Folge 182

  • Folge 182

    30 Min.
    Das Herz der Finsternis: Nobelpreisträger Abdulrazak Gurnah über eine Jugend in Ostafrika – und die Schrecken des Kolonialismus!
    Löwen gibt es, Schlangen, glühendäugige Hunde, Würmer, die sich ins Ohr nagen, und andere wilde Tiere, auch wird das Licht der Sonne immer grüner, je näher man den Bergen kommt, am gefährlichsten aber sind die Menschen einander, die Araber, Inder, die Leute von der Küste wie die aus dem Inneren des Landes, und die grausam kalten Deutschen natürlich, die alle jene Gegend Afrikas besiedeln, in die Yusuf hineingeboren wird, um staunend zu erleben, wie die Welt seiner Kindheit einfach verschwindet. „Erst der Junge. Sein Name war Yusuf, und in seinem zwölften Jahr verließ er ganz überraschend sein Zuhause.
    Er erinnerte sich, es war die Zeit der Dürre, in der ein Tag war wie der andere. Unvermutete Blumen blühten auf und welkten. Seltsame Insekten flüchteten aus ihrem Versteck unter Felsbrocken und wanden und krümmten sich in dem gleißend heißen Licht, bis sie starben. Die Sonne ließ Bäume in der Ferne zittern und die Häuser leicht schwanken und nach Atem ringen. Jeder verirrte Fußball wirbelte Staubwolken auf, und über den Tagesstunden lastete angespannte Stille.“ So beginnt dieser schon vor fast 20 Jahren erschienene und erst jetzt auf Deutsch wieder verfügbare Roman.
    Abdulrazak Gurnah entfaltet in der Folge nicht weniger als einen literarischen Kontinent. Es ist das ausgehende 19. Jahrhundert, in dem das heutige Tansania von deutschen, britischen und belgischen Kolonialisten beansprucht wird, während die Einheimischen arbeiten, hungern, schmuggeln. Eine Versuchsanordnung fürs Scheitern ohne Grund, schwelende Katastrophe unter ewig glasender Sonne. Gurnahs klare, eindrückliche, immens anschauliche Sprache erschließt in diesem dramaturgisch eleganten Roman eine Welt, von der wir immer noch zu wenig wissen: Eine phantastische Reise, ein Abenteuer auf Leben und Tod, in aller Schönheit!
    Der
    Mittelpunkt der Welt: Katerina Poladjan über eine sowjetische Wohngemeinschaft – und das geheimnisvolle Wesen der Russen!
    Böse Menschen haben keine Lieder. Und dass der Russe gerne singt, wissen wir aus vielen lustigen Filmen. In der bröckelnd alten Gemeinschaftswohnung, 1000 Meilen östlich von Moskau, in der Maria Nikolajewna mit ein paar anderen haust, wird also musiziert, gekocht, intrigiert, getuschelt, und am Abend will Janka in der Küche ein Konzert geben. Aber die Gitarre ist zerbrochen, und außerdem scheint irgendetwas passiert zu sein: Sie spielen dauernd Chopins Trauermarsch im Radio. „Ein Scheißleben haben wir, sagte Maria Nikolajewna. Sie reichte Matwej eine Tasse Tee, setzte sich zu ihm an den Tisch und beugte sich über die Schachtel mit dem Konfekt.
    Im selben Augenblick stellte sie offenbar fest, dass dieser Satz, den sie oft und gern sagte, gerade gar nicht passte. Wohl daher fügte sie schnell hinzu: Und nicht mehr lange, dann wird es auch wieder Frühling, und die Birken bekommen kleine grüne Blättchen.“ Und schon sitzen auch wir in dieser Kommunalka, an einem ganz normalen Tag im März des Jahres 1985, atmen das Aroma von Braunkohlenrauch und Schweiß und gekochtem Fleisch mit Reis, hören den Menschen beim Reden und Schnaufen zu und beginnen, jedenfalls glauben wir das schnell, die Russen zu verstehen.
    Und von dieser Maria, Janka, von Matwej und den Karisen, dem Professor, den Kosolapijs und der Liebermann erzählt Katerina Poladjan hier so geschmeidig, lakonisch, so schonungslos genau wie berührend warmherzig, dass wir tatsächlich etwas lernen über das Hoffen und das Begehren in dunkleren Zeiten: Selbst das einfache Weitermachen hilft, ein bisschen wenigstens, denn irgendwo gibt es dann doch immer Licht. Ein kleiner und kluger und wunderschöner Roman!
    Außerdem Denis Schecks Kommentar zu den Büchern auf der aktuellen Spiegel-Bestsellerliste (diesmal Belletristik) und eine ganz persönliche Empfehlung: Katharina Adler, „Iglhaut“. (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 27.03.2022Das Erste

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So 10.04.2022
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So 03.04.2022
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23:50–
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