Job unterkommt oder eine berufsvorbereitende Schule besuchen kann. Aber es stehen auch Abschiebungen im Raum, womöglich nach Gambia, sorgen sich die Helfer. „Wir machen uns mitschuldig, wenn dort einer getötet wird“, sagt Eckardt im Hinblick auf den Diktator in Gambia. Als durch Wahlen Jammeh abgewählt wird und mit der Staatskasse das Land verlässt, beginnen in Frickenhausen ganz neue, zukunftsweisende Überlegungen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 18.06.2017 Das Erste
  • Folge 23
    Ihr Asylantrag ist abgelehnt. Morgens um fünf Uhr wird die Familie Uka mit ihren zwei kleinen Kindern zum Frankfurter Flughafen gebracht. Die angeordnete Abschiebung wird umgesetzt. Weil sie freiwillig nach Albanien zurückgehen, bleiben den Eltern die Handschellen erspart. Damit endet der Traum vom besseren Leben in Deutschland. Mit einem gewachsenen Schuldenberg geht es zurück in ihr kleines Dorf in Albanien. Wie wird es für die Familie dort weitergehen? Mit viel Fleiß und wenig Hoffnung machen sich die Ukas ans Werk. Sie lassen sich ungewöhnlich offen bei ihrem Neuanfang begleiten. Welche Chancen haben sie, und was gelingt ihnen in einem Land, das seit drei Jahren Beitrittskandidat der EU ist, und noch immer von großer Armut und archaischen Strukturen geprägt wird? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 09.07.2017 Das Erste
  • Folge 24
    „So einen Flugzeugabsturz noch mal zu erleben, fände ich gar nicht so schlimm, aber ich möchte ihn nicht mehr überleben.“ Claudia Rothmann-Kehler überlebte vor zehn Jahren einen Flugzeug-Crash in Thailand. 90 Menschen starben. Viele wurden verletzt, körperlich und seelisch. Auch Claudia Rothmann-Kehler litt jahrelang. Aber sie wollte kein Opfer bleiben. Heute ist die 35-Jährige wieder glücklich. Sie sagt: „Die Katastrophe gehört zu meinem Leben.“ Auch Thomas Staudinger wird das Unglück nie vergessen. Er saß in der Bahn, als vergangenes Jahr in bayerischen Bad Aibling zwei Züge ineinander rasten.
    Er hatte Glück, kam mit einem Nasenbruch und Prellungen davon. Zwölf Menschen starben. Die Bilder, Geräusche und Gerüche wird der 24-Jährige wohl nie vergessen. Er hat eine Trauma-Therapie gemacht und fühlt sich wieder einigermaßen sicher, fährt sogar wieder regelmäßig Bahn. Dass die Gedanken aber ein Leben lang um die Katastrophe kreisen, bestätigt Lothar Backes. Mit 87 Jahren hat er genug Lebenserfahrung um zu wissen, es hört nie auf. Lothar Backes war im saarländischen Luisenthal als Bergmann untertage, als 1962 eine Explosion 299 Menschen in den Tod riss. Er kam um Haaresbreite davon. Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, lebt er sein Leben in vollen Zügen.
    Doch immer, wenn er von Unfällen, Naturkatastrophen oder Terroranschlägen hört, ist er wieder das Opfer von damals. Dann sagt er mit Tränen in den Augen: „Die Erinnerungen lassen einen nicht los, die kommen immer wieder.“ Menschen, die verunglücken und überleben, haben einen besonderen Blick auf die Welt. Sie definieren ihr Leben neu, immer wieder. Claudia Rothmann-Kehler zieht eine positive Bilanz. Sie sagt, die Katastrophe habe sie zu dem gemacht, was sie heute ist. Diese zu verarbeiten gebe ihr viel Kraft: „Das ist eine Reise, die möchte ich nicht abschließen.“ (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 06.08.2017 Das Erste
  • Folge 25
    „Jede Kuh ist ein Individuum!“, da ist sich Anja Hradetzky (29) sicher. Gemeinsam mit ihrem Mann Janusz (29) und Söhnchen Johannes (3) betreibt sie nahe Brandenburg eine Milchviehwirtschaft der besonderen Art. „Unsere 27 Tiere sind fast das ganze Jahr draußen. Die Kühe ziehen ihre Kälber groß und die Hörner bleiben selbstverständlich dran!“ Anja geht mit dieser artgerechten Haltung ein hohes Risiko ein. Ihre Kühe geben weniger Milch. „Wir leben vom Verkauf der Milch. Wenn der Milchpreis weiter so fällt, wird es finanziell eng.“ Massentierhaltung kommt für sie aber nicht in Frage.
    Sie hofft darauf, dass immer mehr Menschen bereit sind, mehr Geld zu zahlen. „Es wird nicht leicht, etwas zu verändern. Die Menschen sind bequem.“, sagt sie und ihr Blick geht zu ihrem kleinen Sohn. „Aber wir müssen es versuchen, oder?“ „Meine Sicht auf das Leben veränderte sich vollständig mit der Geburt meines ersten Kindes.“, erzählt Anja Wolf (35). Sie schmeißt ihr Studium der Kulturwissenschaften in Berlin und lernt in der Schweiz das Käsemachen. „Das war alles so echt und unmittelbar. Es braucht so wenig für ein gutes Leben.“ Mit ihrem Mann Frank (32) und den Kindern hat sie jetzt einen Bio-Schafhof im nordrheinwestfälischen Beverungen.
    Das Haus ist noch im Bau, aber im Stall stehen schon 180 Milchschafe. Frischkäse will Anja aus deren Milch herstellen. „Ich bin da vielleicht etwas naiv herangegangen.“, gibt sie zu. Ihre Tage sind übervoll mit Arbeit, es bleibt kaum Zeit für Erholung. Ein Jahr begleitet „Gott und die Welt“ die Jungbäuerinnen und ihre Familien. Wird sich ihr Traum auf ein nachhaltiges Leben erfüllen und bleiben sie ihren Idealen treu, auch den Tieren ein möglichst artgerechtes Leben zu bieten? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 13.08.2017 Das Erste
  • Folge 26
    Deutschland ist in Urlaubsstimmung im Sommer 2017. „Gott und die Welt“ wirft einen ganz eigenen Blick auf das Thema „Auszeit“. Wir begleiten Touristen, die sich auf ein besonderes Urlaubs-Experiment einlassen: die Auszeit im Kloster. Die Hamburgerin Kressy ist zwar getauft, aber in die Kirche geht sie eigentlich selten. Trotzdem hat sie sich entschieden, für ein paar Tage ins Kloster zu gehen. Die Gemeinschaft der Nonnen und die Spiritualität des Ortes, das habe sie schon immer fasziniert, sagt sie. Bei den Benediktinerinnen im Kloster Burg Dinklage in Niedersachen will die Kunsttherapeutin ein paar Tage der Stille erleben.
    Wolfgang Eibert ist rüstiger Rentner und packt die Koffer für ein „Mitmach-Wochenende“ unter Mönchen im Kloster Plankstetten bei Nürnberg. Er mag die Abgeschiedenheit des Ortes und den durchgetakteten Tagesablauf. Die Mönche betreiben eine Bäckerei und einen Bio-Bauernhof mit Metzgerei. Anpacken, um runterzukommen – mit dieser Hoffnung geht der ehemalige Buchhalter ins Kloster. „Gott und die Welt“ zeigt, wie sich Klöster als spirituelle Urlaubs-Alternative neu erfinden.
    Dabei ist das Ferien-Angebot nicht nur Ausdruck christlicher Nächstenliebe, sondern für manches Kloster auch überlebenswichtige Einnahmequelle. So stand das Gästehaus von Kloster Arenberg bei Koblenz kurz vor dem Aus. Doch mit ihrer Wellness-Idee haben die Schwestern das Haus gerettet. Heute dienen sie nicht nur Gott, sondern auch der Entspannung ihrer Gäste. Mit der Mischung aus klösterlichem Leben und Wohlfühl-Angeboten haben sie heute eine Auslastung, von der manches Wellness-Hotel nur träumen kann. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 20.08.2017 Das Erste
  • Folge 27
    Mitten in Madrid, nur wenige Meter von den Touristenattraktionen entfernt, liegt das Restaurant Robin Hood. Ein Name, der hier Programm sei, sagt Padre Angel. Von den Reichen nehmen, um es den Armen zu geben. Nur dass die Reichen hier nicht überfallen werden. Padre Angel ist der Initiator des Restaurants. Seine Idee: Mittags können die Gäste freiwillig etwas mehr für ihr Essen bezahlen. Am Abend dürfen dann Menschen, die sich kein Essen im Restaurant leisten können, gemeinsam mit zahlenden Gästen speisen. Padre Angel ist 80 Jahre alt und in Madrid längst eine Berühmtheit. Seit mehr als fünf Jahrzehnten setzt er sich für sozial schwache Menschen ein.
    Seine Kirche hat er schon lange für alle geöffnet. Jeden Tag – 24 Stunden. Nachts können sie dort schlafen, morgens um acht gibt es ein Frühstück auf den Kirchenbänken, am Tag immer etwas zu essen, Sie erhalten kostenlose medizinische Untersuchungen und vor allem viel gelebte Solidarität von freiwilligen Helfern, die von der Idee des Padres begeistert sind. Doch das war dem Pfarrer nicht genug. Er wollte nicht nur Almosen verteilen, sondern Solidarität mit den Armen leben. Ganz im Sinne von Papst Franziskus. Als er hörte, dass in der Nähe der Kirche eine Gaststätte zu verpachten sei, kam ihm die Idee eines Restaurants für die Armen.
    Seitdem gibt es das Robin Hood. Ein Restaurant für Obdachlose mitten in einem Touristenviertel von Madrid? Wie das gelingt, zeigt dieser Film. Und er berichtet von einem Pfarrer und seinen vielen Helfern, die sich unermüdlich für das Schicksal sozial Benachteiligter einsetzen, führt die Zuschauer in eine Kirche der Solidarität und vor allem ins Restaurant Robin Hood. Dort wo Reiche und Arme gemeinsam speisen können. Unter dem Motto von Padre Angel: Freundschaft, Würde und Gemeinschaft. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 27.08.2017 Das Erste
  • Folge 28
    Mitten in der Nacht wird ein Pfarrer in der Nähe von Aachen niedergeschlagen. Pfarrer Charles Cervigne ist dafür bekannt, dass er sich seit Jahren um Geflüchtete kümmert und auch Kirchenasyl organisiert. In seiner Studentenzeit bekämpfte er bereits rechtsradikale Umtriebe. Als die Flüchtlingswelle ihren Höhepunkt hatte, wird Cervigne massiv von rechten Schlägern angefeindet und bedroht, dieses Mal machen sie ernst. An seiner Haustür wird er niedergeknüppelt. Ohne Spuren zu hinterlassen tauchen die Täter ab. Der Angriff ruft die Gemeindeglieder auf den Plan.
    Sie organisieren sich, um das Pfarrhaus zu bewachen und ihren Pfarrer zu beschützen. Charles Cervigne lässt sich nicht beirren: „Wenn wir die Gnade Gottes erwarten, müssen wir Menschen erst einmal anfangen, selbst gnädig untereinander zu sein.“ In der Südheide wird Pfarrer Wilfried Manneke am frühen Morgen von seinem Sohn auf eine Brandspur am Haus aufmerksam gemacht. Der zwölfjährige Junge will gerade zur Schule gehen, als er die Spuren des Angriffs auf sein Elternhaus bemerkt. Ein Molotow-Cocktail hätte einen Brand entfachen und die Familie in Lebensgefahr bringen können.
    Der Geistliche, dem der Anschlag gilt, ist seit Jahren bekannt für sein Eintreten gegen Rechts. Vor dem Anschlag ist Pfarrer Manneke EKD-Auslandspfarrer in Südafrika, noch zur Zeit der Apartheid. Was er in Südafrika erlebt, macht ihn sensibel auch für Formen des Rassismus in seiner Heimat Deutschland. Als er 1995 nach Unterlüß in der Südheide kommt, schließt er sich sofort den Protesten gegen das Neonazi-Zentrum „Hetendorf 13“ an. Wilfried Manneke ist sich auch nach dem Anschlag auf sein Pfarrhaus sicher: Nichts wird ihn davon abhalten, sich auch künftig den Nazis in den Weg zu stellen.
    „Wir kriegen Dich bald!“, diesen Satz hört Pfarrer Michael Kleim in Gera immer wieder – auch nachts am Telefon. Kleim fühlt sich schon lange bedroht. Sein Briefkasten wird gesprengt, zudem ist er Gewaltaufrufen im Internet ausgesetzt. Der Kampf gegen Rechts wird wider Willen zu seinem Lebensthema. Schon in der DDR hatte er sich für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt. Pfarrer Kleim ist der Meinung: Auch heute lohnt es sich, für Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 03.09.2017 Das Erste
  • Folge 29
    Pater Jens Petzold war es nicht an der Wiege gesungen, dass er einmal ein katholisches Kloster im Nordirak leiten wird. Er kommt aus einer atheistischen sozialdemokratischen Familie aus Berlin Neukölln. Trotzdem haben ihn Glaubensfragen von Kind an interessiert. Seine spirituelle Sinnsuche und seine Faszination für fernöstliche Spiritualität führten ihn schließlich in ein entlegenes Kloster nach Syrien. Im Kloster Mar Musa al Habaschi um den charismatischen Pater Paolo Dall’Oglio empfing er in der Osternacht 1996 die Taufe. Von dort aus ging er als Mönch in den Irak – eigentlich wollte er dort nur ein verlassenes Kloster wieder beleben.
    Doch mit dem Krieg und der Vertreibung der Christen aus der nahen Ninive-Ebene kam alles anders. Im Kloster der Jungfrau Maria von Sulaymaniyya standen plötzlich 200 Menschen vor der Tür. Pater Petzold und seine kleine Gemeinschaft packten an. Seit 2014 leben etwa 60 Familien beim Kloster, zunächst provisorisch in der Kirche, inzwischen in Containern. Der Krieg ist nahezu vorbei und es stellt sich allen die Frage: Bleiben oder gehen? Hat das Christentum im Irak noch eine Zukunft? Der Radio-Bremen-Film stellt die Menschen vor, die im Kloster der Jungfrau Maria leben, die Mönche und Nonnen, die freiwilligen Helfer aus Deutschland und Italien, die Flüchtlinge.
    Er begleitet vertriebene Christen in die Geisterstadt Qaraqosh und zeigt ihren Besuch ihrer ehemaligen Häuser. „Bleiben oder gehen?“ zeigt die Mönche, die in Gefangenschaft des sogenannten Islamischen Staates mit dem Leben bereits abgeschlossen hatten, und folgt Pater Petzold, der vom Leiter einer winzigen Gemeinschaft von Mönchen und Nonnen plötzlich zum Vorsteher einer kleinen Stadt wurde. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 10.09.2017 Das Erste
  • Folge 30
    In dem kleinen Städtchen Öhringen bei Heilbronn ist man stolz auf Serkan Güzelçoban. Der umtriebige Sternekoch mischt mit seinen Gourmet-Projekten immer wieder die Gastroszene auf. Doch mit seinem aktuellen Vorhaben sorgt er in seiner schwäbischen Heimat nicht nur für Aufsehen, sondern vor allem für Kopfschütteln. Güzelçoban will in der ehemaligen Orangerie in Öhringen ein Gourmetrestaurant eröffnen und dort inklusiv arbeiten: Sowohl in Küche und Service will er auch Menschen mit Handicap beschäftigen. Und Flüchtlinge. Seine Motivation zu Inklusion und Integration begründet der 32-Jährige mit seiner eigenen Biographie. Als Sohn türkischer Gastarbeiter geboren, wuchs Serkan Güzelçoban in dem Stuttgarter Problemstadtteil Heslach auf, ging dort auf die Hauptschule.
    Anschließend folgten mehrere Bewerbungen, genauso viele Absagen und eine lange Zeit des Nichtstuns – bis ein Gastronom ihm eine Chance gab und ihm ein Praktikum anbot. Serkan Güzelçoban ergriff diese Chance und machte innerhalb kurzer Zeit eine große Karriere: Für seine Kochkünste holte er mit gerade 29 Jahren einen Michelin-Stern. Jetzt will er anderen vermeintlich „Chancenlosen“ eine Chance geben. Aber: Spitzen-Küche und soziales Engagement – wird das funktionieren? Ilyas Meç hat Serkan Güzelçoban ein halbes Jahr bei seinem ungewöhnlichen Projekt begleitet. Der Film erzählt, wie die Zusammenarbeit in dieser bunten Konstellation klappt und wo sie an Grenzen stößt. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 17.09.2017 Das Erste
  • Folge 31
    Nicht nur in der Wahlkabine müssen wir uns entscheiden. Auch im Alltag sehen wir uns ständig vor die Wahl gestellt. Müssen Entscheidungen treffen, die für uns persönlich oft viel weitreichendere Konsequenzen haben: Kinder oder Karriere? Hamburg oder Frankfurt? Neuer Partner oder bleiben? Und nicht selten stellen sich unsere Entscheidungen als großer Fehler heraus. Und jetzt? Wie kommen wir wieder raus aus solchen Nummern? Ein Paar Schuhe kann man zur Not umtauschen. Manche Fehlentscheidungen aber wiegen so schwer, dass ein Ausweg fast unmöglich scheint. Nämlich dann, wenn man seine Beziehung, die berufliche Laufbahn oder seine Gesundheit ruiniert hat. Am Wahlsonntag macht sich Philipp Engel auf die Suche nach Menschen, die sich falsch entschieden haben und jetzt einen Weg aus ihrer verfahrenen Situation finden müssen. Wie gelingt ihnen das? Und ist es möglich, Entscheidungen möglichst so zu treffen, dass wir sie hinterher nicht bereuen müssen? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 24.09.2017 Das Erste
  • Folge 32
    Die Reportage-Reihe „Hirschhausen“ ist wohl das Persönlichste, das der Arzt, Autor und Moderator je für das Fernsehen gemacht hat, im Umfeld seines 50. Geburtstags stellt sich Eckart von Hirschhausen den Kernfragen des Lebens. Auf der Suche nach Antworten verbringt er für diesen Film drei Tage in einem Altenheim der Diakonie in Düsseldorf. Alt sein auf Probe. Wie sieht der Alltag in einem Heim aus? Wer sind die Bewohner? Welche Geschichten haben sie ihm zu erzählen? Eckart von Hirschhausen redet nicht nur über das Altern, er redet mit ganz normalen Alten und hört ihnen zu. Er lässt Emotionen Raum, stellt sich den Schattenseiten des Alterns und begegnet ihnen gleichzeitig mit Lebenslust und Leichtigkeit.
    „Ich möchte mir die Dinge auch nicht schönreden. Natürlich ist Altern auch Scheiße! Es ist hart, gebrechlich zu sein, Dinge nicht mehr zu können. Und ich glaube, das Schwierigste ist tatsächlich der Übergang, diese Phase, in der ich das Altern direkt spüre, wenn ich mich noch ständig vergleiche mit meinem früheren Ich.“ Was bedeutet es, alt zu werden – für unseren Körper und unseren Geist? Inwiefern stimmen unsere Vorstellungen vom Altern mit der Wirklichkeit überein? Und was kann dabei helfen, möglichst gut zu altern? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 01.10.2017 Das Erste
  • Folge 33
    Mit 19 Kamelen ziehen sie durch die Wüste, schlafen auf Sand und ernähren sich von der einfachen Kost der Berber. 14 Frauen und Männer setzen sich den Strapazen einer Karawane aus, um mehr über sich herauszufinden. Dafür haben sie sogar ihr Handy, Uhr und Kosmetika abgegeben. Für die 78-jährige Margarete ist der Weg durch die Wüste eine Begegnung mit der Endlichkeit des Menschen. Nirgendwo sonst, erzählt die ehemalige Hebamme, habe sie sich mit Leben und Tod und dem Sinn des Ganzen intensiver auseinandergesetzt, als in der stets sich ändernden Formation der Dünen. Martine erlebt die Wüste als Ort der Geborgenheit. Sie liebt es, den Sand am ganzen Körper zu spüren.
    Seit 25 Jahren begleitet Agnes von Helmolt „Sinnsucher“ durch die Wüste. Dabei erlebt sie stets neu, wie sehr die Sahara Menschen öffnet und ihnen die eigenen, oft verborgenen Gefühle und Gedanken, offenbart. Für die Karawanenführerin ist die Wüste auch ein idealer Ort für spirituelle Erfahrungen: „Die Wüste ist ein Tor zum Raum der Ewigkeit.“ 14 Tage lang hat Filmemacher Max Kronawitter eine Wüstenkarawane begleitet und dabei mit seinem Team faszinierende Wüstenlandschaften eingefangen. Und nicht nur die: Erstaunlich offen schildern die Teilnehmer in der Reportage, was die Wüste mit ihnen macht. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 08.10.2017 Das Erste
  • Folge 34
    In der St. Vicelin Kirche in Bad Oldesloe hat Pastor Hans Janßen Besuch von Schülern einer sechsten Klasse. Die Kinder sollen im Religionsunterricht auch die katholische Kirche kennenlernen und ihren etwas ungewöhnlichen Pastor: Hans Janßen war 20 Jahre evangelischer Pfarrer und ist jetzt katholischer Priester. Natürlich fragen auch die Kinder ihn, warum er nicht mehr evangelisch ist. Der Wechsel war kein leichter Weg für ihn: „Ich habe nicht mit einer solch großen öffentlichen Reaktion gerechnet. Das war belastender als ich dachte.“ Hans Janßen ist verheiratet und hat vier Kinder.
    Ihn packte die Sehnsucht nach einer anderen Art von Frömmigkeit. Er trug auch als evangelischer Pfarrer schon immer die Albe im Gottesdienst und war der Überzeugung, dass in der evangelischen Kirche dem Abendmahl nicht die ausreichende Bedeutung zukommt. Schließlich entschloss er sich zu dem radikalen Schritt. Er musste noch einmal für drei Jahre zum Studium ins Priesterseminar. Auch seine Frau konvertierte mit ihm zum Katholizismus. Für sie war diese Entscheidung ebenfalls alles andere als einfach. Als Pastorenfrau war sie sehr engagiert in der evangelischen Gemeinde: „Pfarrfrauen gibt es in der katholischen Kirche nicht.“ Pfarrer Wolfgang Schumacher ist evangelischer Pfarrer im mittelfränkischen Uehlfeld.
    Gemeinsam mit Konfirmanden und dem Kirchenvorstand baut er ein großes buntes Zelt für einen Gottesdienst im Grünen auf. Bis vor drei Jahren war er noch katholischer Priester im Bistum Trier. Ein wichtiger Auslöser für seinen Konfessionswechsel war, dass er für die Arbeit als Seelsorger immer weniger Zeit hatte. „Das war letztendlich ein mittelständisches Unternehmen, was ich geleitet habe.
    Es gab Kindergärten, Baumaßnahmen und ich war Manager mit zusätzlichen seelsorglichen Aufgaben.“ Statt Dienst am Menschen, so hat er es empfunden, hatte er immer mehr mit Verwaltungsarbeiten zu tun. Und die Zahl der Gemeindemitglieder nahm durch Strukturreformen immer weiter zu. Auch Amtsverständnis, Zölibat und das Verbot der Frauenordination wurden ihm mehr und mehr fraglich. Seinen Wechsel zur evangelischen Kirche sieht er gemeinsam mit seinem Lebenspartner nicht als Bruch, sondern als logische Konsequenz und den Abschluss einer persönlichen Entwicklung.
    Jedes Jahr wechseln tausende Christen von der katholischen Kirche in die evangelische oder gehen den umgekehrten Weg. Für „Normalchristen“ ist das inzwischen recht unspektakulär. Aber wie gehen Kirchenleitungen und Gläubige damit um, wenn Amtsträger ihrer Kirche den Rücken zuwenden und bei der „Konkurrenz“ auf die Kanzel steigen? In Ökumene-Debatten hat man oft den Eindruck, dass es noch immer unüberwindbare Unterschiede zwischen den Konfessionen gibt. Der Film zeigt, dass im individuellen Fall das scheinbar Unmögliche schon Realität ist, nicht nur in der Kirchenbank, sondern sogar auf der Kanzel. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 22.10.2017 Das Erste
  • Folge 35
    Jürgen Hefel hat es erst vor kurzem erfahren: Er hat jüdische Vorfahren. Lange Zeit wurde darüber in der Familie geschwiegen. Im Sommer 2017 trifft er plötzlich seine vergessene Familie: Nachkommen einer 1942 aufgelösten jüdischen Gemeinde in Vorarlberg, die heute in aller Welt verstreut leben. Darunter auch Karla Galindo-Barth. Sie lebt mit ihrer Familie in Guatemala, ist katholisch und hat vor wenigen Jahren von ihren jüdischen Vorfahren in Vorarlberg erfahren. Mit gemischten Gefühlen fliegt sie nach Europa. Jürgen und Karla stellen schon beim ersten Treffen auf dem Jüdischen Friedhof fest: Sie sind verwandt, ihre Vorfahren haben in Hohenems gelebt und liegen hier begraben.
    Neugier entsteht, es kommt zum intensiven Austausch über das eigene Leben, das unterschiedliche Schicksal der Familien. Jürgen ist zwar katholisch aufgewachsen, versteht sich heute aber als Atheist. Karla interessiert sich neu für jüdische Traditionen, die nun auch das Interesse von Jürgen wecken. Das Treffen bringt beide auch mit den Nachkommen muslimischer Einwanderer zusammen, die heute in dieser wirtschaftlich bedeutsamen Region leben. Der Student Hayri Can ist einer von ihnen. Er hat im Jüdischen Museum in Hohenems gearbeitet und steht während des Treffens als Fahrer zur Verfügung.
    Er erzählt, wie sehr auch ihn seine muslimische Familiengeschichte und die Auswanderung der Eltern geprägt haben. Die Jüdische Gemeinde in Hohenems in Vorarlberg wurde vor 400 Jahren gegründet und 1942 von den Nazis aufgelöst. Beim Nachkommentreffen im Sommer 2017 treten zum Teil dramatische, aber auch glückliche Familiengeschichten zutage. Nach und nach zeigt sich, wie stark dieses Band der Herkunft noch immer ist. Der Film begleitet Jürgen, Karla und Hayri – Menschen, die ihre Wurzeln neu entdecken und fragen: Wer bin ich? Wo komme ich her? Dass da noch mehr sein musste, als sie bislang wussten, hatten sie schon vermutet. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 29.10.2017 Das Erste
  • Folge 36
    Völlig unvorbereitet wird Familie Kahle aus Anzenkirchen in Niederbayern von einer Flutkatastrophe getroffen, wie sie sich statistisch gesehen nur einmal in 1000 Jahren ereignet. Innerhalb weniger Minuten wird alles zerstört, was sich Tanja und Frank über Jahre aufgebaut haben. Gerade erst haben sie Dach und Anbau fertig saniert, der Kredit ist längst nicht abbezahlt. Jetzt muss ihr Haus wegen „Gebäudetotalschaden“ abgerissen werden. Die Kahles stehen vor dem finanziellen Ruin. Auch Familie Voggenreiter muss noch einmal ganz von vorne anfangen. Im Dorf führen Hannah und Armin eine Bäckerei in der vierten Generation.
    Die Wassermassen haben ihren Laden, die Backstube und ihr Wohnhaus zerstört. Einige der teuren Backmaschinen sind defekt. Kahles und Voggenreiters plagen viele Fragen, tagsüber und erst recht nachts. Wie soll es für uns und die Kinder weitergehen? Wieviel Entschädigung werden wir bekommen? Können wir in unserer geliebten Straße bleiben? Wird das verheerende Hochwasser wieder kommen? Claudia Wörner begleitet sie im ersten Jahr nach der Jahrtausendflut und zeigt, wie sich beide Familien verzweifelt, aber sehr mutig ein neues Leben aufbauen. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 05.11.2017 Das Erste
  • Folge 37
    Das Leben von Melanie und Alex spielt sich in der und für die virtuelle Welt ab. Der Alltag der beiden: Die Jagd nach Likes und Followern. Doch das „normale“ Leben ist in der Welt von Facebook, Instagram, Twitter und Snapchat uninteressant. Die reale Welt mit Ecken und Kanten gehört nicht in das virtuelle Profil. Deshalb erschaffen sich die 21-jährige Melanie und der 19 Jahre alte Alex täglich neu. Für den Perfekten Auftritt opfern sie nicht nur Zeit und Geld, sondern setzen neue Prioritäten, verzichten auf Partnerschaft oder verschieben das Studium. Wenn nur noch Follower zählen, dann werden Familie und Freundschaften schnell ausgeblendet. Immer mehr Teenager leben in einer Scheinwelt, suchen Freundschaften und Anerkennung in den sozialen Medien und versuchen durch Selbstoptimierung dem virtuellen Idealbild zu entsprechen. Wie soziale Medien das Leben junger Menschen prägen und bestimmen können, beobachtet die Reportage. (Text: Tagesschau24)
    Deutsche TV-Premiere So. 12.11.2017 Das Erste
  • Folge 38
    Immer wieder verüben Islamisten schreckliche Anschläge im Namen Allahs. Auch in Deutschland radikalisieren sich junge Muslime. Mustapha Lamjahdi aus Frankfurt am Main und Ron Weber aus Berlin wollen das nicht hinnehmen. Sie kämpfen für eine Lesart des Islams, die friedlich, tolerant und mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Kein einfacher Kampf. Mustapha ist Vorsitzender einer Moschee-Gemeinde in Frankfurt und hat den Jugendrat der Moscheen ins Leben gerufen. Mit den Jugendlichen organisiert er Diskussionsveranstaltungen, moscheeübergreifend und in deutscher Sprache. Ihr Thema: die Vereinbarkeit von Islam und Demokratie in Deutschland. Mustapha und sein Jugendrat treffen dabei immer wieder auf den erbitterten Widerstand einer Gruppe von jungen muslimischen Demokratiegegnern, für die kein Gesetz über dem Koran stehen darf.
    Ron ist muslimischer Sozialarbeiter in Berlin. Er besucht Schulklassen und diskutiert mit den überwiegend muslimischen Schülern über ihre Religion. Er doziert nicht, er stellt Fragen und ermutigt die Jugendlichen, ohne Tabus über ihre Vorstellungen von Ehre, Familie und dem Koran zu sprechen. Geduldig und mit viel Empathie bringt er sie dazu, diese oft radikalen Vorstellungen zu hinterfragen. Dieser Film porträtiert zwei Gläubige, die mit jungen Muslimen um die Inhalte ihrer Religion ringen.
    Dabei wird auch sichtbar, wie zerrissen viele junge Muslime innerlich sind. Wie sehr sie sich nach klaren, verbindlichen Antworten sehnen. Niko Apel hat die beiden Präventionsarbeiter mehrere Monate mit der Kamera bei ihrem schwierigen Job begleitet. Er hat Einblicke bekommen, die der deutschen Mehrheitsgesellschaft sonst verschlossen bleiben. Er ist dabei, wenn die jungen Muslime Klartext reden. Und was da geredet wird, ist oft schockierend und schwer zu ertragen. Umso berührender ist der unermüdliche Kampf von Mustapha und Ron um die Köpfe und Herzen der nächsten Generation von Muslimen in Deutschland. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 19.11.2017 Das Erste
  • Folge 39
    Jörg Seerig (37) wurde durch eine Samenspende gezeugt. Wenn der Familienvater mit seinen eigenen Kindern über die Großeltern spricht, quält Jörg Seerig eine Frage, auf die er bis heute keine Antwort gefunden hat: Wer ist der unbekannte Samenspender, von dem er die Hälfte seiner Gene geerbt hat? Jörgs Mutter weiß nichts über den Spender und die Unterlagen wurden vernichtet. Doch die Suche nach seinem genetischen Vater lässt Jörg keine Ruhe. Als Jörg Ende der 70er Jahre in Zwickau mit Hilfe einer anonymen Samenspende gezeugt wurde, ahnte sowohl im Osten als auch im Westen Deutschlands niemand, dass sich Spenderkinder wie Jörg einmal für ihre Herkunft interessieren würden.
    Sowohl in der damaligen DDR als auch in der Bundesrepublik wurden zahlreiche Unterlagen vernichtet und die Erinnerungen ausgelöscht. Man versprach den Spendern Anonymität. Sein Schicksal teilt Jörg Seerig mit mehr als 100.000 anderen Menschen, die in den letzten Jahrzehnten in Ost- und Westdeutschland durch eine Samenspende entstanden sind. Jeder Mensch hat ein Recht auf Wissen über seine Herkunft.
    Das hat das Bundesverfassungsgericht 1989 entschieden. Doch erst ab Juli 2018 wird der Umgang mit den Samenspenden über Samenbanken gesetzlich geregelt. Die Daten der Spender sollen in einem Spendenregister dokumentiert und den Spenderkindern auf Nachfrage zugänglich gemacht werden, sofern der Samenspender keine Einwände erhebt. Für Jörg Seerig und viele weitere Betroffene kommt diese überfällige Neuregelung zu spät. Wir begleiten Jörg Seerig bei seiner Suche nach seinem genetischen Vater. Wird er mehr über seine Herkunft erfahren können? (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 03.12.2017 Das Erste
  • Folge 40
    Es sind vier Menschen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: eine Muslima, ein orthodoxer Christ, ein Katholik und ein Jude. Alle vier stammen aus Sarajewo, leben dort nicht nebeneinander, sondern wirklich miteinander. Wie schafft es die Stadt auf dem Balkan, diese Menschen zusammenzubringen? Wie gelingt es, dass an diesem Ort die Menschen trotz ihres unterschiedlichen Glaubens friedlich bleiben? Wer das erste Mal nach Sarajewo kommt, den beeindruckt vor allem die topographische Lage der Stadt – zwischen langgezogenen üppig-grünen Berghängen, eingeschmiegt ins Tal des Flusses Miljacka. Noch faszinierender aber: In Sarajewo existieren seit Jahrhunderten vier Religionen.
    Es gibt 90 Moscheen, 20 Kirchen und drei Synagogen auf engstem Raum. Leben und leben lassen – das große Geheimnis der Hauptstadt Bosnien-Herzegowinas? Nur ein paar Kilometer von Sarajewo entfernt z.B. beginnt das Gebiet der Republika Srpska. Regelmäßig drohen die bosnischen Serben mit einem Referendum und der Abspaltung ihres Landesteiles. Hier lebt man noch immer in der Vergangenheit, sieht eine Teilung Bosnien- Herzegowinas als unvermeidlich an. Aber auch muslimische Fundamentalisten sind auf dem Vormarsch. Sichtbares Zeichen: die von Saudi-Arabien finanzierte neue König Fahd Moschee. Mit ihr wuchs auch der Einfluss des Islam auf die Politik.
    Länder wie Saudi-Arabien oder die Türkei haben in Bosnien und Herzegowina hunderte Millionen Euro investiert. Geld, das man im muslimischen Teil gerne angenommen hat, denn die Arbeitslosigkeit liegt noch immer bei mehr als 20 Prozent. Doch inzwischen wachsen auch bei den Bosniaken die Zweifel, ob diese religiös motivierten Investitionen dem Zusammenhalt im Land nicht mehr schaden als nutzen. Das Filmteam trifft vier Einwohner Sarajewos, von denen jeder für sich eine ganz eigene Erklärung hat, warum das Zusammenleben der Religionen und der drei Ethnien trotz aller Spannungen um sie herum funktioniert. (Text: ARD)
    Deutsche TV-Premiere So. 10.12.2017 Das Erste

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