Die Wollersheimer Folge 1: Ein Laden für die Zukunft
Folge 1
1. Ein Laden für die Zukunft
Folge 1 (30 Min.)
„Hier kommt der Eingang hin, die Einkaufswagen, dort Fahrradständer!“ Standortbesichtigung im 660-Seelen-Dorf Wollersheim. Ein Lebensmittelmarkt soll hier entstehen, allerdings ein kleiner, einer von denen, die es eigentlich nicht mehr gibt, weil sie nicht überlebensfähig sind: ein Dorfladen. Einen Laden wollen die Wollersheimer, damit sie als Dorf weiter bestehen können. Damit sie nicht als Schlaf-Stadt enden – überaltert und ohne Nahversorgung. Sie wollen sich ihre Heimat erhalten – und damit ein Beispiel setzen gegen Landflucht. Die vierteilige WDR-Serie DIE WOLLERSHEIMER ist die Geschichte eines Dorfes, das seine Zukunft selbst in die Hand nimmt. Eine dokumentarische dreijährige Langzeitbeobachtung – ein Heimatfilm. Wollersheim ist winzig, gelegen zwischen Düren und Zülpich in der Voreifel südwestlich von Köln. Es gibt eine Kirche, es gibt eine Kneipe – aber seit 20 Jahren keinen Laden mehr. Dem Dorf fehlt ein Geschäft, ein Treffpunkt, ein Ort der dörflichen Gemeinschaft. Und finanziell geht es auch nicht gut. Ein Sparkommissar hat zwischenzeitlich das Sagen in der Gemeinde Nideggen, zu der die Wollersheimer gehören. Die Wollersheimer merken: eine Rettung von außen wird es nicht geben. Von der Politik erwarten sie nicht mehr viel. Sie nehmen ihr Schicksal in die Hand und kämpfen um ihr Dorf und dafür, dass die Jungen nicht wegziehen müssen. Die Wollersheimer sind keine Protestbürger, aber auf die Straße gehen sie jetzt auch. Sie sammeln Stimmen und Geld für ihr
Genossenschaftsprojekt. Dabei gehen mehr als zwei Jahre ins Land. In dieser Zeit passiert so einiges. Aus Nachbarn werden Geschäftspartner – in guten wie in schlechten Tagen. Doch am Ende steht der „Wollersheimer DORFLADEN“. „Wenn man keine Wünsche hat, können auch keine erfüllt werden!“, so sieht Helmut Nagelschmidt die Dinge und packt sie an, zusammen mit seinen Nachbarn. DIE WOLLERSHEIMER sind eine Gruppe entschlossener Freiwilliger, die ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen. Weil jede Gründung mit einer Marktanalyse beginnt, machen Helmut Nagelschmidt und seine Mitstreiter eine Bürgerbefragung. Heute ist er zusammen mit Magdalena Prinz-Falter unterwegs. Sie arbeiten sich von Haus zu Haus und einen Fragebogen ab: Würden die Dorfbewohner Geld aufbringen, um den Laden zu finanzieren und damit dessen Existenz sichern? Selbst wenn die Wollersheimer dort einkaufen würden, erst einmal braucht der Laden Startkapital. 200 Euro soll ein Anteilsschein für die Dorfladen-Genossenschaft kosten. Viel Geld für die Wollersheimer. Helmut Nagelschmidt und seine Mitstreiter müssen ordentlich dafür werben. Kurz vor der Gründung der Genossenschaft kommen ihnen Zweifel. Magdalena Prinz-Falter, eine der treuesten Streiterinnen für den Dorfladen, hat plötzlich ein ungutes Gefühl: „Es läuft gerade nicht rund, was man so aus dem Dorf hört: das gibt doch sowieso nichts. Und das schafft ihr eh nie, das viele Geld zu besorgen.“ Scheitert das Experiment Dorfladen, bevor es begonnen hat? Helmut will gar nicht daran denken. (Text: WDR)