Folge 148

  • Folge 148

    30 Min.
    László Krasznahorkai: Baron Wenckheims Rückkehr (S.Fischer):
    Eine groteske Reise in die Vergangenheit und eine schrille Konfrontation mit der Gegenwart – László Krasznahorkai beschreibt eine apokalyptische Vision seiner ungarischen Heimat. Baron Wenckheim hat sein Geld in Argentinien verspielt. Mit vielen Koffern aber wenig Geld begibt er sich auf die Suche nach der ehemaligen Geliebten in seine Heimatstadt Gyula. Dort wird er, in der Hoffnung auf sein vermeintlich großes Vermögen, als Retter der heruntergekommenen Stadt mit großem Pomp erwartet. Doch das komödiantische Setting dieser spektakulären Heimkehr ist eine Täuschung. Die Geschichte von der romantischen Verklärung eines in den politischen Umbrüchen der Zeit moralisch verwahrlosten Landes und der Sehnsucht nach einem omnipotenten Heilsbringer nimmt nach und nach einen grotesk-tragischen Verlauf.
    In diesem, seinem 10. Roman, entwirft Krasznahorkai eine morbide Welt. Die Menschen in ihr kreisen verloren und irrlichternd um ihr eignes Schicksal. Sie alle erzählen die Geschehnisse aus ihrer ganz subjektiven Perspektive: Der ehrgeizige Polizeipräsident, der autoritäre Chefredakteur, der überforderte Bürgermeister, skrupellose Geschäftemacher, gewaltbereite Halbstarke, die enttäuschte Geliebte oder der vor der Welt in eine Waldhütte entflohene berühmte Professor – ein disharmonischer Trauerchor, dessen absurder Sound in dem entstandenen Chaos die nahende Katastrophe verkündet. László Krasznahorkai: „Das Chaos ist nicht der Endzustand, sondern der natürliche Zustand der Welt.“
    Die Sprachkünstlerin Rosemarie Tietze – Wie Leo Tolstois „Anna Karenina“ durch ihre Übersetzerin eine Wiederauferstehung feierte:
    Von der Übersetzung eines Buches vom Original in die jeweilige Landessprache hängt es ab, ob Schriftsteller*innen weltweit gelesen und berühmt werden. Durch Übersetzungen werden Klassiker zu einem globalen Kulturgut. Übersetzungen schaffen Neues, ohne ihre
    Vorlage zu verraten, sie interpretieren und erfassen gleichzeitig den Kern eines jeden Satzes, jeden Wortes und können ihm in der fremden Sprache Sinn und Bedeutung verleihen. Die Literaturkritik schätzt die Arbeit der Übersetzer*innen deswegen ebenso hoch ein wie die der Schriftsteller*innen. Was also wären die großen Russen ohne ihre Übersetzerin Rosemarie Tietze? Sie hat die Romane von Fjodor Dostojewski, Vladimir Nabokov, Boris Pasternak, Boris Schitkow, Andrej Bitow und auch Leo Tolstoi in Deutsche übertragen.
    Ihre Übersetzung von Anna Karenina zum Beispiel hat Tolstois berühmteste Frauenfigur noch einmal zu neuem Leben erweckt (Hanser Verlag). Als profilierteste Literaturübersetzerin Deutschlands wurde Rosemarie Tietze u.a. mit dem Paul Celan-Preis des deutschen Literaturfonds, dem deutschen Sprachpreis und dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Ihre Arbeit als Übersetzerin vergleicht die „Sprachkünstlerin“ Rosemarie Tietze mit der eines Schauspielers:“ Ich interpretiere das Werk eines Anderen, spiele es nach in meiner Sprache.“
    Empfehlung: Tania Blixen „Afrika – dunkel lockende Welt“ (Manesse):
    Denis Scheck: „Afrika, dunkel lockende Welt“ ist ein Buch des Abschieds, ein Buch, aus dem man Sterben lernen kann – und zu lieben, auch wenn man Blixens Werk den Zeitpunkt seiner Niederschrift deutlich anmerkt. Natürlich ist auch Tania Blixen nicht frei vom Kolonialdenken ihrer Zeit. ( …) Und doch erzählt „Afrika – dunkel lockende Welt“ nicht nur von Jagdausflügen einiger europäischer Reaktionäre und Snobs auf einer Kaffeeplantage in der Nähe Nairobis. Die hohe Sinnlichkeit von Blixens Prosa ergibt sich gleichermaßen durch ihr hohes Maß an Empathie wie durch ihre erstaunliche Beobachtungsgabe, dem genauen Blick für die Natur wie für die Sitten der Kikuyu und Massai, der Somalis und Suahelis.“
    Und wie immer in „druckfrisch“: Der lustvoll pointierte Kommentar zur Spiegel-Bestsellerliste, diesmal: „Sachbuch“, musikalisch eingeläutet von der Rapperin Leila Akinyi (Text: ARD)
    Deutsche TV-PremiereSo 25.11.2018Das Erste

Sendetermine

So 02.12.2018
23:45–00:15
23:45–
So 02.12.2018
12:30–13:00
12:30–
Sa 01.12.2018
04:25–04:58
04:25–
So 25.11.2018
23:35–00:05
23:35–
NEU
Füge Druckfrisch kostenlos zu deinem Feed hinzu, um keine Neuigkeit zur Serie zu verpassen.
Alle Neuigkeiten zu Druckfrisch und weiteren Serien deiner Liste findest du in deinem persönlichen Feed.

Reviews & Kommentare

    Erinnerungs-Service per E-Mail

    TV Wunschliste informiert dich kostenlos, wenn Druckfrisch online als Stream verfügbar ist oder im Fernsehen läuft.

    Folge zurückFolge weiter

    Auch interessant…