T. C. Boyle: Die Terranauten: Die Welt ist draußen, wir sind drinnen: Unter einer riesigen Glasglocke proben vier Männer und vier Frauen zwei Jahre lang das Überleben in einer künstlichen Natur. Das Experiment dient als Vorbereitung für eine Mars-Mission – doch für Boyle ist es vor allem ein soziales Experiment. Wie die Kandidaten es nicht erwarten können, wirklich „auserwählt“ zu werden, und wie dann nach und nach das Paradies zum Gefängnis wird – das schildert Boyle in seinem neuen, genialen Roman mit einer Mischung aus Ironie und Mitgefühl. Was erwartet die Menschheit von solchen Versuchen? Warum tun Menschen sich das an? Und warum platzen manche vor Neid, bloß weil sie nicht dabei sein dürfen? Ein grandioser Blick auf unsere selbstverliebte Event-Gesellschaft. Mathias Énard: Kompass: Die Zeichen der Zeit stehen auf Konfrontation zwischen Orient und Okzident – umso wichtiger sind Bücher wie dieses. In einer schlaflosen Nacht streifen die Gedanken eines Wiener Orientalisten durch
die überreiche Geschichte der Beziehungen zwischen Morgenland und Abendland, zwischen Islam, Judentum und Christentum. Mathias Énards Werk ist eine Art Ideenroman, der den Lesern vor Augen führt, wie viel diese Kulturen miteinander verbindet, ja, dass man den Westen ohne den Orient gar nicht denken kann. Außerdem empfiehlt Denis Scheck Jonas Lüschers Roman „Kraft“: Ein deutscher Rhetorikprofessor versucht sein Glück im Silicon Valley. Dort hat ein Internet-Mogul einen Essay-Wettbewerb ausgeschrieben: eine Million Dollar für die beste Antwort auf die Frage, warum alles, was ist, gut ist – und wir es dennoch verbessern können. Der Schweizer Autor Jonas Lüscher hat einen bitter-komischen Roman über das Weltbild von Wirtschaftseliten und die Ideologie des ewigen Fortschritts geschrieben. Am Ende ahnt auch der deutsche Professor, dass sich die Welt nicht mit einer App retten lässt. Und – last but not least – kommentiert Denis Scheck die aktuelle „Spiegel“-Bestsellerliste (diesmal: Belletristik). (Text: ARD)